Pflegeausbildung Motivierter Pflege-Nachwuchs in Chemnitz bekommt moderne Technik
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In der Pflege- und im Gesundheitsbereich herrscht Personalmangel, nicht erst seit der Corona-Pandemie. Ausländische Pflegekräfte werden rekrutiert, die Ausbildung soll besser werden, über die Bezahlung wird immer weider gestritten. Im Chemnitzer BSZ wird mit dem "Care Unit" jetzt die Ausbildung wirklichkeitsnäher gestaltet. Die Schülerinnen und Schüler bewerten das als zusätzliche Motivation für ihre Arbeit.

"Ich wusste ich schon früh, dass ich etwas im Sozialbereich machen will. Außerdem ist meine Mutter selbst Krankenschwester. Dadurch ist das jetzt mein Lieblingsberuf." Der "Lieblingsberuf", von dem der Schüler am Beruflichen Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen in Chemnitz spricht, heißt Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Fünf dieser Nachwuchsfachkräfte haben MDR SACHSEN erzählt, warum sie ausgerechnet in diesem Beruf arbeiten wollen, über den seit Monaten so viel diskutiert wird.
Durch Praktikum zum Traumberuf
Für eine der Schülerinnen war ein Praktikum entscheidend für ihre Berufswahl. "Seitdem kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als alten und kranken Menschen zu helfen, sie zu unterstützen und bis zu ihren letzten Lebenstagen an ihrer Seite zu stehen. Mir selbst gibt das viel Kraft, anderen Menschen zu helfen." Ihre Mitschülerin ergänzt, dass auch für sie ein Schülerpraktikum den Ausschlag gegeben habe. "Ich war in dem Altenheim, in dem auch meine Mutter arbeitet." Dann habe sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin begonnen. "Bei den Praktika ist mir klar geworden, dass ich in die Pflege gehen will." Einer ihrer Mitschüler sagt, dass er schon früh gewusst habe, keinen Bürojob zu wollen.
Ich brauche die Abwechslung. Im Pflegeheim oder im Krankenhaus sieht man das: viele verschiedene Menschen, verschiedene Krankheitsbilder. Das ist super interessant.
Gleichzeitig sieht der junge Mann aber auch, dass viele Vorurteile gegenüber Pflegeberufe hegen. "Man wir schnell abgestempelt: Pfleger, das sei nur Po putzen und Fäkalien wegmachen. Dabei ist das viel mehr. Die Interaktion mit den Menschen, der medizinische Bereich. Das ist viel umfassender, als allgemein bekannt", erzählt er.
Anderer Blick auf wertvollen Beruf in Berufsorientierung
Dem pflichtet auch der Schulleiter des Beruflichen Schulzentrums, Mario Friedrich, bei. "Der Schlüssel liegt dabei, diesen Beruf auch anders darzustellen. In der Berufsorientierung kann man sehr viel tun. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf diesen sehr schönen und wertvollen Beruf aufmerksam zu machen." Das Selbstverständnis merke man auch bei den BSZ-Schülerinnen und -Schülern.
Dazu diene auch die neue "Care-Unit", eine Ausbildungs-Station, an der sehr lebensnah der künftige Alltag in den Pflegeberufen geübt werden kann. "Sie ist natürlich primär für unsere Schüler da. Aber auch zur Berufsorientierung haben wir sie den Oberschulen angeboten." Hier habe man andere Möglichkeiten, den Beruf praxisnaher darzustellen, als im Krankenhaus oder Pflegeheim mit echten Menschen.
Was ist eine Care-Unit?
- Die Care-Unit umfasst mehrere Räume und bietet neben Puppen mit Sensorik und modernen medizinischen Geräten auch zwei Pflegebetten, wie sie den Schülerinnen und Schülern in der Praxis begegnen.
- An zwei täuschend echt wirkenden Dummys können sie pflegerische Tätigkeiten trainieren, etwa Verbände anzulegen, Puls- und Blutdruckmessungen, Katheterlegen, Blutnahmen und Infusionen.
- Die Reaktionen, die die lebensgroßen Puppen nachahmen können, umfassen auch Hustenreiz und Erbrechen.
Lebensnahe Ausbildung mit modernen Lernbedingungen
Schulleiter Mario Friedrich ist froh über die Ausstattung seiner Schule. "Seit der Zusammenfassung der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einer generalistischen Pflegeausbildung waren wir auch gefordert, solche Räume neu zu denken." Die Technik bezeichnet er als "absolut zeitgerecht", die aktuell zur modernsten in Berufsschulen gehöre.
Ich glaube, gerade diese Berufsgruppe hat es verdient, einen solchen Raum für die Ausbildung zu bekommen. Man merkt das den Schülerinnen und Schülern auch an, dass sie sehr froh darüber sind.
Für den Ausbau und die technische Einrichtung der Räume hat die Stadt Chemnitz 220.000 Euro bezahlt. "Ich glaube, dass wir damit als Berufsschulzentrum sehr gut aufgestellt sind und es wenig Vergleichbares gibt", meint Schulleiter Friedrich. In dem Beruflichen Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen lernen 870 Schülerinnen und Schüler in acht Ausbildungsrichtungen und vier Fachbereichen. Sie werden von rund 60 Lehrkräften unterrichtet.
Dummy-Puppen lindern Berührungsängste
Die Schülerinnen und Schüler sind sich einig, dass ihnen die Care-Unit helfen wird, sich spezifischer auf ihre künftige Arbeit im Krankenhaus oder Pflegeheim vorzubereiten. Eine Schülerin sagt: "Es macht sehr viel Spaß, weil man, bevor man praktisch an Menschen übt, schon einmal an einer Puppe geübt hat und dann die Berührungsängste nicht mehr so groß sind." Eine andere ergänzt, dass allein die Blutabnahme und das Messen des Blutdrucks an dieser Puppe sehr realistisch sei. "Das alles ist schon aufregend."
MDR (tfr/dt)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hier ab vier | 01. Februar 2022 | 16:20 Uhr