Impfpflicht im Gesundheitswesen Ungeimpft und unverzichtbar: Pflegekräfte können in Mittelsachsen weiterarbeiten

09. Juni 2022, 17:24 Uhr

Weiterarbeiten ohne Corona-Impfung: Im Landkreis Mittelsachsen können ungeimpfte Beschäftigte im Gesundheitswesen trotz der einrichtungsbezogenen Impfpflicht weiterarbeiten. Die Gesundheitsämter berufen sich auf einen Ermessensspielraum, um die Patientenversorgung nicht zu gefährden.

Im Landkreis Mittelsachsen soll ungeimpftes Gesundheitspersonal offenbar weiterarbeiten dürfen - ohne Konsequenzen wegen der einrichtungsbezogenen Corona-Impfpflicht befürchten zu müssen. Der Landkreis fürchtet um die Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen und beruft sich auf einen Ermessensspielraum seitens der Gesundheitsämter.

Landratsamt fürchtet um Versorgungssicherheit

570 Einrichtungen, die ungeimpfte Beschäftigte an das Gesundheitsamt des Landkreises gemeldet hatten, wurden gefragt, wie sich die Versorgungssicherheit gestaltet, wenn Betretungs- und Tätigkeitsverbote für die betroffenen Mitarbeiter ausgesprochen werden. Die Bilanz: "Nach der Abfrage bei den Arbeitgebern steht fest, dass wir die Mitarbeiter brauchen, um Kranke und Pflegebedürftige zu betreuen", so Mittelsachsens Landrat Matthias Damm (CDU). In Mittelsachsen konnten etwa 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen laut Landratsamt weder einen Immunitätsnachweis noch ein ärztliches Attest vorlegen. Zunächst hatte die Freie Presse darüber berichtet.

Sächsisches Sozialministerium: Versorgungssicherheit von Priorität

Das bundesweit geltende Gesetz zur Impfpflicht im Gesundheitswesen sieht vor, dass betroffene Beschäftigte angehört werden müssen und ihnen ein Bußgeldbescheid und Betretungsverbot angedroht wird. Diesem Teil des Verfahrens kommt der mittelsächsische Landkreis offenbar nicht nach. Das Sächsische Sozialministerium beruft sich unterdessen auf die Vollzugshinweise für Landkreise und kreisfreie Städte, wie mit der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht umgegangen werden soll. "Dort wo die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet ist, kann kein Betretungsverbot ausgesprochen werden", so die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).

In dieser Woche beginnen die Landkreise damit, die Einrichtungsmeldungen zur Versorgungssicherheit zu prüfen - wie gewissenhaft diese Prüfung durchgeführt wird, wird von der Landesregierung dabei nicht kontrolliert. Die Gesundheitsministerin sagte vorab: "Wir gehen davon aus, dass die Landkreise sauber und ordentlich geprüft haben."

In Mittelsachsen gibt es für ungeimpfte Beschäftigte statt Konsequenzen und Drohungen eine amtliche Bescheinigung, dass sie unverzichtbar sind. Knapp ein Drittel der gemeldeten 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat ein solches Schreiben bereits erhalten und kann seiner Tätigkeit weiter ohne Einschränkungen nachgehen.

Chemnitz und Görlitz halten an Verfahren fest

Im Freistaat Sachsen sind nach Angaben des Sozialministeriums bisher rund 24.700 Personen registriert, die keinen oder keinen vollständigen Impfnachweis bei ihrem Arbeitgeber im Gesundheitswesen vorlegen konnten. Mit seinem Verfahren, Ungeimpfte im Gesundheitswesen im Sinne der Versorgungssicherheit weiterarbeiten zu lassen, ist Mittelsachsen bisher der einzige Landkreis im Freistaat.

Weitere Landkreise wurden vom MDR SACHSEN zur Durchsetzung der Impfpflicht im Gesundheitswesen angefragt. Wie die Stadt Chemnitz mitteilte, wird am laufenden Verfahren festgehalten. Derzeit würden Schreiben der Einrichtungen geprüft, im Anschluss werde es mit betroffenen Einrichtungen Abstimmungsgespräche geben, um "Maßnahmen im Rahmen der zugelassenen Möglichkeiten" zu veranlassen. Oberste Priorität für die Stadt habe die Versorgungssicherheit.

Im Landkreis Görlitz wurden den Angaben zufolge 474 Einrichtungen und Unternehmen gemeldet, die Auswertung der Rückmeldungen zu Immunitätsnachweisen laufen noch. Der Landkreis halte an der aktuellen Verfahrensweise fest. Bisher wurden weder Bußgeldbescheide verschickt noch Betretungsverbote ausgesprochen.

MDR(ls)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 09. Juni 2022 | 19:00 Uhr

41 Kommentare

DER Beobachter am 10.06.2022

Hoffen wir, dass der Sachse am kommenden Sonntag noch in der Lage ist, kluge Entscheidungen zu treffen und keine Phrasendrescher einschlägiger Parteien und Wählergruppen zu wählen...

DER Beobachter am 10.06.2022

Blödsinn, Hilfloser und Faultier: Kretschmer hat von Anfang an mehr als jeder MPräs. versucht, mit den Hohlquatschern zu reden, und leider mehr mit diesen als den Verständigeren. Was hats ihm gebracht? Noch mehr dummboshafte Häme der Quatscher und Unionsverluste in Sachsen nicht an die AgD, sondern SPD, Grüne und FDP.

DER Beobachter am 10.06.2022

"Ich kann trotz Spritze nicht ausschließen, daß ich trotzdem schwer erkranke. Ich kann trotz Spritze nicht ausschließen, daß ich an Corona sterbe." Ausschließen kann man nie was, und das ist von Anfang an auch so kommuniziert bzw. zumindest verstanden worden von den Verständigeren. So ist Ihre Behauptung auch zu Omikron allerdings nachgewiesen falsch. Jedenfalls für die Drittgeimpften und überdurchschnittlich auch für die Zweitgeimpften.

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