Tierschutz Nach Drama im Horst: Storchen-Halbwaisen aus Chemnitz bald flügge
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23. Juni 2024, 16:35 Uhr
Seit mehr als 30 Jahren pflegt Jörg Spörl junge oder verletzte Störche in seiner Aufzuchtstation in Borna bei Leipzig. Aktuell hocken zwei Küken aus Chemnitz im bodennahen Pflegehorst. Die Naturschutzbehörde hatte sie dort Ende Mai 2024 abgegeben. Die Kleinen überlebten ein Drama um ihre Storcheneltern.
- Die beiden aus einem Horst in Wittgensdorf geretteten Storchenküken haben sich gut entwickelt.
- Damit sie genug Kraft für erste Flugversuche haben, wurden die Störche mehrmals am Tag gefüttert.
- Die Chancen für eine Auswilderung der Jungstörche stehen gut.
Die Rettungsaktion für zwei kleine Störche aus dem Chemnitzer Ortsteil Wittgensdorf hat sich gut weiter entwickelt. Wie ihr Betreuer Jörg Spörl von der Storchenstation im Bornaer Ortsteil Thräna MDR SACHSEN berichtete, sind die beiden Küken zu propperen Jungstörchen herangewachsen. Und sie machen ihre ersten Flugversuche, freut sich Spörl. Der Tierschützer, der seit mehr als 30 Jahren gefährdete oder verlassene Störche pflegt, ist optimistisch, dass eine Auswilderung gelingt.
Vater tot, Mutter verstört
Die zwei Storchenkinder aus Wittgensdorf wurden im Auftrag der Naturschutzbehörde Chemnitz nach Thräna gegeben. Da hatten die kleinen Schnäbel schon viel erlebt: Ihr Vater war bei einem Unfall schwer verletzt worden und musste vom Tierarzt eingeschläfert werden. Die gestresste Storchenmutter hatte daraufhin eines ihrer Küken aus dem Nest geworfen. Die beiden Geschwister-Küken wurden gerettet und nach Thräna gebracht.
Storchen-Attrappe bringt Kraftnahrung
Dort haben sie sich gut entwickelt: "Beide Störche sind wohlauf", berichtete Spörl, der auch Storchenbeauftragter im Raum Geithain ist. Seine Zöglinge seien nun etwa neun Wochen alt und sehr aktiv. Gefüttert werden sie mehrfach am Tag, darunter mit eingefrorenen Eintages-Kücken. "Sie brauchen den Kalk aus den Knochen", erklärt Spörl dazu. Gelegentlich gebe es auch Katzenfutter. Zur Fütterung nutzt der Experte eine Storchen-Attrappe, damit sich die Vögel nicht an ihn und an den Menschen gewöhnen.
Die meisten Auswilderungen klappen
In 95 Prozent der Fälle gelingt die Auswilderung von Störchen in Obhut, sagt Michael Kaatz von der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg im Jerichower Land MDR SACHSEN. Auch bei den Wittgensdorfer Jungstörchen soll das klappen. "Sie sind kurz vor dem Ausfliegen", meint Spörl. In der Natur würden die Storcheneltern sie weniger füttern, um den Nachwuchs zum Ausfliegen zu motivieren. In Thräna müssen diese Motivation andere Storchen-Mitbewohner organisieren, die schon die ersten Runden fliegen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 21. Mai 2024 | 13:30 Uhr