Ideenwettbewerb Neue Pläne für KZ-Gedenkstätte Sachsenburg

06. Juni 2021, 16:25 Uhr

Schon jahrelang wird über ein würdiges Gedenken im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenburg gerungen. Im Moment erinnert ein "Pfad der Erinnerung" an die mehr als 10.000 Häftlinge, die von den Nationalsozialisten zwischen 1934 und 1938 in dem Lager eingesperrt wurden. Streitpunkt war bisher auch die Kommandantenvilla, die die Stadt Frankenberg eigentlich abreißen wollte. Im vergangenen Jahr folgte ein Kurswechsel. Nun soll das baufällige Gebäude in die Gedenkstätte integriert werden.

Eine baufällige Villa ist mit Bäumen überwuchert und von einem Bauzaun umgeben.
Die Kommandantenvilla auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenburg ist in desolatem Zustand. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Bei einem internationalen Ideenwettbewerb zur Gestaltung der Kommandantenvilla auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Sachsenburg sind mehr als 60 Vorschläge eingegangen. Das bestätigte der wissenschaftliche Projektmitarbeiter der Stadt Frankenberg, Mykola Borovyk. "Wir freuen uns über diese große Resonanz", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Nun werde eine Jury über die eingereichten Vorschläge beraten. Details zu den Ideen nannte der Historiker nicht. "Ich möchte der Sitzung nicht vorgreifen", sagte er.

Ideenwettbewerb für die spätere Nutzung der Kommandantenvilla Die Stadt Frankenberg hatte den internationalen Ideenwettbewerb am 1. August 2020 ausgelobt. Ziel war es, die baulichen Überreste der "Kommandantenvilla" des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenburg zu sichern und als Teil der Gedenkstätte umzugestalten. In der Ausschreibung wurde explizit darauf verwiesen, dass der Zustand des Gebäudes eine vollständige Sanierung unmöglich mache und nur Teile des Baus erhalten werden könnten. Daher würden künstlerische und landschaftsarchitektonische Überformungen erwartet, die das historische Gebäude und das unmittelbare Außengelände wahrnehmbar machen sollten.  Quelle: Stiftung Sächsischer Gedenkstätten

Das KZ Sachsenburg wurde bereits 1933 in einer Spinnerei eingerichtet. Es gehört damit zu den frühen Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Es war nicht nur Vorläufer späterer KZ wie Buchenwald und Sachsenhausen, sondern auch Ausbildungsstätte für die SS. Bis zur Schließung 1937 wurden in dem Lager etwa 10.000 politische Gegner der Nazis wie Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Kommunisten interniert. Laut Borovyk könnten anhand des Lagers sehr gut die ersten Schritte zur Schaffung der NS-Diktatur gezeigt und die gesellschaftliche Tiefe des Terrors rekonstruiert werden.

Gedenkstätte soll bis 2024 eingerichtet werden

Seit einigen Jahren wird verstärkt am Aufbau einer modernen Gedenkstätte auf dem Areal gearbeitet. So wurde bereits ein "Pfad der Erinnerung" angelegt. Schrifttafeln erläutern die Nutzung einzelner Gebäude. Weiterhin ist geplant, die einstige Kommandantur zu sanieren und dort neben einer Dauerausstellung auch Seminarräume zu schaffen sowie Archiv und Bibliothek einzurichten. Derzeit liefen Voruntersuchungen am Gebäude, die genaue Kostenschätzung stehe noch nicht fest, erklärte Borovyk. Für die Umsetzung des Projekts sei mit einer Dauer von etwa drei Jahren zu rechnen. Daher werde die neue Gedenkstätte nicht vor 2024 fertiggestellt.

Digitale Erinnerung

An diesem Wochenende haben die Lagerarbeitsgemeinschaft KZ Sachsenburg und der Verein Geschichtswerkstatt Sachsenburg coronabedingt zu Vorträgen und Gesprächen via Internet eingeladen. Der "Sachsenburger Dialog" wird jährlich in Erinnerung an den ersten Lagerappell am 16. Juni 1933 geführt. In diesem Jahr stand dabei ein aktuelles Forschungs- und Ausstellungsprojekt zu 20 evangelischen Geistlichen im Mittelpunkt, die im Frühjahr 1935 im KZ Sachsenburg inhaftiert wurden.

Quelle: MDR/tfr/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 07. Juni 2021 | 05:30 Uhr

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