Forschung Dieser Roboter aus Freiberg kann Einkäufe nach Hause bringen

28. Oktober 2022, 18:21 Uhr

In Freiberg ist ab sofort "Husky" unterwegs - ein ferngesteuerter Roboter der TU Freiberg. Ein Jahr lang wird er im Rahmen eines Forschungsprojektes über die Fußwege rollen und Daten sammeln. Später soll er einmal Einkäufe ausliefern. Die Wirtschaft zeigt bereits Interesse.

Was ist denn das? Diese Frage stellen sich Passanten in der Freiberger Innenstadt an diesem Freitagvormittag immer wieder. Ähnlich einem ferngesteuerten Mini-Auto für Kinder rollt ein orangefarbenes Gefährt durch die Gegend. Darauf befinden sich Antennen, jede Menge Kabel und ein Laptop. Was zunächst nach Freizeitspaß aussieht, ist in Wirklichkeit ein Forschungsprojekt der TU Freiberg. Darin geht es um Lieferroboter. Diese sollen in Zukunft beispielsweise Einkäufe nach Hause bringen. Bis es soweit ist, ist jedoch noch jede Menge Arbeit notwendig.

Für Roboter, die auf Fuß- und Gehwegen unterwegs sind, gibt es noch keine großen Datensätze. Diese sollen mit diesem Projekt erhoben werden.

Sebastian Zug Professor für Informatik an der TU Freiberg

Roboter lernt Personen auszuweichen

"Für diese Roboter, die auf Fuß- und Gehwegen unterwegs sind, gibt es noch keine großen Datensätze. Diese sind aber notwendig, um zum Beispiel Algorithmen zu entwickeln, wie der Roboter am besten Personen ausweichen kann", erklärt Prof. Sebastian Zug vom Institut für Informatik der TU Freiberg. Ein Jahr lang fährt der 50 Kilo schwere und einen Meter lange Roboter mit dem Namen "Husky" ab sofort auf einer speziellen Strecke durch Freiberg.

Mit seinen zahlreichen Sensoren sammelt er auch Daten zu unterschiedlichen Beleuchtungs- und Witterungssituationen. Er erfasst zudem, an welchen Orten und zu welchen Zeiten besonders viele oder besonders wenige Menschen unterwegs sind. Auf diese Weise sollen die Routen optimiert werden. Unter anderem hat der rollende Roboter rechts und links je zwei Kameras, die den Raum durch eine entsprechende Anordnung dreidimensional erfassen können. Darüber hinaus ist ein rotierender Laserscanner an Bord, der seine Umgebung abtastet.

Passanten werden anonymisiert

Weil Datenschutz auch in der Wissenschaft großgeschrieben wird, müssen sich die Freibergerinnen und Freiberger keine Sorgen machen, wenn sie "Husky" während der Testphase in der Stadt begegnen. "Wir arbeiten mit sogenannten Skelettmodellen. Dort ist dann nicht mehr zu sehen, wenn jemand die Straße entlangläuft oder zum Bäcker geht", räumt Professor Zug mögliche Befürchtungen aus.

Gute Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung

Seit 2018 arbeitet er mit seinem Team an dem Projekt. Außerdem gibt es Partner an der Hochschule Schmalkalden und der Technischen Universität Kopenhagen. Als Partner begreift Sebastian Zug auch die Freiberger Stadtverwaltung. Ausdrücklich lobt er die gute Zusammenarbeit. "Damit der Roboter durch die Stadt fahren darf, braucht man die Erlaubnis des Ordnungsamtes. In Freiberg hat das alles sehr unkompliziert funktioniert", freut sich Zug.

Der Roboter könnte einen Großteil der Strecke auch autonom fahren. Wir haben aber Bedenken, dass er in bestimmten Situationen nicht richtig reagiert.

Sebastian Zug Professor für Informatik an der TU Freiberg

Roboter fährt nicht eigenständig durch Freiberg

Obwohl der rund 20.000 Euro teure Roboter auch eigenständig durch Freiberg fahren könnte, ist während der Testphase immer ein Wissenschaftler in der Nähe, der ihn steuert. "Wir haben Bedenken, dass der Roboter in bestimmten Situationen nicht richtig reagiert." Schwierig sei es unter anderem, wenn viele Menschen an Ampeln stehen und der Roboter nicht sehen könne, ob die Ampel Rot oder Grün sei. "Wir sind da aber in Gesprächen mit der Stadt. In Kürze sollen in bestimmte Ampeln Sensoren eingebaut werden, die dem Roboter die entsprechenden Informationen liefern", sagt Zug.

Meinung der Bevölkerung gefragt

Dass sich Fußgänger nach dem Roboter umdrehen und Fragen stellen, begrüßt der Informatik-Professor. Er möchte wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger "Husky" wahrnehmen. "Neben dem technischen Aspekt, der sich darum dreht, wo der Roboter in Freiberg fahren kann und wo nicht, gibt es noch den Aspekt der Akzeptanz der Bevölkerung." Es gehe dabei um das Sicherheitsbedürfnis der Menschen. An welchen Stellen sei es in Ordnung und wo erschreckten sich Menschen, wenn sie dem Roboter begegneten, erläutert Zug.

Erste Gespräche mit Einzelhandelsverband

Hintergrund ist, dass der Roboter größer werden oder über einen Anhänger verfügen müsste, um möglichst viele Einkäufe transportieren zu können. Ist er jedoch zu groß, könnten sich die Passanten bedroht fühlen - vor allem in engen Gassen. Gegenwärtig führt Professor Zug bereits erste Gespräche mit dem Einzelhandelsverband Brandenburg, der sich einen Einsatz des Roboters vorstellen kann. "Die Gedanken gehen dahin, dass sich ein Bäcker, ein Fleischer und ein Apotheker einen Roboter teilen und dann verschiedene Aufgaben miteinander kombiniert werden", erklärt Zug.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 28. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

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