Deutsch-deutsche Teilung Ehemaliger Wachturm in Heinersgrün wird saniert und erhalten

09. August 2022, 12:23 Uhr

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Da zieht es natürlich auch etliche Leute von Sachsen aus gen Süden. Wer aus Leipzig, Chemnitz oder Dresden mit dem Auto in Richtung Bayern unterwegs ist, dem ist ein Bauwerk kurz vor der Landesgrenze bestimmt schon einmal aufgefallen: der ehemalige Grenzturm in der Nähe von Heinersgrün im Vogtland.  Bis 1989 wurde von dort aus der Todesstreifen bewacht und ausgeleuchtet. Zukünftig soll der Turm zum Gedenkort werden.

Auf einer kleinen Anhöhe, nur einen Steinwurf von der Autobahn 72 entfernt befindet sich der Turm der ehemaligen Führungsstelle Heinersgrün. Die Außenfassade ist schon komplett saniert und präsentiert sich in tristem Grau jener Zeit. "Es ist versucht worden, so nahe wie möglich an die Betonfarbe, die damals sichtbar war, heranzukommen", erklärt Tilo Gruschwitz, Leiter des Bereichs Hochbau im Landratsamt. Die Zeitreise geht im Inneren weiter – vier Mini-Räume und eine steile Treppe befinden sich im Erdgeschoss. Die Wände sind teilweise mit Farbe beschmiert.

Turm drohte nach der Wende der Verfall

Es sei nur dort repariert worden, wo es zwingend notwendig war um den Betonkörper zu erhalten, so Gruschwitz. Die anderen Flächen sollten laut der Denkmalschutzbehörde im Originalzustand bleiben. Dadurch sind auch die Schriftzüge der Nachwendezeit und die verwitterten Wandbeschichtungen sichtbar.

Nach 1989 sei der Turm Stück für Stück verfallen, sagt Gruschwitz. Der Zustand zum Start der Sanierung vor zwei Jahren war dementsprechend desolat. Die Decken waren noch wesentlich mehr geschädigt als die Wände, das hat damit zu tun gehabt, dass die Feuchtigkeit über die vielen Jahre komplett durch den Turm gelaufen ist - eingedrungen durch das undichte Dach.

Schautafeln sollen Geschichte des Turms erklären

Zehn Meter hoch ist der Turm – auf einer Grundfläche von vier mal vier Metern.  Die Sanierung von Dachterrasse, den zwei Etagen und dem Keller wurde inzwischen größtenteils abgeschlossen. Die Stahlbetonteile, Stahlträger und neue Treppen sind eingebaut. Weiterhin wird noch Estrich verlegt und die Bodenbeschichtung aufgebracht – Gummibelag aus der DDR-Zeit.

Im Moment werden die Zufahrt gebaut und die Außenanalagen hergerichtet, Bagger befestigen Wege und ein Zaun entsteht. Tische und Stühle sowie Schautafeln zur visuellen Darstellung zur Geschichte sollen installiert werden.

Wachturm soll für Gruppen geöffnet werden

Frei zugänglich wird der Turm aber nicht sein. Es soll zukünftig als Außenstelle des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth betrieben, sagt Lars Beck Wirtschaftsförderer des Vogtlandkreises. Für Gruppen sollen ab Frühjahr 2023 Führungen durch den Turm angeboten werden.

Während der deutschen Teilung war der Ort Heinersgrün im Sperrgebiet nur mit Passierschein erreichbar - für die meisten DDR-Bürger also konkret unerreichbar. Die heutige A72 war ab Plauen gesperrt. Grenzübergang war damals Rudolphstein/Hirschberg an der A9, zuvor auch Töpen/Juchhöh. Züge fuhren über Gutenfürst. Der dortige Grenzbahnhof wird allerdings nicht als Zeitzeugnis erhalten. Einen Einblick in die damalige deutsche Teilung im Vogtland gibt das Grenzlandmuseum Mödlareuth. Das Dorf ist auch als "Klein-Berlin" bekannt, weil eine Mauer mitten durch den Ort errichtet worden war.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. August 2022 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Pattel am 09.08.2022

Nicht das die Dinger wieder gebraucht werden,wenn es so weiter geht.

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