Mangal-Prozess Chemnitzer Wirt zu acht Jahren Gefängnisstrafe verurteilt

11. Oktober 2022, 20:25 Uhr

Im Oktober 2018, kurz nach dem Mord an Daniel H. und den darauf folgenden rechten Ausschreitungen, brannte in Chemnitz das türkische Restaurant "Mangal". Zunächst wurde ein ausländerfeindlicher Hintergrund vermutet. Später geriet jedoch der Wirt des Lokals ins Visier der Ermittler. Er soll die Brandstiftung in Auftrag gegeben haben. Darüber verhandelte bis heute das Landgericht Chemnitz, nun fiel das Urteil.

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Der ehemalige Betreiber des Restaurants "Mangal" in Chemnitz ist vom dortigen Landgericht zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wie Gerichtssprecherin Marika Lang sagte, wurde der der aus der Türkei stammende Ali T. unter anderem wegen versuchten 15-fachen Mordes, Brandstiftung und schwerem Betrug zu der Freiheitsstrafe verurteilt. "Nach Auffassung des Gerichts konnte dem Angeklagten nachgewiesen werden, dass er nicht nur den Auftrag dazu gegeben hat, sein Lokal anzuzünden, sondern auch an der Tat beteiligt war", so Lang.

In den Wohnungen über der Gaststätte schliefen in der Tatnacht 15 Menschen. Durch den Knall der Explosion des Brandsatzes wurden einige wach und alarmierten die Feuerwehr.

Ziel des Anschlags: Versicherung sollte fast 300.000 Euro zahlen

Der Prozess hat laut Lang gezeigt, dass der Angeklagte die Brandlegung in seinem Lokal beauftragte, um die Versicherungssumme von rund 300.000 Euro zu kassieren. Danach hatte er Rechtsradikale der Tat bezichtigt. Der Fall sorgte nach den Ausschreitungen von Rechtsextremen im Jahr 2018 und Angriffen auf ein jüdisches und zwei persische Restaurants in Chemnitz überregional für Schlagzeilen. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (beide CDU) zeigten sich öffentlich mit Ali T. und sprachen ihm Mut zu.

Auf das türkisches Restaurant Mangal in Chemnitz ist in der Nacht zum Donnerstag offenbar ein Brandanschlag verübt worden.
Die Versicherung hatte dem Angeklagten nach dem Brand fast 300.000 Euro Schadenersatz gezahlt. Bildrechte: imago images/HärtelPRESS

Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre Haft gefordert

In ihrem Plädoyer am vorletzten Verhandlungstag hatte die Staatsanwaltschaft eine zehnjährige Haftstrafe für Ali T. gefordert. Außerdem forderte sie, die Versicherungssumme von 300.000 Euro einzuziehen. Die Verteidigung plädierte dagegen auf Freispruch.

Verteidigung will in Revision gehen

Der Verteidiger von Ali T., Andrej Klein, sagte MDR SACHSEN, dass sein Mandant die Tat weiterhin vehement bestreite. "Deswegen ist jede Strafe zu hoch, insbesondere die jetzt verhängte", schätzt der Anwalt ein. Er respektiere das Urteil, werde es aber nicht akzeptieren. "Deswegen werden wir Revision dagegen einlegen."

MDR (kbe/tfr)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 11. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

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