KontrolleCity-Bahn Chemnitz: Mit sauren Äpfeln gegen Schwarzfahrer
Bei der City-Bahn in Chemnitz hat die Zahl der erwischten Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrer in den vergangenen Jahren zugenommen. 2019 wurden 241 Personen ohne Fahrschein erwischt, 2022 waren es 284. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 wurden nach Angaben des Unternehmens bereits 100 Fahrscheinsünder gestellt. Das Verkehrsunternehmen reagiert mit mehr Kontrollen und einer kleinen Belohnung.
Pünktlich 9:32 Uhr verlässt die City-Bahn am Dienstag den Bahnhof Burgstädt in Richtung Chemnitz. Zu dieser Tageszeit sind nicht so viele Fahrgäste an Bord wie am frühen Morgen, wenn die Pendler nach Chemnitz fahren.
Auch Sandra Glänzel besteigt den Zug. Im Gegensatz zu den Reisenden braucht sie keinen Fahrschein, denn sie ist eine der 22 Kontrolleurinnen und Kontrolleure, die bei der City-Bahn seit März verstärkt zu Fahrscheinkontrollen eingesetzt werden.
Das Wort "Kontrolleurin" hört Sandra Glänzel aber nicht so gern. Sie ist seit fünf Jahren auf den Linien der Chemnitzer City-Bahn als Kundenbetreuerin unterwegs. Ihr Aufgabengebiet sei weitaus größer, sagt sie. "Mir macht die Betreuung der Kunden sehr viel Spaß, Ihnen zu helfen, wenn es Schwierigkeiten gibt, oder Auskünfte zu geben."
Das sei eigentlich das, was ihre Arbeit ausmache. Kontrollen gehörten natürlich auch zu ihrer Aufgabe. "Seit ich Kundenbetreuerin hier bin, hatte ich nur eine brenzlige Situation mit einem Schwarzfahrer." Man müsse immer Ruhe bewahren und deeskalierend wirken, dann käme man auch mit solchen Situationen klar.
Schwarzfahrer verderben Geschäft und Laune
City-Bahn-Sprecher Falk Ester kennt das Problem mit den Schwarzfahrern. "Innerhalb von zwei Jahren ist die Zahl der Schwarzfahrer bei uns um 18 Prozent gestiegen. Da haben wir gesagt, wir müssen einschreiten, haben aber auch gesagt, wir versuchen es erst einmal auf lustige Art."
Die Idee sei vom Marketing gekommen. Man habe Tütchen mit sauren Apfelringen bestellt. "Unser Slogan damit lautet: 'Lieber in den sauren Apfel beißen, als eine auf die Birne kriegen...' Alle, die einen gültigen Fahrschein haben, bekommen so ein Tütchen geschenkt als kleine Aufmerksamkeit." Das führe auch manchmal zur Erheiterung in den Zügen der City-Bahn. "Und da sehen wir, dass wir es richtig gemacht haben."
Da sehen wir, dass wir es richtig gemacht haben.
Falk Ester | Pressesprecher der City-Bahn zum Verteilen von sauren Apfelringen an die Fahrgäste
Keine schwarzen Schafe in der City-Bahn
Zurück auf die Strecke. Zwei fröhliche Damen sind in Burgstädt zugestiegen. Kurz vor Wittgensdorf ist Sandra Glänzel bei ihnen und kontrolliert die Fahrausweise. Sie haben einen und erhalten dafür auch ein kleines blaues Tütchen. Sie freuen sich über den sauren Apfelring, in den sie nicht sofort beißen müssen.
Die beiden Freundinnen haben eine Tageskarte und fahren mindestens einmal im Monat nach Chemnitz zum Markt, erzählt mir Viola Pfund. "Das ist bequem für uns. Der Bus hält vor der Haustür, bringt uns zum Bahnhof und von dort geht es mit der Bahn direkt ins Zentrum von Chemnitz - besser geht es nicht."
Ihre Freundin ergänzt: "Ich habe zwar ein Auto, aber in Chemnitz ist es so schwer, einen Parkplatz zu finden, da ist es mit der Bahn viel entspannter."
Kundenbetreuung: Auf (fast) alle Fragen gibt es eine Antwort
Da der Zug nicht so voll ist, geht der Kontrollgang schnell - auch bei Gerlinde Fiedler, die ihre Monatskarte vorzeigt. Sie hofft auf das Deutschlandticket, weil das preiswerter sei, erzählt sie mir. "Ich weiß aber nicht, wo ich das kaufen kann", sagt sie zu mir.
Jetzt erweist es sich als nützlich, dass ich schon vorher mit Sandra Glänzel gesprochen habe und weiß, dass die Kundenbetreuer auch für alle möglichen Fragen der Fahrgäste da sind. Ich schicke sie zu Gerlinde Fiedler. Bis zur Ankunft in Chemnitz pünktlich 9:48 Uhr hat sie als Fahrgast nun die richtigen Informationen bekommen. Und einen sauren Apfelring.
MDR
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 21. März 2023 | 15:30 Uhr
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