Versuchter Mord Werfen von Gegenständen auf die A72: Prozessauftakt am Landgericht Chemnitz

Drei Angeklagten wird vor dem Landgericht Chemnitz vorgeworfen, im Februar dieses Jahres zwei Mal große Steine, einen Gullydeckel und ein Toilettenbecken samt Spülkasten von Brücken auf die Autobahn 72 bei Penig geworfen zu haben. Nun müssen sie sich unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten.

Blick auf die Justitia über dem Eingang am Landgericht Chemnitz.
Sieben Monate nach den Würfen von schweren Gegenständen auf die A72 hat am Landgericht Chemnitz der Prozess gegen drei Tatverdächtige begonnen. (Symbolbild) Bildrechte: dpa

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Am Landgericht Chemnitz hat am Donnerstag ein Prozess gegen zwei Männer wegen versuchten Mordes begonnen. Eine 20 Jahre alt Frau steht ebenfalls vor Gericht. Ihr wird Beihilfe zum versuchten Mord vorgeworfen. Außerdem wird den Angeklagten noch gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, schwere Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Die beiden 21 und 23 Jahre alten Männer sitzen seit Mitte März in Untersuchungshaft.

Die drei mutmaßlichen Täter sollen im Februar Gullydeckel sowie Feldsteine und eine Toilettenschüssel von einer Brücke auf die Autobahn 72 geworfen haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft haben sie dabei den Tod von Autofahrern bewusst in Kauf genommen. Mehrere Fahrzeuge waren über die Gegenstände gefahren und schwer beschädigt worden. Eine Autofahrerin wurde verletzt. Bereits drei Wochen zuvor hatten die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft ein Waschbecken und drei Feldsteine auf die A72 geworfen. Dabei waren fünf Autos und ein Lkw beschädigt worden.

Adrenalin-Kick als Grund für die Tat

Die drei Angeklagten sagten beim Prozessauftakt aus, dass sich von den Taten einen Adrenalin-Kick versprochen hätten. Dass Leute dabei zu Schaden kommen, hätten sie nicht gewollt. Dem gegenüber steht allerdings eine Handy-Nachricht der Angeklagten, die vor Gericht zur Sprache kam. Darin heißt es, sie hoffe, dass bei der Aktion keine Tiere zu Schaden kommen. Bei Kindern sei es ihr egal.

Am Donnerstag betonten aber alle drei, dass sie mit der Aktion keine Menschen verletzen oder gar töten wollten. Sie hätten im schlimmsten Fall damit gerechnet, dass Autos beschädigt werden. Alle Angeklagten haben bei ihren Opfern um Entschuldigung gebeten und sagten, sie bereuten ihre Taten und könnten diese Geschehnisse aus heutiger Sicht selbst nicht verstehen.

"Für versuchten Mord fehlt es am Vorsatz"

Nach Angaben der Sprecherin des Landgerichtes, droht ihnen eine lebenslange Haftstrafe für versuchten Mord. Aus Sicht der Verteidigung fehlt es für versuchten Mord am Vorsatz, so Rechtsanwalt Reinhard Rötig. "Mein Mandant wollte nie jemanden umbringen", sagt er. Der gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr werde ohne weiteres zugestanden. Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird für November erwartet.

MDR (ali/maw)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. September 2023 | 19:00 Uhr

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