
Kürzungen bei der Kultur Besetzung des Schauspielhauses Chemnitz beendet - Bündnis bleibt bestehen
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12. Mai 2025, 12:16 Uhr
Die Besetzung des Schauspielhauses in Chemnitz ist beendet, doch das Bündnis will nach eigenen Angaben bestehen bleiben. In den nächsten Wochen seien weitere Treffen geplant. Die Mitglieder demonstrierten am vergangenen Wochenende gegen massive Einsparungen in der Kultur und für den Erhalt eines DDR-Denkmals.
- Der Generalintendant der Theater Chemnitz würdigte den friedlichen Protest.
- Die Stadt reagiert und verweist auf leere Kassen.
- Hintergrund des Protestes sind die Einsparungen von Städten und Kommunen bei der Kultur.
Ein Aktionsbündnis hatte am Wochenende das Chemnitzer Schauspielhaus in der Zieschestraße besetzt. Wie Sprecher Alexander Ganz-Kuhl MDR SACHSEN mitteilte, blieben die Aktivisten bis Sonntagmitternacht im Gebäude. Nach dem Ende der Besetzung werde das Bündnis weiter aktiv bleiben. Das sei auf einem Plenum am Sonntagnachmittag beschlossen worden.
Seit Freitagabend hatten etwa 50 überwiegend junge Leute, unterstützt von Vereinen und Initiativen, das Theater besetzt. Die Gruppe protestierte nach eigenen Angaben gegen finanzielle Kürzungen bei der Kultur in Bund, Land und Kommunen. Außerdem wollten sie ein Zeichen gegen den weiteren Verfall des sanierungsbedürftigen Schauspielhauses setzen.
Erste Vorstellung nach vier Jahren Leerstand
Am Sonntagnachmittag hatten Ganz-Kuhl zufolge auf einer Kundgebung im besetzten Theater Mitarbeiter des Hauses, Vertreter des Kulturbeirats, der Stadt sowie Anwohner gesprochen. Auch Vorstellungen seien erstmals seit vier Jahren wieder gegeben worden. "Spontan kamen ehemalige Schauspieler des Hauses mit ihren Requisiten vorbei", sagte Ganz-Kuhl. Eine zweite Aufführung fand noch am Sonntagabend mit Studenten des Schauspielstudios der Theater Chemnitz statt.
Intendant würdigte friedlichen Protest
Der Generalintendant der Theater Chemnitz, Christof Dittrich, begrüßte die Aktion. Die "friedliche Performance" des Aktionsbündnisses verschaffe der Kultur in Chemnitz eine neue junge Stimme, sagte er. "Meinungs- und Willensbildung zu erleben, manchmal auszuhalten und vor allem für die Zukunft zu nutzen, ist dabei immer von großer Bedeutung." Besonders im Kulturhauptstadtjahr zeige sich, wie wichtig und wirkungsvoll das Engagement für Kultur sei.
Protest gegen Kürzungen im Kulturbereich und für Schauspielhaus
Das Bündnis kritisiert die Situation kultureller Einrichtungen in Chemnitz. In einer entsprechenden Mitteilung heißt es: "Während Chemnitz das Kulturhauptstadtjahr 2025 feiert, ist die Arbeit vieler lokaler Initiativen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales durch massive Kürzungen bedroht."
Bei ihrer Haushaltsplanung setze die Stadt Chemnitz auf kurzfristige Lösungen und handele sich damit langfristige Probleme ein, heißt es. Die Bündnisteilnehmer setzen sich zudem für das denkmalgeschützte Schauspielhaus ein. Dieses ist nach Angaben der Demonstrierenden ein ortsgeschichtlich und künstlerisch bedeutendes Baudenkmal der Stadt Chemnitz und des Freistaats.
Stadt verweist auf leere Kassen
Die Stadt hatte die Planungen für die Sanierung des Chemnitzer Schauspielhauses 2024 gestoppt. Als Grund wurde angegeben, dass die Arbeiten mindestens 35 Millionen Euro kosten würden. Dieses Geld habe die Stadt einfach nicht, sagte Stadtsprecher Matthias Nowak MDR SACHSEN: "Bundesweit haben wir leere Kassen in den Kommunen. Da sind wir in Chemnitz nicht allein. Man muss genau schauen, wie man damit in Zukunft umgeht". Demnächst würden der Öffentlichkeit Varianten vorgestellt, wie weiter verfahren werden könne. Dabei sollen alle Beteiligten einbezogen werden.
Bei einem Defizit von 100 Millionen Euro in der Stadtkasse könne Chemnitz sich die Sanierung des Schauspielhauses nicht leisten. Das Schauspielhaus - ein DDR-Bau der Ostmoderne - steht seit vier Jahren leer und ist dringend sanierungsbedürftig.
Land und Kommunen sparen bei Kultur
Hintergrund des Protestes sind die Einsparungen auf Landesebene und in den Kommunen. In Chemnitz sind etwa im städtischen Haushalt für 2025/2026 rund 340.000 Euro weniger pro Jahr für die freien Träger vorgesehen.
Ähnlich sieht es auf Landesebene aus: Der Freistaat kürzt neben anderen Bereichen ebenfalls bei der Kultur. So gibt es 600.000 Euro weniger im ersten Halbjahr dieses Jahres für die Kultur. Dutzende Projekte gehen leer aus.
MDR (phb)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. Mai 2025 | 18:00 Uhr