Woche des Handwerks Mut zur Selbstständigkeit: Vom Elektriker zum Solaranlagenbauer
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Das Handwerk hat - dem Sprichwort nach - einen goldenen Boden. Ein Selbstläufer sind Handwerksleistungen jedoch nicht. Kunden müssen gewonnen, bedient und gehalten werden. Qualität und neue Ideen sind gefragt.

Bereits am Morgen steigt Elektromeister Frank Reimelt aus Altmittweida seiner Gemeinde aufs Dach. Er kontrolliert die Solaranlage, die er auf dem Funktionsgebäude des Freibades montiert hat. "Die Anlage versorgt im Sommer die Umwälzpumpe des Freibades mit Strom. Das spart schon Kosten für die Gemeinde", sagt Reimelt. "Selbst jetzt, an einem bedeckten Oktobertag, liefern die Panels auf dem Dach Strom, der ins Stromnetz eingespeist wird."
Ideen muss man haben
Der heute 60 Jahre alte Frank Reimelt hat den Beruf von der Pike auf gelernt. "Ich habe 1977 meine Lehre als Elektriker abgeschlossen." Von da an habe er erst einmal viele Jahre als "Strippenzieher" gearbeitet, dabei aber schon andere Ideen gehabt. "Erst im Jahr 2000 habe ich mich selbstständig gemacht." Die Firma, in der er gearbeitet habe, hätte ihm keine Perspektiven mehr geboten, weil dort neue Entwicklungen keine Rolle gespielt hätten. "Da habe ich eine Firma für den Einbau von Erdwärme-Anlagen gegründet." Solche Unternehmen habe es damals noch nicht in der Gegend gegeben.
Ich muss nicht machen, was andere schon tun.
Er habe sich aus Interesse an der Technik schon vorher eine solche Anlage in sein eigenes Haus gebaut. "Daraus ist die Geschäftsidee entstanden", sagt Reimelt. "Allerdings lag damals der Heizölpreis bei 40 Cent, da hat das Thema Erdwärme noch niemanden so richtig interessiert", lacht er.
Doch er habe nicht aufgegeben und auch eine Ausbildung zum Kälteanlagenbauer gemacht. "Die ist zwingend nötig, weil man ja mit Kältemitteln arbeitet." Schon 2004 habe er seinen ersten Wartungsvertrag von einem Hersteller für Erdwärmeanlagen bekommen. "Auch das war eine schnelle Idee. Es gab Probleme bei einer Anlage. Die Kunden sind natürlich zuerst zu mir gekommen." Also habe er bei der Herstellerfirma angerufen und sich um den Wartungsvertrag bemüht. "Eine Woche später hatte ich ihn in der Tasche." Als der Ölpreis über die Jahre gestiegen sei, habe auch das Interesse für Erdwärme bei den Kunden zugenommen. Vor Ort arbeite er mit Bohrfirmen und Hausbauunternehmen aus der Region zusammen. "Das ist über Jahre gewachsen. Da kann man sich aufeinander verlassen." Heute hat er drei Mitarbeiter und überlegt, ob er im nächsten Jahr einen Lehrling ausbilden wird.
Selbstständigkeit hat auch Schattenseiten
Der Binsenweisheit, dass sich das Wort "selbstständig" aus "selbst", und vor allem "ständig" zusammensetzt, kann Frank Reimelt nur zustimmen. "Beim Bau von Erdwärmeanlagen ist eine Flut von Anträgen auszufüllen. Das kann der Kunde gar nicht überblicken." Also sei er auch oft an den Wochenenden im Büro, um die Papierflut zu bewältigen. "Das gehört eben auch zum Geschäft. Da kann man nicht auf die Uhr schauen und sagen, jetzt ist Feierabend."
Zweites Standbein: Solaranlagen
"Neugierig auf neue Entwicklungen war ich schon immer", sagt Frank Reimelt. "Also bin ich schon 1999 mal zu einer Schulung für Solaranlagen gefahren." Damit hatte er wieder auf das richtige Pferd gesetzt. "Kurz darauf kam das '100.000-Dächer-Programm' der Bundesregierung, mit dem der Bau von Solaranlagen unterstützt wurde. Mein erster Kunde kam aus Dresden, das war 2006." Seitdem habe die Nachfrage immer weiter zugenommen. "Es ist natürlich auch eine gute Ergänzung zu den Erdwärme-Anlagen. Der Strom für den Betrieb kann mit der Solaranlage gewonnen werden." Das mache das Gesamtpaket dann auch noch wirtschaftlicher, sagt Reimelt.
Wasserstoff? Da könnte bald etwas gehen
An den Ruhestand denkt der umtriebige 60-Jährige noch lange nicht. "Das Geschäft läuft gut und vielleicht tritt mein Sohn irgendwann in meine Fußstapfen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Er studiert erst einmal", sagt Reimelt. "Ich bleibe erst einmal gespannt, was es neues im unserem Bereich gibt." Besonders freue er sich, dass im nahen Chemnitz eines der nationalen Technologiezentren für Wasserstoff entstehe. "Wasserstoff hat Zukunft. Wenn sich da etwas entwickelt, würde ich selbstverständlich in dieser Richtung auch noch etwas machen."
Man muss immer nach vorn schauen. Und man muss unterscheiden lernen. Was ist langlebig und was ist nur eine Mode?
Ideen hat Frank Reimelt genug, um in den nächsten Jahren noch eine ganze Menge zu bewegen.
Quelle: MDR/tfr