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EnergiekriseEnergie-Krisenstab der Stadt Reichenbach schreibt Brandbrief an Habeck

01. August 2022, 19:12 Uhr

Nachdem der Entwurf eines Brandbriefes, den der Krisenstab Energie der Stadt Reichenbach an Bundeswirtschaftsminister Habeck adressiert hatte, bereits im Netz aufgetaucht war, ist jetzt eine endgültige Fassung verabschiedet worden. Gleichzeitig distanzieren sich die Unterzeichner von jeglicher politischen Polemik.

Der "Krisenstab Energie" der Stadt Reichenbach hat sich mit einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) gewandt. In dem Schreiben fordern die Unterzeichner angesichts der Energiekrise die Wiederaufnahme von wirtschaftlichen Verhandlungen mit Russland. Die Sanktionen fügten der hiesigen Bevölkerung immensen Schaden zu. Es drohten eine schwere Rezession und Insolvenzen.

Reichenbachs Oberbürgermeister Raphael Kürzinger (CDU) sagte MDR SACHSEN, man wolle mit dem Schreiben "ein paar Signale nach Berlin senden", die man als Hilferuf von der Basis verstanden wissen will. "Wir sind nach wie vor abhängig von russischem Gas. Deswegen ist unser Signal: 'Setzt euch an den Verhandlungstisch, schaut zu, dass die Verträge wieder zum Laufen kommen, damit die Menschen und auch die Unternehmen in Europa eine ordentliche Energie- und Gasversorgung haben." Aufbauhilfe nach dem Ende des Krieges in der Ukraine sei nur mit einer gesunden Volkswirtschaft möglich.

Kritik an Sanktionsentscheidungen

In dem Schreiben, das auch auf der Internetseite der Stadt Reichenbach veröffentlicht worden ist, schreiben die Verfasser, dass die emotionale Empörung über den russischen Angriffskrieg zu politischen Entscheidungen geführt habe, deren Auswirkungen auf die Bevölkerung bei Vorhandensein einer Strategie vermeidbar gewesen sei.

Mitunterzeichner Lars Lange, der Geschäftsführer der Stadtwerke Reichenbach Vogtland GmbH, sieht in dem Brief Zündstoff. "So kann es schließlich nicht weitergehen. Wir müssen reagieren und in Verhandlungen eintreten. Wir benötigen dieses russische Erdgas bestimmt noch für zwei oder drei Winter." Es sei die höchste Stufe des Alarms. Laut Lange könne die Energie nicht mehr bezahlt werden, egal, ob man sie bekomme oder nicht. Dabei rede er nicht von den obersten Zehntausend, sondern von der breiten Masse.

Ganz gleich, ob wir die Energie bekommen oder nicht, wir können sie einfach nicht mehr bezahlen. Dabei rede ich nicht von den obersten Zehntausend, sondern von der breiten Masse.

Lars Lange | Geschäftsführer der Stadtwerke Reichenbach Vogtland GmbH

Deshalb sei der Brief nötig gewesen. "Wir trauen uns endlich zu sagen: 'Liebe Regierung, so geht das nicht. Lasst Euch einen anderen Mechanismus einfallen.'" Letztendlich müsse die Regierung die Einwohner von Deutschland schützen und finanziell unterstützen, damit die Belastung nicht wieder auf dem einzelnen Bürger liege.

Oberbürgermeister hofft, dass der Brief in Berlin Gehör findet

Obwohl Oberbürgermeister Kürzinger und die anderen Unterzeichner am Montag eine leicht geänderte Fassung des Schreibens an Habeck veröffentlicht haben, hofft er darauf, dass das politische Berlin auf den Appell aus dem Vogtland reagiert. "Wir sind ja nicht die Einzigen, die sich mit diesen Sorgen an die Bundesregierung wenden. Ich hoffe, dass die Vielzahl der Signale, die aus dem flachen Land in Richtung Berlin gesendet werden, dazu führen, dass sich die Verantwortlichen klar darüber werden, dass die Energiesicherheit eine Versorgungssicherheit für das gesamte Land ist." Er hoffe, dass die Bundesregierung auch dementsprechend handeln werde.

Entwurf sorgt für Diskussionen in sozialen Netzwerken

Nachdem ein Entwurf des Schreibens in den vergangenen Tagen in sozialen Netzwerken aufgetaucht war, hat der Krisenstab Energie beschlossen, die eigentlich für den 19. August vorgesehene Veröffentlichung bereits am Montag zu veranlassen.

Der Entwurf des Schreibens war unter anderem von der als rechtsextremistisch eingestuften Partei "Freien Sachsen" bei Facebook als "Paukenschlag" bezeichnet worden. Oberbürgermeister Kürzinger distanzierte sich von den Aussagen. "Die Vereinnahmung dieses Themas für politische Aussagen, welcher Art auch immer, ist nicht in Ordnung." Das Thema sei viel zu ernst, um damit Politik zu betreiben. "Wir distanzieren uns von jeder Polemik in diesem Bereich."

MDR (tfr/bs)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 01. August 2022 | 18:03 Uhr