Welt-Tuberkulose-Tag Nach Tuberkulose-Ausbruch in Chemnitz: Behandlung der Kranken dauert an

24. März 2023, 15:44 Uhr

Nach der Diagnose einer Tuberkulose-Erkrankung bei einer Chemnitzer Pflegefachschülerin im Januar sind fast 200 ihrer Kontaktpersonen untersucht worden. Vier weitere Menschen erkrankten, 28 infizierten sich. Seitdem dauert die langwierige Behandlung und Betreuung der Betroffenen an. Die Bakterien, die die Infektionskrankheit auslösen, befallen zumeist die Lunge. Tuberkulose galt früher auch als Schwindsucht.

Der Tuberkulose-Ausbruch in Chemnitz bei einer Pflegefachschülerin im Januar hat gezeigt, dass die Infektionskrankheit auch heute noch gefährlich ist. Eigentlich sei die Zahl der Erkrankten relativ niedrig, sagte die Leiterin des Chemnitzer Gesundheitsamtes, Katja Uhlemann, MDR SACHSEN.

"Normalerweise haben wir Fallzahlen bei Tuberkulose-Erkrankungen, die zwischen 15 und 35 schwanken. 2022 hatten wir 33 Fälle." Der jetzige Fall sei jedoch außergewöhnlich, weil es durch den Beruf der Pflegefachschülerin eine größere Zahl Kontaktpersonen gegeben habe.

Weitere Untersuchungen der Betroffenen beginnen Ende März

Nach dem Tuberkulose-Ausbruch waren die die Menschen untersucht worden, mit denen die Pflegefachschülerin Kontakt hatte. "Wir haben 170 Kontaktpersonen untersucht, davon 150 in Chemnitz", sagte Uhlemann. Dabei seien vier Erkrankungen und 28 weitere Infektionen festgestellt worden.

Laut Uhlemann beginnt Ende März eine zweite Untersuchungsrunde für alle Personen, deren Ergebnis noch nicht eindeutig war oder bei denen noch kein Ergebnis vorlag. "Diese zweite Runde wird einige Zeit in Anspruch nehmen, weil es auch Menschen betrifft, bei denen der Kontakt zur ersten erkrankten Person noch nicht lange genug zurückgelegen hat." Man stelle Tuberkulose-Erkrankungen normalerweise zwei bis drei Monate nach dem letzten Kontakt fest.

Eine Radiologin analysiert die Röntgenbilder der Lunge einer aus der Ukraine geflüchteten Person.
Ab Ende März werden die Kontaktpersonen ein weiteres Mal untersucht. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Balk

Langwierige Behandlung nötig

"Die Behandlung ist sehr langwierig und dauert mindestens sechs Monate, wenn man erkrankt ist", erklärte Uhlemann. Nur bei fünf bis zehn Prozent der Infizierten würde die Erkrankung aber tatsächlich ausbrechen.

"Wenn jemand erkrankt ist, muss er auch regelmäßig zur Nachsorge. Nach der stationären Behandlug müssten die Betroffenen regelmäßig zum Pulmologen oder zum Gesundheitsamt. "Dort wird alle sechs bis zwölf Monate nochmals kontrolliert, wie es den Betroffenen geht und welche Spuren die Krankheit möglicherweise hinterlassen hat."

Zahlen in Sachsen sind leicht rückläufig

In Sachsen sind Tuberkulose-Erkrankungen in den vergangenen Jahren leicht rückläufig. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Kamenz wurden 2016 noch 348 Erkrankte stationär behandelt. 2021 waren es 171 Patienten. Mehr als jeder zweite Fall (54 Prozent) trat in den Städten Chemnitz, Dresden oder Leipzig auf. 78 Tuberkulose-Erkrankungen wurden in den sächsischen Landkreisen gemeldet.

Welt-Tuberkulose-Tag

  • Jedes Jahr am 24. März erinnert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Welttuberkulosetag an die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Infektionskrankheit.
  • Das Datum markiert den Tag im Jahr 1882, an dem Robert Koch die Entdeckung des Bakteriums bekannt gab, das Tuberkulose verursacht.
  • Tuberkulose ist die weltweit führende Todesursache durch einen einzelnen Infektionserreger. Im Jahr 2017 erkrankten nach Schätzungen der WHO zehn Millionen Menschen neu an Tuberkulose, etwa 1,3 Millionen Menschen starben daran.
  • In Deutschland liegt die Zahl der Erkrankungen jährlich bei etwa 5.500. Mehr als 100 Menschen sterben hierzulande pro Jahr daran.
  • Früher galt Tuberkulose auch als Geißel der Menschheit. Heutzutage lässt sich Tuberkulose meist gut mit Antibiotika behandeln Die übliche Therapie dauert mindestens sechs Monate.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

Chemnitz will am Welt-Tuberkulose-Tag fürs Krankheitsbild sensibilisieren

Am Welt-Tuberkulose-Tag solle die Krankheit ins Bewusstsein der Menschen geholt werden, sagte Katja Uhlemann. "Das hat uns auch bei dem jüngsten Ausbruch in Chemnitz sehr beschäftigt." Weil die Fallzahlen in Deutschland eher gering seien, hätten viele Menschen die Krankheit nicht sofort auf dem Schirm. Laut Uhlemann war der Tuberkulose-Ausbruch in Chemnitz trotzdem eine Herausforderung für das Gesundheitsamt und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. "Aber glücklicherweise kommen Ausbrüche dieser Größenordnung nicht sehr häufig vor."

"Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass wir auch im Gesundheitsamt Ansprechpartner haben für Menschen, die sich unsicher sind, ob sie sich infiziert haben." Da auch Ärzte selten mit TBC konfrontiert würden, habe es deshalb in dieser Woche eine Fortbildung für Haus- und Kinderärzte gegeben, um über Krankheitsbild und Symptome der Krankheit zu informieren.

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MDR (tfr/S. Wild)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chmnitz | 24. März 2023 | 09:30 Uhr

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