Hobby Die doppelte Simson - Moped-Bastler aus Chemnitz erfüllt sich einen Traum

20. September 2022, 21:22 Uhr

Zwischen 1980 und 1991 wurden in Suhl mehr als 1,6 Millionen Simson-Mokicks S50 und S51 gebaut - das meistgebaute Kleinkraftrad Deutschlands. Eine Bierlaune brachte einen Chemnitzer Schrauber auf die verwegene Idee, den Einzylindermotor seiner S51 gegen einen Zweizylindermotor auszutauschen. So etwas gibt es nicht von der Stange, also baute er sich das "Doppelherz" seiner Maschine selbst. Nach zwei Jahren Arbeit wurde aus der S51 so die S102. Von diesem Modell existieren genau drei Exemplare.

Bei dieser Simson ist alles doppelt gemoppelt: Zwei Takte, zwei Zylinder, zwei Auspuffrohre und zwei Mal S51, also S102. Alles begann einstmals in Chemnitz um die Jahrtausendwende, sagt Simson-Bastler Dirk Naumann. "Ich saß vor 20 Jahren mit einem Kumpel auf der Terrasse zusammen bei einem Flächschen Bier. Und da haben wir überlegt, dass man doch einen Zwei-Zylinder-Motor in eine S51 bauen könnte." Doch damals habe er die technischen Möglichkeiten dafür nicht gehabt. "Die habe ich jetzt und so ist das Moped innerhalb von zwei Jahren entstanden."

Es war ein Kampf mit den Tücken der Technik. Schließlich mussten zwei originale Einzylinder miteinander kombiniert werden. Dirk Naumann hat dafür das Motorgehäuse verbreitert und das Getriebe angepasst. Da passt es ganz gut, dass er sein Geld als CNC-Fräser verdient. Nach hunderten Stunden in der heimischen Garage war die Zweizylinder-Simson endlich fertig.

Der Feuerstuhl vom Typ S 102 fährt sich sehr gut, sagt Neumann. "Es hat bedeutend mehr Durchzug und fast die doppelte Leistung. Gemessen habe ich es noch nicht, aber man kann im fünften Gang sehr entspannt durch die Stadt cruisen." Offiziell habe der S51-Motor 3,7 PS, die Zwei-Zylinder-Version müsste rechnerisch auf 7,4 PS kommen. "Die Originalmaschinen sind um die 60 bis 65 Kilometer pro Stunde gefahren, meine Maschine fährt jetzt knapp 100, das ist kein Problem."

Die Resonanz auf den Umbau war in der Schrauberszene enorm. Deshalb hat Dirk Naumann nicht eine, sondern gleich drei Simsons auf Zweizylinder-Motoren umgebaut. "Die erste Maschine bleibt in meinem Besitz, die anderen beiden musste ich aus Kostengründen verkaufen, wir haben ja alle nicht Geld ohne Ende."

Für das grüne Modell gab es vor dem Verkauf sogar einen Preis. Bis heute bekommt der Simson-Bastler unmoralische Angebote über fünfstellige Beträge für weitere Zweizylinder-Modelle, die er aber ablehnt. "Aktuell mache ich so etwas nicht mehr. Ich bin noch mal Papa geworden, da ist das zeitlich einfach nicht mehr drin. Es ist ja nur ein Hobby."

Es ist ja nur ein Hobby.

Dirk Naumann Simson-Bastler

Wenn die Kinder einmal größer sind, dann wird sich vielleicht auch bei Dirk Naumann wieder das Kind im Manne regen. Vielleicht schraubt er dann eine Simson mit drei, oder sogar vier Zylindern zusammen. Einfach um zu wissen, wie sie sich fährt.

MDR (tfr/tsch)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 19. September 2022 | 17:08 Uhr

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