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FahndungserfolgeVerdeckte Ermittler: Zoll und Polizei erwischen mehr Crystal-Dealer

02. Juli 2022, 15:16 Uhr

Schüsse auf ein flüchtendes Dealer-Auto peitschten im Juni 2022 morgens durch den Ort Treuen im Vogtland. Der gemeinsame verdeckte Einsatz der sächsischen Polizei und Kollegen aus Pilsen konnte die Drogenübergabe zwischen einem Tschechen und einem Deutschen stoppen. Vier Festnahmen wertete die Polizei als Erfolg. Das ist kein Einzelfall. Der Einsatz verdeckter Ermittler beiderseits der Grenze und ein Nebeneffekt der Corona-Kontrollen in Sachsen zeigen Wirkung beim Kampf gegen Drogenkriminalität.

Bei der nächtlichen Verfolgungsfahrt in Treuen stellten die vom Mobilen Einsatzkommando (MEK) unterstützen Drogenfahnder eine "nicht geringe" Menge an Betäubungsmitteln sicher. Die Sorte nannte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Mutmaßlich war Crystal dabei. Die synthetische Droge ist in der Vergangenheit verstärkt über die tschechische Grenze geschwappt und wurde zur Billig-Droge Nummer eins im Freistaat.

LKA: Fahndungserfolg hinter steigenden Crystal-Fällen

Im Jahr 2021 gab es in Sachsen 14.400 polizeibekannte Drogendelikte. Das waren 251 Fälle (zwei Prozent) mehr als im Jahr 2021. Etwa 90 Prozent der bekannten Drogenstraftaten wurden aufgeklärt. Laut Landeskriminalamt stiegen 2020 und 2021 die Zahlen bei Crystaldelikten, welche zuvor rückgängig waren, wieder an. Im Jahr 2021 betrug der Anstieg vier Prozent auf 3.581 Crystal-Delikte im Vergleich zum Jahr 2020. Und sogar plus 19 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 mit 3.007 Crystal-Fällen.

Die Zunahme der Fallzahlen resultiert aus verstärkten Kontrollen der Polizei Sachsen auch im Zusammenhang mit den Corona-Schutzmaßnahmen.

Die Zunahme der Crystal-Fälle wertet das sächsische Landeskriminalamt (LKA) als Erfolg. Denn es werden mehr Dealer gefasst. "Die Zunahme der Fallzahlen resultiert aus verstärkten Kontrollen der Polizei Sachsen auch im Zusammenhang mit den Corona-Schutzmaßnahmen sowie aus mehr Feststellungen der Zollbehörden am Leipziger Flughafen", sagte LKA-Sprecher Kay Anders MDR SACHSEN.

Am Flughafen Leipzig haben sächsische Zollbeamte erfolgreich versteckte Drogen aufgespürt. Bildrechte: imago/blickwinkel

Drogenschwerpunkt ist der grenznahe Raum

"Im gesamten grenznahen Raum sind viele Drogendelikte zu verzeichnen, welche auf den Austausch der Drogen zwischen den Bürgern angrenzender Länder zurückzuführen sind. Gerade die Produktion von Crystal in Tschechien war dabei in der Vergangenheit ein wichtiger Grund für die erhöhte Drogenkriminalität", erklärte Jean-Paul Lüdtke, Pressesprecher der Polizeidirektion Zwickau MDR SACHSEN.

Mittlerweile werde Crystal "viel über die Niederlande importiert", statt über die tschechische Grenze. Das habe mit verstärktem Durchgreifen auf beiden Seiten der sächsisch-tschechischen Grenze zu tun.

Tschechische Polizei greift härter durch

Wie die Polizeidirektion in Zwickau MDR SACHSEN berichtet, haben "die tschechischen Kollegen in den vergangenen Jahren sehr viel zur Bekämpfung dieser Droge getan". Dazu gebe es verstärkt gemeinsame Einsätze wie im Ort Treuen. Bereits im Jahr 2014 hatte der damalige sächsische Innenminister Markus Ulbig in einem "Zehn-Punkte-Plan gegen Crystal" neben Aufklärungsarbeit an Schulen die Zusammenarbeit mit der tschechischen und polnischen Polizei angeregt.

Nur gemeinsam und abgestimmt mit unseren tschechischen und polnischen Nachbarn können wir Erfolge gegen das Teufelszeug erreichen.

Markus Ulbig (CDU) | Früherer sächsischer Innenminister im Jahr 2013 zum Start eines Zehn-Punkte-Planes zur Bekämpfung von Crystal

Verstärkter Einsatz verdeckter Ermittler

"Die Polizeidirektion Zwickau agiert weiterhin verdeckt, als auch offen verstärkt im Grenzgebiet, wodurch genannte Erfolge in Treuen erst möglich werden", erklärt Polizeisprecher Lüdtke. In Plauen gelang Zivilfahndern im Oktober 2021 bei einer Festnahme von sieben Personen die Sicherstellung von mehr als einem Kilo Crystal.

Auf der Elbe werden grenzüberschreitende Polizeikotrollen verstärkt

Diese grenzüberschreitenden Fahndungen verfolgt die sächsische Polizei nicht nur auf dem Landweg. Auch die Wasserschutzpolizei will dabei enger mit ihren tschechischen Kollegen zusammenarbeiten. Ein Vertrag über verstärkte Patrouillen in Sachen Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung auf der Elbe und anderen grenznahen Gewässern haben im Juni 2022 die Polizeichefs beider Länder in Schmilka unterschrieben.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 02. Juli 2022 | 19:00 Uhr