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PersonalausfallHoher Krankenstand macht Nahverkehr und Krankenhäusern zu schaffen

04. November 2022, 16:14 Uhr

Auch wenn das sonnige Wetter darüber hinwegtäuscht: Es ist Herbst und die Erkältungs- und Krankenwelle hat Sachsen bereits erreicht. Innerhalb eines Monats haben sich die Krankschreibungen laut Krankenkassen mehr als verdoppelt. Das wirkt sich auch auf Dienstleistungen aus. So haben bereits mehrere Kliniken und Nahverkehrsbetriebe ihr Angebot einschränken müssen.

In der Paracelsus-Klinik in Adorf/Schöneck ist es in den letzten Wochen immer wieder zu Engpässen in der Patientenversorgung gekommen. "Wir haben zum Beispiel einige Male die Notaufnahme abmelden müssen", sagt Unternehmenssprecherin Dirten von Schmeling auf Anfrage von MDR SACHSEN. Das bedeutet, dass die Rettungsfahrzeuge die Klinik nicht mehr anfahren. "Die Mitarbeiter arbeiten zum Teil schon wieder an der Kapazitätsgrenze, es werden viele Überstunden geleistet."

Grund für diese Einschränkungen sei neben dem Fachkräftemangel auch die aktuelle Corona-Herbstwelle. Dadurch gebe es einen hohen Krankenstand in der Belegschaft bei gleichzeitig steigenden Patientenzahlen, so von Schmeling.

Erhöhte Wartezeiten in der Notaufnahme im Klinikum Chemnitz

Nicht nur die Paracelsus-Klinik kämpft mit einem hohen Krankenstand. Auch das Klinikum Chemnitz hat im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit viele Ausfälle. "Zum Beispiel müssen punktuell Betten gesperrt werden und ITS-Betten sind teilweise nicht verfügbar, was bisweilen Verzögerungen bei geplanten Operationen zur Folge haben kann", teilt das Klinikum auf Anfrage mit. "In bestimmten Bereichen werden Überstunden geleistet und es kann zu erhöhten Wartezeiten in der Zentralen Notaufnahme kommen."

Ob es in Sachsen großflächig zu Einschränkungen bei der Patientenversorgung kommt, konnte die Krankenhausgesellschaft Sachsen nicht beantworten. Diese Daten würden nicht zentral erfasst, teilte die Gesellschaft dem MDR mit. Gehe man im Durchschnitt davon aus, dass sieben bis acht Prozent der Mitarbeiter krank ausfallen, steige diese Zahl während einer Erkältungs- und Grippewelle auf 15 bis 20 Prozent.

Nahverkehr in Zwickau fährt weiter nach Sommerferien-Fahrplan

Nicht nur in Krankenhäusern zeigen sich Einschränkungen durch hohe Krankenstände. Auch bei den Verkehrsbetrieben kann es zu Ausfällen kommen. Der Nahverkehr Zwickau teilt auf seiner Internetseite mit, dass der Sommerferien-Fahrplan bis zum 31. Dezember verlängert wird. Das bedeutet, dass die Hauptlinien von Montag bis Freitag statt im 10-Minuten-Takt alle 15 Minuten fahren. Die Fahrten im Schülerverkehr werden regulär geleistet und auf der Buslinie 10 punktuell verstärkt.

"Aufgrund der aktuellen Personallage, verbunden mit einem deutlich erhöhten Krankenstand im Fahrdienst, ist diese Maßnahme leider notwendig", teilte das Unternehmen mit. Ziel sei es, Fahrtausfälle und dadurch lange Wartezeiten an den Haltestellen für die Fahrgäste zu vermeiden.

Anpassung der Fahrpläne in Chemnitz und im Landkreis Görlitz

Die Chemnitzer Verkehrsbetriebe haben bereits Anfang Oktober eine Anpassung des Fahrplans in den Abendstunden vorgenommen. Neben dem leicht erhöhten Krankenstand und dem Mangel an ausgebildeten Fahrpersonal benötigt das Unternehmen derzeit nach eigenen Angaben aufgrund der vielen Baustellen mehr Fahrpersonal als üblich, um die Taktung einhalten zu können.

Auch im Landkreis Görlitz wurde zum 1. November der Fahrplan etwas ausgedünnt. Damit reagiere der Landkreis in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsunternehmen Regionalbus Oberlausitz GmbH (RBO) auf unvorhersehbare Personalengpässe und dadurch verursachte Fahrtausfälle. Diese seien im September an mehreren Tagen aufgetreten. Der Notfallfahrplan soll insbesondere die Schülerbeförderung trotz eines zu erwartenden höheren Krankenstandes sicherstellen. Im Fahrplan wurden Fahrten verschiedener Buslinien gestrichen. Er soll bis Ende Dezember in Kraft bleiben.

Zugausfälle bei der Deutschen Bahn möglich

Auch die Deutsche Bahn kämpft mit hohen Personalausfällen. Es gebe außergewöhnlich hohe Krankenstände, darunter zahlreiche Corona-Fälle, teilt sie auf Anfrage mit. "Bei kurzfristigen Krankmeldungen, etwa beim Fahr- oder Stellwerkspersonal, lassen sich diese leider auch durch eine flexible und vorausschauende Personalplanung nicht vollständig kompensieren", so die Deutsche Bahn. Die Fahrgäste werden gebeten, sich vor Fahrtantritt im Internet oder in der App zu informieren.

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Krankenkassen in Sachsen melden starken Anstieg von Krankschreibungen

Die Krankschreibungen in Sachsen sind nach Angaben der Krankenkassen Barmer und AOK plus zuletzt stark gestiegen. Laut Barmer haben sich Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen in Sachsen von Anfang September bis Anfang Oktober mehr als verdoppelt. Mehr als ein Drittel dieser Krankschreibungen seien wegen Corona erfolgt.

Grippe spiele bislang bei den Versicherten der Barmer nur eine geringe Rolle. "Es gibt keine Garantie, dass die Erkrankungsrate so niedrig bleibt. Lockerungen der Hygiene-Regeln und vermehrte Aufenthalte in geschlossenen Innenräumen könnten wieder zu mehr Grippeinfektionen führen", sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen, Fabian Magerl. "Dies gilt umso mehr, wenn nur wenige Menschen gegen Grippe geimpft sind."

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Laut AOK plus gibt es in diesem Jahr rund 30 Prozent mehr Krankschreibungen im Zeitraum von Anfang August bis Mitte Oktober 2022 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr. Neben den allgemeinen Atemwegserkrankungen nehmen auch die Krankschreibungen wegen einer Corona-Infektion zu. Waren es in der ersten Septemberwoche noch zweimal so viele Fälle wie 2021, sind es in der ersten Oktoberwoche bereits dreimal so viele Fälle wie im Vorjahr.

MDR (ali)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 02. November 2022 | 07:30 Uhr