Handwerk Tischler im Vogtland: Wie gelingt die Unternehmensübernahme?
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15. September 2023, 05:00 Uhr
Handwerk hat goldenen Boden – ein Sprichwort, das heutzutage nicht mehr zeitgemäß scheint. Denn: Auch in Sachsen sinkt die Zahl der Handwerksbetriebe, immer weniger Leute lernen einen Handwerksberuf, bestehende Unternehmen finden keine Nachfolger. Dass es auch anders geht, beweist Robin Jacob in Adorf. Der junge Tischlermeister hat vor drei Jahren einen Betrieb übernommen und versucht seitdem, das traditionelle Handwerk mit allerhand frischen Ideen zu beleben.
Robin Jacob sitzt vor zwei großen Computermonitoren – die sind für den 35-jährigen Tischlermeister in seiner Werkstatt genauso wichtig wie Kreissäge, Hobelmaschine oder Abrichte. "Da werden Berufskollegen über mich schimpfen. Ich versuche, alles was möglich ist, mit Maschinen zu machen. Damit will ich mich abheben von anderen, weil es für mich effektiver ist. Ich plane meine Dinge am Computer in 3D, weil ich mir das so am besten vorstellen kann. Dadurch kann alles von Maschinen hergestellt werden."
Jacob: Eigener Betrieb war mein Ziel
Vielleicht hat das mit seinem ersten Beruf zu tun – Jacob war lange Veranstaltungstechniker. Erst 2018 hat er seinen Tischlermeister gemacht – und dann viel Geld und Kraft in die Übernahme des Betriebes in Adorf gesteckt. "Ein eigener Betrieb war mein Ziel, um das zu machen, was ich will", erzählt er. "Ich habe meine Frau zuerst gefragt, ob das für sie ok ist, weil sonst geht es gar nicht. Bei uns gab es keine Fördermöglichkeiten. Banken haben sich auch teilweise schwer getan, das Ganze zu finanzieren."
Jacob bastelt an eigenem Shop im Internet
Aktuell läuft das Zwei-Mann-Unternehmen sehr gut. Die kleine Manufaktur baut hauptsächlich Möbel, Treppen oder Inneneinrichtungen. Parallel bastelt Jacob an einem eigenen Internetshop – will hier Dekoartikel oder Magnetwände an den Kunden bringen. "Das funktioniert sehr gut. Man muss in unserer Region sehr vielschichtig sein und sich immer wieder neue Sachen einfallen lassen, weil wir relativ dünn besiedelt sind. Und dazu kommt die Grenznähe. Dadurch ist der Kundenkreis sehr eingeschränkt."
Der Online-Bereich soll sich auf lange Sicht zu einem festen Standbein entwickeln und weiter ausgebaut werden. "Es wird verschiedene Ess- und Beistelltische geben. Da habe ich mir eine eigene Marke ausgedacht und ein eigenes Design. Ich bin da sehr kreativ. Oftmals fehlen mir die Zeit und das Geld, das umzusetzen. Aber das kommt alles noch."
Marketing via Instagram
Um Interesse für seine Produkte zu wecken, setzt der Tischlermeister auch bei Werbung und Marketing zeitgemäße Akzente. "Wir machen auch Social Media auf Instagram und Facebook und posten regelmäßig Dinge. Wir merken, dass dadurch auch Aufträge reinkommen. Die Leute sagen: Ich hab das gesehen, ich will das auch haben."
Ich würde das wahrscheinlich nicht nochmal machen, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt - seien es schwierige Aufträge oder dass Kunden nicht bezahlen oder Maschinen kaputtgehen.
Aller Anfang ist schwer
All das soll helfen, den kleinen Betrieb zukunftssicher aufzustellen – denn Robin Jacob hat in den letzten drei Jahren leider auch schon die bitteren Seiten der Selbstständigkeit erfahren müssen. "Ich würde das wahrscheinlich nicht nochmal machen, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt - seien es schwierige Aufträge oder dass Kunden nicht bezahlen oder Maschinen kaputtgehen. Es wird auch immer bürokratischer. Ich schau trotzdem positiv in die Zukunft und sehe, dass es immer weitergeht."
Generell wünscht sich Tischlermeister Robin Jacob aus Adorf mehr Wertschätzung für das Handwerk. Das könnte seiner Meinung nach am Ende der gesamten Branche wieder zu einem besseren Image verhelfen.
MDR (Bernd Schädlich/kbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | DIENSTAG DIREKT | 12. September 2023 | 20:00 Uhr