Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt ist in den vergangenen Jahren in Sachsen stark angestiegen. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Neue AnlaufstelleBeratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt in Mittelsachsen eröffnet in Freiberg

05. Juli 2022, 16:00 Uhr

Im Jahr 2017 hat Deutschland die sogenannte Istanbul-Konvention ratifiziert, die die Unterzeichnerstaaten verpflichtet, jede Form von Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. In Sachsen ist im Koalitionsvertrag der schwarz-rot-grünen Koalition verankert, das Netz der Beratungsstellen zu erweitern. In Freiberg ist eine solche Opferberatung hinzugekommen.

In Freiberg hat die erste eigenständige Interventions- und Koordinierungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt im Landkreis Mittelsachsen eröffnet. Trägergesellschaft der Interventions- und Koordinierungsstelle wird die Kindervereinigung Inklusion und Toleranz. Sie löst die Frauenhilfe Chemnitz ab, die den Landkreis Mittelsachsen bisher mitbetreut hat. Die Freiberger Einrichtung ist die elfte dieser Art in Sachsen.

Neben der Beratung von Gewaltbetroffenen sollen in der neu geschaffenen Anlaufstelle Fachkräfte geschult und Verbindungen zwischen Fachberatungsstellen, Polizei, Justiz oder Kinder- und Jugendhilfe hergestellt werden.

Kern der Istanbul-Konvention

In der "Istanbul-Konvention" des Europarates haben sich die unterzeichnenden Staaten 2014 verpflichtet, "Frauen vor allen Formen von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu verhüten, zu verfolgen und zu beseitigen." (Artikel 1a).

Dazu gehören Gewaltprävention, die Einrichtung von Frauenhäusern, die Einführung strafrechtlicher Normen, ein Sofortschutz von Betroffenen durch Kontaktverbote und der Schutz von Gewaltopfern in Asylverfahren. Die Konvention wurde bisher von 46 Mitgliedsstaaten des Europarates unterzeichnet und von 34 Ländern ratifiziert - darunter Deutschland.

Quelle: UN Women Deutschland e.V.

Justizministerin will Istanbul-Konvention auch in Sachsen umsetzen

Die sächsische Justizministerin Katja Meier will mit der Eröffnung der Beratungsstelle in Freiberg auch in Sachsen die "Istanbul-Konvention" als völkerrechtlich verbindlichen Vertrag umsetzen. "Dazu haben wir uns als sächsische Landesregierung in unserem Koalitionsvertrag bekannt. Menschen, die Gewalt in ihrem eigenen Zuhause und häuslichen Umfeld erleben müssen, brauchen schnell und unkompliziert Hilfe." Erklärtes Ziel müsse es sein, jedem Opfer von häuslicher Gewalt unabhängig vom Wohnort schnelle Beratung und Hilfe zu bieten.

Sächsischer Koalitionsvertrag zu BeratungsangebotenIm Koalitionsvertrag der schwarz-rot-grünen Regierung ist das Ziel formuliert, in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt eine eigenständige Interventions- und Koordinierungsstelle bei häuslicher Gewalt einzurichten. Durch das Beratungsangebot in Freiberg ist das in elf von 13 Landkreisen und kreisfreien Städten umgesetzt.

Neuer Höchststand bei Fällen häuslicher Gewalt in Sachsen

Im vergangenen Jahr haben nach Angaben des sächsischen Justizministeriums die seit Jahren steigenden angezeigten Fälle häuslicher Gewalt mit mehr als 9.000 einen Höchststand erreicht. Auch die Zahl der Beratungen sind demnach in diesem Bereich angestiegen.

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 05. Juli 2022 | 17:30 Uhr