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Vier Walzenstühle gehören zur Mühle. Früher wurde hier Getreide zu Mehl gemahlen. Bildrechte: Dany Striese

Restaurierung abgeschlossenSeit dem Mühlentag läuft Schmidt-Rottluff Mühle wieder

29. Mai 2023, 17:06 Uhr

Die historische Mühlentechnik in der Wohnmühle des bekannten Künstlers Karl Schmidt-Rottluff klappert wieder. Am Pfingstmontag ist der restaurierte Elektromotor wieder angesprungen - passend zum Deutschen Mühlentag in Sachsen. Damit ist auch einer der original Walzenstühle erstmals wieder gestartet. Die Sanierung der denkmalgeschützten Anlage hat der Förderverein nach zehn Jahren nun so gut wie abgeschlossen.

Der Förderverein Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz e.V. engagiert sich seit fast zehn Jahren, um die Mühle wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie soll ein Begegnungs- und Veranstaltungszentrum werden. Nun ist dafür ein weiterer Schritt getan worden. Nach aufwendiger Restaurierung kann die historische Mühlentechnik in Betrieb genommen werden. Dafür ist unter anderem ein Elektromotor aufwendig restauriert worden. Die Maschine treibt die Walzenstühle an, in denen früher Getreide gemahlen wurde. Besucher können nun die Mühle erstmals wieder in Funktion sehen.

1892 vernichtete ein Brand die Mühle. Ein Jahr später erfolgt der Neubau samt Wohnung für die Familie Schmidt. Bildrechte: Dany Striese

Für Restaurierung bundesweit Handwerker gesucht

Die alte Mühlentechnik wieder zum Laufen zu bringen war schwierig. Nur wenige Handwerker beherrschen noch den Umgang mit der historischen Technik. Doch schließlich konnte im Jahr 2017 in der Region ein Meister aus dem Erzgebirge gefunden werden. Die Freude dauert aber nicht lang, krankheitsbedingt musste ein Ersatz für den Restaurator gefunden werden. So zogen sich die Aufbauarbeiten der Mühlentechnik über vier Etagen, inklusive der Walzenstühle, bis heute hin.

Restaurierung der Mühlentechnik u. a. des Motors dauerte mehrere Jahre. Die Maschine treibt die Walzenstühle an. Bildrechte: Dany Striese

Unser Ziel ist aber nicht, dass wir Getreide zu Mehl mahlen. Da gibt es schon genug, die das machen. Bei uns steht Schmidt-Rottluff im Fokus. Es geht um die Atmosphäre, die der Künstler in seiner Kindheit erlebt hat.

Brigitte Pfüller | Vorsitzende des Fördervereins

Geschichte und Finanzierung zum Wiederaufbau

Sponsoren, Spender, Fördergelder und regionale Handwerker haben die Umsetzung der Bauvorhaben des Fördervereins ermöglicht. Die Rottluffer Technik gehört zu den größten noch erhaltenen Mühlen im Raum Chemnitz. 1883 kauft Friedrich August-Schmidt, der Vater des heute weltberühmten Künstlers das Mühlengrundstück. Ein Jahr später, 1884 wird dort Sohn Karl geboren. Mit drei weiteren Geschwistern verbringt er seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend dort bevor er nach Dresden studieren geht. Zu jener Zeit belieferte die Mühle der Familie die Bäckereien in Chemnitz und im Umland.

Eine alte Schrotquetsche. Die Mühle der Schmidts belieferte Bäckereien im heutigen Chemnitz und im Umland. Bildrechte: Dany Striese

1913 musste Vater Schmidt die Mühle aus gesundheitlichen Gründen verkaufen. Von dem Geld baute er nebenan ein neues Wohnhaus. Dieses Gebäude will die Stadt Chemnitz zum Museum umbauen lassen. Beide Häuser in der Limbacher Straße gehören als Elternhäuser des Künstlers und als Ensemble-Schmidt-Rottluff zu den Interventionsflächen für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.

Wer war Karl Schmidt-Rottluff?- Karl Schmidt-Rottluff wurde am 1. Dezember 1884 im heutigen Chemnitz-Rottluff gebroen und starb im August 1976. Er war ein deutscher Maler, Grafiker und Plastiker.
- Schmidts Vater war der Mühlenbesitzer Friedrich Schmidt. Karl Schmidt wurde auf dem Gelände der Mühle in Rottluff geboren. Er studierte später Architektur an der TU Dresden. Am 7. Juni 1905 wurde die Künstlergruppe Brücke von den Architekturstudenten Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl und Erich Heckel in Dresden gegründet.
- Als Expressionist wird Rottluff später weltbekannt.

Zu DDR-Zeiten wurde die Mühle bis Ende der 1970er Jahre durch das VEG Rabenstein als Mischfutterwerk genutzt. Nach 1990 hatte sie eine bayrische Investorengemeinschaft gekauft. Diese kümmerte sich allerdings nicht um die Mühle, informierte der Förderverein. Um sie vor dem Verfall zu retten, kaufte schließlich die Stadt Chemnitz das denkmalgeschützte Gebäude und begann mit einer Teilsanierung.

Aufbau der Mühle. 1909 erfolgte die Umstellung auf Elektroenergie. Bildrechte: Dany Striese

Einige Jahr später, 2014, hatte sich der Förderverein gegründet um den Wiederaufbau der Mühle voranzutreiben und sie für die Menschen wieder begehbar zu machen. Die Sanierung steht 2023 fast vor dem Abschluss. Das Gebäude soll noch einen Fahrstuhl bekommen, um auch barrierefrei zugänglich zu sein.

Pläne für Veranstaltungen

Künftig will der Förderverein die Mühle mit Ausstellungen, Lesungen, Diskussionsrunden und Angeboten für Kinder mit Leben füllen. Eine erste Ausstellung, so die Vereinsvorsitzende, soll es zum Tag des offenen Denkmals am 10. September geben. Dann soll sich alles um die Sanierung der Mühle drehen.

Vorsitzende vom Förderverein Brigitte Pfüller im künftigen Ausstellungsraum der Mühle. Bildrechte: Dany Striese

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