EröffnungPochen Biennale in Chemnitz: Stadtrundgänge, Lesungen und mobile Sauna
Auf dem Wirkbau-Gelände in Chemnitz eröffnet am Donnerstagabend die 4. Pochen-Biennale für multimediale Kunst. Für das Festival sind mehr als 40 Events geplant – wie Lesungen, Musikperformances, Stadtrundgänge, Filmscreenings und eine mobile Sauna. Die Ukraine und ihre aktuelle Situation sind Ausgangspunkt für die Werke der Künstlerinnen und Künstler. Viele von ihnen stammen auch aus der Ukraine. Titel der Biennale ist diesmal "Ex Oriente Ignis", zu Deutsch: "Das Feuer kommt aus dem Osten".
- In Chemnitz zeigt die Pochen Biennale Arbeiten zum Thema "Das Feuer kommt aus dem Osten".
- Dem Team geht es um eine ästhetische Aufarbeitung des Krieges in der Ukraine und um den Umgang mit dem postsozialistischen Erbe.
- Als Begleitprogramm gibt es für die Menschen in Chemnitz vier Wochen lang dutzende Veranstaltungen.
Zum mittlerweile 4. Mal findet in Chemnitz die Pochen Biennale für multimediale Kunst statt. Auf mehr als 2.000 Quadratmetern des Wirkbau-Areals zeigen deutsche und internationale Künstler ihre Arbeiten. Insgesamt sind 19 Werke zum Thema "Ex Oriente Ignis" in den Hallen auf dem alten Fabrikareal zu sehen. Übersetzt bedeutet der Titel "Das Feuer kommt aus dem Osten". Laut künstlerischem Leiter Benjamin Gruner ist dies eine Anspielung auf "die Bomben, die Zerstörung und das Feuer, das in der Ostukraine wütet".
Ukrainische Künstler bei Pochen Biennale
Und so stammen mehr als die Hälfte der Kunstwerke von zeitgenössischen ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern. Darunter sind Videoarbeiten, Fotografien und Audioinstallationen. Die Arbeiten seien laut Gruner nicht dokumentarisch, sondern eine ästhetische, künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg. Manche der Künstlerinnen und Künstler seien gerade im Kriegsdienst, manche verwundet, manche im Exil. In ihren Werken beschäftigen sie sich mit Themen wie der Zerstörung der Natur, der Psyche eines Soldaten oder der Rekrutierung von neuen Kämpfern.
"Es war für uns als Team eine sehr intensive Erfahrung. Wir waren selbst in der Ukraine im Februar letzten Jahres, haben auch Orte von Kriegsverbrechen besucht", so Benjamin Gruner. Das Team strebe mit der Biennale eine tiefergehende Verarbeitung für die Besucherinnen und Besucher an. Es gehe um Nähe und Distanz, um einen Perspektivwechsel und um das Feuer als politisches Element. "Es brennt – die Distanz entscheidet, ob das Feuer dich wärmt oder zerstört", so Gruner.
Eröffnung in Chemnitz durch Künstlerin aus Zwickau
Eröffnet wird die Biennale mit der Performance "Hard Style" der gesellschaftskritischen Installationskünstlerin Henrike Naumann. Nur wenige Tage bevor ihre Intervention im Deutschen Bundestag abgebaut wird, erweckt die Zwickauer Künstlerin ein verdecktes Wandbild ihres Großvaters Karl Heinz Jakob in der Chemnitzer Innenstadt wieder zum Leben. Es lässt sich dem sozialistischen Realismus zuordnen und trägt den Titel "Die Mechanisierung der Landwirtschaft".
Das Bild war zu DDR-Zeiten umstritten. In politischen Kreisen traf die Darstellung der Gesichter und Figuren nicht auf Zustimmung. "Um den kritischen Umgang mit einem postsozialistischen oder sowjetischen Erbe, genau darum geht es jetzt", so Benjamin Gruner. Es sei der zweite Schwerpunkt der Biennale.
Lesungen, Filme, Workshops
Im Begleitprogramm gibt es mehr als 40 Veranstaltungen für die Menschen in Chemnitz wie Podiumsdiskussionen, Workshops und Stadtspaziergänge, außerdem Lesungen, Musikperformances, Filme und eine mobile Sauna auf dem Dachgarten des Ausstellungsortes. Auch die Sauna nimmt dabei Bezug zur Ukraine, da mobile Saunen den Soldaten zur Entspannung dienen sollen.
Nach Angaben der Organisatoren gibt es bei dieser Ausgabe der Biennale neben der Hauptschau erstmals eine Jugendkunstausstellung. Auch sie ist auf dem Wirkbau-Gelände zu sehen und enthält unter anderem Fotos, die Chemnitzer Jugendliche eingereicht haben. Laut den Veranstaltern zeigen sie die Lebensrealität junger Menschen in einer Stadt, "die wenig für Jugendliche bietet". Über deren Perspektive werde zwar oft gesprochen, sie werde aber "selten wirklich nachvollziehbar dargestellt".
Frühere Themen der Biennale in Chemnitz, die alle zwei Jahre stattfindet, waren beispielsweise das Erbe der Wismut, die Geschichte der Treuhand und die digitale Welt.
Wofür steht "Pochen" bei der Biennale Chemnitz?"Pochen" steht für Herzpochen, das Pochen auf seine Rechte oder auf seine Position, erklärt der künstlerische Leiter Benjamin Gruner den Namen der Chemnitzer Multimedia-Biennale. Die Schau versteht sich als Symposium, Kunstausstellung und partizipativer Gestaltungsraum für die Zivilgesellschaft.
Zum Aufklappen: Angaben zur Ausstellung
Pochen Biennale
vom 26. September bis 20. Oktober 2024
Adresse:
Wirkbau-Areal in Chemnitz
Annaberger Straße 73
Lothringer Straße 11 (Zufahrt)
Öffnungszeiten:
Freitags, 12 bis 18 Uhr
Samstag, Sonntag und am Feiertag, 10 bis 18 Uhr
Quelle: MDR (Grit Krause, Luise Kotulla), redaktionelle Bearbeitung: lk
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 26. September 2024 | 16:40 Uhr