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Explosiver JobSprengmeister aus Vogtland bringt Talbrücke Rahmede zu Fall

07. Mai 2023, 13:13 Uhr

Michael Schneider hat in 40 Jahren die höchsten Bauwerke Deutschlands gesprengt. Am Sonntag brachte er die Talbrücke Rahmede über der A45 zu Fall. Dabei ist für den Plauener nicht die Menge des Sprengstoffs entscheidend.

Ein Sachse hat am Sonntag die marode Talbrücke Rahmede in Nordrhein-Westfalen zu Fall gebracht. Punkt 12.00 Uhr drückte Sprengmeister Michael Schneider auf den Knopf, das 453 Meter lange und 17.000 Tonnen schwere Bauwerk fiel nach unten zusammen. Es entstand eine riesige Staubwolke über dem Tal. Schneider sagte im Westdeutschen Rundfunk: "Es hätte nicht besser laufen können."

Erst Ende März hatte der Vogtländer Michael Schneider eine Brücke über die A45 gesprengt, damals in Eisern. Unzählige Schaulustige waren auch damals gekommen und blickten in Richtung A45-Talbrücke, die gesprengt wurde. Die Autobahnbrücke hatte nach 56 Jahren ausgedient. Sprengmeister Michael Schneider machte sie dem Erdboden gleich.

Dabei gab es noch am Morgen große Aufregung um den Plauener, der wegen starken Nasenblutens im Krankenhaus behandelt werden musste. War es die Aufregung vor der Sprengung? Michael Schneider musste lachen: "Ich sprenge jetzt seit 40 Jahren. Wenn ich da jedes Mal Nasenbluten hätte - um Gottes Willen! Das war einfach körperlich bedingt." Nun trägt er einen Nasendruckverband - die Blutung ist gestoppt.

Vor jeder Sprengung etwas nervös

Doch auch nach 40 Jahren Berufserfahrung ist der Sprengmeister immer etwas aufgeregt: "Bei einer Sprengung ist man immer nervös. Das ist gar keine Frage." Gerade bei der alten A45-Talbrücke in Eisern sei Fingerspitzengefühl gefragt, denn das Bauwerk liegt besonders nah an der neu gebauten Autobahnbrücke, sagt Schneider. 45 Kilo Sprengstoff werden ausreichen, um die alte Brücke zu Fall zu bringen.

Bei einer Sprengung ist man immer nervös. Das ist gar keine Frage.

Michael Schneider | Sprengmeister aus Plauen

Dabei komme es nicht auf die Menge der Sprengmittel an, sagt er: "Bei diesen Abbruchsprengungen ist keine große Menge an Sprengstoff gefragt. Es kommt darauf an, an statisch relevanten Punkten der Brücke die Statik herauszunehmen." Die Erdanziehungskraft würde dann den Rest erledigen, sagt der Sprengmeister.

Höchste Brücke und Olympia-Schanze gesprengt

Ob Hochhäuser oder 300 Meter hohe Schornsteine - Michael Schneider hat schon an Gebäuden verschiedener Größen Sprengstoff angelegt. Vergangenes Jahr war es die 500 Meter lange und mit 70 Metern höchste Brücke Deutschlands bei Rinsdorf in Nordrhein-Westfalen, die er dem Erdboden gleich machte.

Meine Frau sagt oft, wenn ich einen hohen Schornstein sehe - 'Moment, der muss nicht gesprengt werden. Du kannst weiter.'

Michael Schneider | Sprengmeister aus Plauen

Im Jahr 2007 sprengte der Vogtländer die knapp 120 Meter hohe Olympia-Schanze in Garmisch-Partenkirchen. Fährt da ein Sprengmeister nicht auch mit einem besonderen Blick durchs Land? Schneider muss schmunzeln: "Meine Frau sagt oft, wenn ich einen hohen Schornstein sehe - 'Moment, der muss nicht gesprengt werden. Du kannst weiter fahren.'"

Von Autobahnbrücke bleiben 14.500 Tonnen Schutt übrig

März 2023, es ist Punkt 11 Uhr an der A45-Talbrücke bei Siegen in Nordrhein-Westfalen: Die Rettungshunde haben niemanden gefunden, der sich in der Absperrzone befindet. Die Wärmebildkameras der Drohnen geben auch keinen Alarm. Das Zeichen für Michael Schneider, auf den Zündknopf zu drücken: "Drei! Zwo! Eins! Zündung!" In wenigen Sekunden fällt die 327 Meter lange Autobahnbrücke zu Boden. Von ihr bleibt nur ein Berg mit 14.500 Tonnen Schutt übrig.

Michael Schneider ist zufrieden: "Es ist super gelaufen. Die Brücke ist planmäßig ins Bett gefallen." Natürlich sei er sich sicher gewesen, dass die Sprengung klappt und muss lachen: "Wenn wir nicht sicher gewesen wären, hätten wir die Sprengung nicht ausgeführt." Für den Sprengmeister geht es im Mai in Lüdenscheid weiter. Dort wird er an der 453 Meter langen Talbrücke Rahmede den Sprengstoff zünden und das nächste Stück Ingenieurskunst vergangener Jahrzehnte in sich zusammenfallen lassen.

MDR (phb, Maik Teschner, dkö), AFP

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 07. Mai 2023 | 13:00 Uhr