Nach Leipziger Initiative Freier Eintritt für Museen in Sachsen nicht in Sicht
Hauptinhalt
10. Oktober 2023, 11:00 Uhr
In Leipzig soll der Eintritt für die vier städtischen Museen ab 2024 kostenfrei werden. Für ganz Sachsen sei dies nicht realistisch, meint die Chefin des Museumsbundes Sachsen, Sabine Wolfram. Die Häuser bräuchten das Geld für ihre Arbeit. Auch gebe es andere Wege, Menschen in die Häuser zu bringen.
- Die Vorsitzende des Sächsischen Museumsbundes sieht einen freien Eintritt in allen Museen Sachsens kritisch.
- Die Erlöse aus den Eintrittsgeldern werden für die Museumsarbeit benötigt.
- Man kann die Menschen auch vor Ort erreichen und nicht nur in die Museen locken.
Einen flächendeckenden freien Museumseintritt in ganz Sachsen schließt die Vorsitzende des Sächsischen Museumsbundes, Sabine Wolfram, derzeit aus. Die Kultur sei generell unterfinanziert und die Häuser lebten auch von den Einnahmen, die sie erzielen, argumentierte sie im Gespräch mit MDR Sachsen.
Die Debatte wurde durch die Intitiative der Stadt Leipzig ausgelöst. Ab 2024 soll in den vier städtischen Museen der Messestadt der Eintritt für Dauerausstellungen kostenfrei sein. Der Leipziger Stadtrat muss dem noch zustimmen. Dieser Vorstoß hat die Frage aufgeworfen, ob ähnliche Konzepte auch an anderen Häusern in Sachsen möglich sind. Aus Sicht Wolframs greift die Idee zu kurz. Viele Museen böten bereits kostenfreien Zugang für Kinder und Jugendliche an, zudem Ermäßigungen für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen oder Studierende.
Eintritts-Erlöse gehen wieder in die Museumsarbeit
Häufig gebe es die Pflicht vom Träger, Erlöse zu erwirtschaften, die dann wieder in die Museumsarbeit gesteckt werden können, sagt Wolfram. Erziele man nicht genügend Erlöse, schränke dies die Möglichkeiten der Museen ein.
Die Frage nach einem kostenlosen Eintritt für Museen sei eher an die Politik zu richten. Die Etats der Einrichtungen seien unterschiedlich und Häuser wie das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (SMAC), dessen Direktorin Wolfram ist, verfüge nicht über einen so großen Etat wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).
Museen sollten sich aus ihren Häusern herauswagen
Wolfram hinterfagt auch den Zweck eines kostenfreien Museumseintritts. Wolle man Menschen ins Museum locken, die einen solchen Besuch nicht als Teil ihres Lebens sähen, würde es keine so große Rolle spielen, "ob nun der Eintritt sieben Euro kostet oder null Euro".
Hier seien andere Herangehensweisen gefragt, beispielsweise eine "aufsuchende Kulturarbeit", bei der man direkt zu den Menschen vor Ort geht, anstatt sie in die Museen zu locken. Wolfram berichtet: Das SMAC habe beispielsweise viele Jahre lang Fuß zu fassen versucht in einem Chemnitzer Stadtteil, der sehr divers, kulturell vielfältig und sozial nicht unproblematisch sei. Man war beispielsweise auf Festveranstaltungen präsent und habe mit sozialen Einrichtungen gesprochen, um so Hemmschwellen abzubauen.
Quelle: MDR Sachsen (Andreas Berger)
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 09. Oktober 2023 | 20:00 Uhr