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Jäger Jonny Bochmann birgt ein kleines Rehkitz aus einer Wiese, bevor diese gemäht wird. Bildrechte: Alexander Reinhold

TierschutzBambi-Retter im Erzgebirge: Mit Drohnen 20 Kitze gefunden

29. Juni 2024, 11:00 Uhr

Jedes Frühjahr sterben in Deutschland Tausende Rehkitze, wenn die Landwirte ihre Wiesen mähen. Muttertiere verstecken ihre Kitze oft in Feldern. Um den sinnlosen Tod der Kitze zu vermeiden, fliegen Alexander Reinhold und sein Team vor dem Mähen mit Drohnen über die Wiesen.

Schon vor Sonnenaufgang ist der Unternehmer Alexander Reinhold mit seinem Team in den vergangenen zwei Monaten ständig unterwegs gewesen. Ihr Ziel bei jedem Einsatz: Rehkitze aus Wiesen retten, bevor der Mähdrescher sie bedroht. Dazu nutzen sie Drohnen, an denen Wärmebildkameras hängen. "Deswegen müssen wir auch so früh anfangen, damit die Umgebung noch kalt genug ist", erzählt Reinhold. "Aber es kostet viel Kraft und Überwindung, um so früh aufzustehen." Gerade im Juni würden die Einsätze schon gegen drei Uhr morgens starten.

Die Kontrolle der Wiesen muss direkt vor dem Mähen erfolgen. "Das Kitz hat sonst auch keine Chance", weiß Reinhold. "Der Fluchtreflex ist in den ersten 14 Tagen nach der Geburt noch nicht ausgeprägt. Die Muttertiere setzen ihre Kitze bewusst zum Schutz in die hohen Wiesen." Da sie tief geduckt in der Wiese lägen, hätten auch die Bauern beim Mähen keine Chance, die Tiere vom Traktor aus rechtzeitig zu entdecken.

Alexander Reinhold bietet neben der Rehkitzrettung mit seiner Firma professionelle Drohnenaufnahmen für Filme aber auch Kontrollflüge für Photovoltaikanlagen an. Bildrechte: Alexander Reinhold

Kitze werden in Transportbox in Sicherheit gebracht

Sobald sie kleine Wärmepünktchen sichten, schalten die Drohnenpiloten auf den normalen Kamerazoom, um die Wärmequelle zu analysieren. Damit können sie dann auch die Helfer per Funkgerät passgenau an die richtige Stelle in der Wiese lotsen. Die Helfer bekommen vorab genaue Infos, damit sie wissen, wie ein Rehkitz richtig zu bergen ist. "Sie tragen spezielle Handschuhe, reißen Grasbüschel von der Wiese raus und setzen das Kitz dann in eine Transportbox", so Reinhold.

Die Kiste stehe dann während der Mahd in ausreichender Entfernung zur Wiese und werde bewacht, bis die Wiese gemäht ist. "Die Ricke ist immer in der Nähe und beobachtet das ganz genau", erzählt der Unternehmer. "Sobald das Kleine dann freigesetzt ist, holt sie es wieder ab und verzieht sich zurück in die Wälder."

Manchmal finden sich in den Wiesen auch gleich mehrere Rehkitze. Der Rekord für Alexander Reinhold lag in diesem Jahr bei sieben Kitzen in einer Wiese. Bildrechte: Alexander Reinhold

Mehr als 20 Rehkitze aus 1.000 Hektar Wiese gerettet

Das Kontrollieren der Wiesen vor dem Mähen ist im Tierschutzgesetz geregelt und auch mit Bußgeldern belegt. Drohnen sind dabei allerdings nicht vorgeschrieben. Reinhold bietet diese bezahlte Dienstleistung mit seinem Unternehmen seit 2023 für Jagdgenossenschaften oder landwirtschaftliche Betriebe an.

In einem 20-Kilometer-Umkreis um Oelsnitz im Erzgebirge haben er und sein Team rund 1.000 Hektar Wiese überflogen und mehr als 20 Rehkitze aus den Wiesen gerettet. "Das höchste Ergebnis waren einmal sieben Kitze in einer Wiese", so Reinhold. Auch nächstes Jahr will er im Mai und Juni wieder mit seinem Team über den Wiesen unterwegs sein.

Was ist in der Rehkitz-Saison zu beachten?- Hunde anleinen und nicht in hohe Wiese laufen lassen.
- Hunde beißen sonst manchmal die Rehkitze tot.
- Wer ein Rehkitz entdeckt, sollte bitte Abstand halten und das Tier nicht anfassen.
- Durch den menschlichen Geruch würde das Kitz von der Mutter nicht mehr angenommen werden und daher sterben.Quelle: Alexander Reinhold

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MDR (ali)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 27. Juni 2024 | 10:30 Uhr

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