Wintereinbruch Heizung defekt - Fritz Theater in Chemnitz will für Loriot Kälte trotzen

20. November 2022, 17:35 Uhr

Loriots berühmte Badewannenszene macht den Schauspielern derzeit wenig Freude im Chemnitzer Fritz Theater. Wegen eines Heizungsdefektes muss das Team nun kreativ werden, um ihr Weihnachtsprogramm trotzdem auf die Bühne zu bringen. Der Vater eines Mitglieds der Kindertheatergruppe rettet nun zumindest die kommenden Theaterwochen - trotz(t) Frost und Kälte.

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Die Heizung im ehemaligen Wismut-Theater im Chemnitzer Ortsteil Rabenstein ist ausgefallen. Das Thermometer zeigte knackige 13 Grad Celsius im Bühnenraum an - und das in einer der Hauptspielzeiten des Jahres.

Der Grund: ein Rohrbruch. Um eine Flutung des Kellers zu verhindern, musste das Theater alle Heizungen abschalten, damit weitere Wasserzirkulation verhindert wird. "Um den Schaden zu beheben, müssten wir den Bühnenboden aufbrechen", erklärt Theaterleiterin Isabelle Weh.

Fritz Theater Loriot
Isabelle Weh leitet gemeinsam mit Alica Weirauch und Hardy Hoosman das Fritz Theater in Chemnitz. Bildrechte: Katja Riga

Loriot für viele Chemnitzer Tradition

Und nun folgende Szene: Treffen sich zwei Herren in der Badewanne. So beginnt einer der bekanntesten Sketche des Komikers Loriot. Normalerweise ist das größte Problem der beiden Herren die Frage, ob sich denn ein Quietsche-Entchen mit dazugesellen darf oder eben nicht. Im Chemnitzer Fritz Theater ist das Entchen derzeit aber das geringste Problem.

Der Schaden passierte zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: kurz vor Start der Weihnachtsinszenierung. Das in den vergangenen Jahren schon mehrfach gespielte Loriot-Programm "Früher war mehr Lametta. Weihnachten mit der Familie Hoppenstedt" sei, so Weh, ziemlich beliebt. Für manche Gäste gehöre es zur Vorweihnachtstradition. Die Vorstellungen einfach abzusagen, dass bringe man nicht übers Herz, zumal auch der Vorverkauf der zahlreichen Vorstellungen gut angelaufen sei.

Ab Freitag soll das Stück wieder gespielt werden. "Wie wir an dem Tag heizen werden, bleibt auch für uns spannend“, sagt Weh. Zumindest für die Proben hat ihr Team eine Notlösung gefunden. "Für eine Inszenierung im ehemaligen KZ Sachsenburg haben wir einige Heizstrahler angeschafft", sagt sie. Das Problem: Die Strahler machten zwar ordentlich Rabatz, hätten aber eine geringe Reichweite.

Auch nach Reparatur bleiben hohe Energiekosten

Neben den Heizkosten verursacht der Betrieb des Theaters enorme Stromkosten. Schon jetzt wurden dem Theater vom Vermieter die Abschläge erhöht. Das Theater muss also in den sauren Apfel beißen und die hohen, durch den Betrieb der Heizstrahler noch gestiegenen, Energiekosten zahlen - schließlich braucht es sowohl für das Spiel auf der Bühne aber auch für das Wohlbefinden der Menschen im Zuschauerraum eine gewisse Grundwärme.

Notlösung: Ruhepause während der kältesten Monate

Um einen Ausweg aus der Misere zu finden, die sich durch die kaputte Heizung noch zuspitzt, hat sich das Leitungsteam des Theaters entschieden, das Haus in den Monaten Januar und Februar zu schließen. Die verlorenen beiden Spielmonate sollen im Sommer nachgeholt werden.

"Wir sind ein Theater für alle, daher können und wollen wir die Energiekosten nicht aufs Publikum umlegen", sagt die Theaterleiterin. Viele Menschen könnten sich die Eintrittskarten dann nicht mehr leisten. Für diejenigen, die es aber können und wollen, wurde ein Förderverein fürs Theater gegründet. Der unterstützt zum Beispiel mit Spenden.

Wir sind ein Theater für alle, daher können und wollen wir die Energiekosten nicht aufs Publikum umlegen.

Isabelle Weh Leiterin Fritz Theater

Lachen toppt Kälte: Rettung in letzter Minute

Doch zurück zum aktuellen Problem: Wie Isabelle Weh erklärt, hat sich ein Vater aus der Kinder-Laiengruppe des Theaters nun bereit erklärt, sich des Heizungsdilemmas anzunehmen. Gesagt, getan. Am Wochenende erreichte das Theater die Nachricht: Die Firma Drechsler und Matthias Ziegler - so heißt der Vater der kleinen Annika aus der Kindergruppe - haben eine Notlösung für die kommenden Wochen gefunden.

"Sie liefern uns einen riesigen Wärmelüfter. Er wird mit Heizöl betrieben und bringt uns warme Luft in den Theatersaal", sagt Isabelle Weh erleichtert. Damit sei zumindest die Vorweihnachtszeit gerettet - auf die das freie Theater auch angewiesen sei.

Sie liefern uns einen riesigen Wärmelüfter. Er wird mit Heizöl betrieben und bringt uns warme Luft in den Theatersaal.

Isabelle Weh Theaterleiterin

Übrigens hatte das Theater auch einen Plan B in petto, falls alle anderen Versuche gescheitert wären: "Im schlimmsten Falle hätten wir alle angeschrieben und gesagt, dass sie sich warm anziehen müssen", sagt Isabelle Weh. Vor Ort wird trotzdem vor und nach den Vorstellungen  an der Bar wärmender Glühwein ausgeschenkt.

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 21. November 2022 | 06:30 Uhr

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