Eine Regionalbahn fährt in den Sommerferien 2020 richtung Dresden. Man sieht einen Zug der Mitteldeutschen Regionalbahn (MRB) an einem Flusslauf vorbeifahren.
Die Sachsen-Franken-Magistrale - hier ein Regionalzug zwischen Dresden und Tharandt - ist nur bis Hof elektrifiziert. Bildrechte: Lars Neumann

Protest Sachsen und Bayern fordern weiteren Ausbau der Sachsen-Franken-Magistrale

16. November 2022, 17:31 Uhr

Eine Modernisierung der Bahnstrecke Dresden/Leipzig - Hof - Nürnberg stockt wieder einmal - auf bayerischer Seite. Die Oberleitung der Sachsen-Franken-Magistrale soll weiter in Hof enden. Einen Ausbau auf fränkischer Seite hält das Verkehrsministerium in Berlin für nicht wirtschaftlich. Das wollen die Freistaaten Sachsen und Bayern nicht hinnehmen. Gemeinsam wurde eine Protestresolution verfasst. Die Magistrale hat schon seit 20 Jahren ihre einstige Bedeutung verloren.

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Sachsen drängt gemeinsam mit Bayern darauf, dass der Bund die Pläne zur Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale weiter vorantreibt. "Der Stopp des Projekts macht die jahrzehntelangen Bemühungen um eine bessere und direkte Verbindung von Nürnberg nach Sachsen und Tschechien zunichte und ist eine abrupte Vollbremsung auf halbem Weg - vom negativen Klimaeffekt ganz zu schweigen", sagte der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Auf bayerischer Seite können auf der Magistrale weiterhin nur Dieselloks die Güterzüge ziehen und Dieseltriebwagen den Personenverkehr abwickeln. Doch die Elektrifizierung der Strecke zwischen Nürnberg und Hof ist nach neuesten Berechnungen des Bundes nicht wirtschaftlich genug, deshalb wird das Projekt nicht weiterverfolgt.

Gleise und Güterzüge am Bahnhof von Marktredwitz, 2007
Im Bahnhof Marktredwitz an der Strecke Nürnberg - Hof/Cheb können nur Dieseloks fahren. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Lindenthaler

Die Freistaaten Bayern und Sachsen sowie Vertreter aus der betroffenen Region unterzeichneten am Dienstag eine Resolution, in der sie eine zügige Fortsetzung der Planungen fordern. "Der längst überfällige Lückenschluss zwischen Nordostbayern, Südwestsachsen und der Tschechischen Republik ist nicht nur für die Menschen und die Wirtschaft in der Region von größter Wichtigkeit", heißt es. Die Strecke habe überregionale und internationale Bedeutung.

Schulterschluss von SPD und CSU auf Länderebene

Die Bundesregierung rede davon, mehr für Verkehrswende und Klimaschutz tun zu wollen, sagte Bernreiter weiter. "Bei der Franken-Sachsen-Magistrale ist jetzt monatelang aber gar nichts vorangegangen. Nun teilt der Bund auf einmal auch noch mit, dass die Planungen wegen zu geringer Wirtschaftlichkeit nicht fortgeführt werden sollen." Das werde man der Bundesregierung "nicht durchgehen lassen". Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) sagte: "Ich gehe stark davon aus, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und erwarte vom Bund, dass er sich mit uns dazu an einen Tisch setzt."

Die Sachsen-Franken-Magistrale führt auf zwei Streckenästen von Dresden sowie Leipzig über das Bogendreieck Werdau und Hof Richtung Nürnberg. Bayern fordert ferner eine Elektrifizierung von Marktredwitz südlich von Hof bis Cheb (Eger) in Tschechien. Auch die Verbindungen von Hof Richtung Regensburg und Richtung Lichtenfels - Bamberg sind bislang ohne Oberleitung.

Einst Fernverkehr im Takt auf zwei Linien

Die Sachsen-Franken-Magistrale war ab der Friedlichen Revolution 1989 zu einer wichtigen Fernverkehrsachse aufgestiegen. Wo nach dem Zweiten Weltkrieg und während der deutschen Teilung nur wenige Interzonen-Züge und ein Transitzug aus Berlin von Ost nach West fuhren, wurden ab 1990 zügig im Zwei-Stunden-Takt Interregio-Linien von Berlin über Leipzig nach München und Oberstdorf sowie von Görlitz über Dresden und Nürnberg nach Karlsruhe eingerichtet. In Reichenbach im Vogtland hatten diese gegenseitig Anschluss. Dort endete bis 2013 die Oberleitung und die Loks mussten gewechselt werden.

ICE-Zeitalter währt knapp drei Jahre

Von 2001 bis 2003 waren zwischen Nürnberg und Dresden über Bayreuth sogar Diesel-ICE unterwegs, die nach einer Pannenserie allerdings abgezogen wurden und längst ausrangiert sind. Inzwischen ist elektrischer Betrieb aus Sachsen bis nach Hof möglich. Der Abschnitt Reichenbach - Hof ist seit Ende 2013 unter Strom. Fernverkehr gibt es allerdings schon seit Ende 2006 keinen mehr, nachdem zuvor der Fahrplan nach und nach ausgedünnt worden war. Der Schnellverkehr Berlin - Leipzig - München rollt längst über die Neubaustrecke Erfurt - Bamberg. Reisende im Regionalverkehr müssen in Hof umsteigen, wo auch Güterzüge zeitaufwendig umgespannt werden müssen - sofern sie nicht auch schon unter der Oberleitung in Sachsen mit Dieselloks fahren.

Eine Elektrifzierung der Strecke zwischen Nürnberg und Hof ist in der Fränkischen Schweiz wegen niedriger Tunnel besonders aufwendig und entsprechend teuer. Zwischen Hof und Dresden wiederum führen die Gleise über topografisch schwieriges Terrain entlang von Vogtland und Erzgebirge.

Die Alternative: Fahrt auf der Neubaustrecke

ICE-T der Deutschen Bahn zwischen Erfurt und Ebensfeld im Thüringer Wald. 35 min
Bildrechte: MDR FERNSEHEN
35 min

Fr 08.12.2017 06:10Uhr 34:58 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/video-129726.html

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MDR (lam)/dpa

3 Kommentare

Harka2 am 16.11.2022

Traurig ist, dass man vor dem letzten Krieg problemlos elektrisch von Leipzig nach München durchfahren konnte (ok, geht auf Nebenstrecken und der Neubau-ICE-Trasse inzwischen auch, nur dürfen dort nur ICE fahren). Dresden war gleichfalls elektrisch gut aus Ost und West sowie aus dem Süden erreichbar und heute hat man zwar eine Verbindung nach Berlin im Norden, aber keine mehr nach München. Vielleicht bindet man Sachsen dann wieder über Prag an den Süden an, wenn der Tunnel unter dem Erzgebirge fertig ist ....

GEWY am 16.11.2022

Vor allem könnte die Diesellok die den IC2150/51 von Köln bis Gera zieht auch bis Glauchau weiter "tätig" sein und von dort elektrisch über Chemnitz bis Dresden einen weiteren Fernverkehrsanschluss für die Region SW Sachsen möglich machern.

DieselmeetsKohle am 16.11.2022

So ist das Problem eine Diesellok einzusetzen. In Gera geht es doch auch. Sind nur Autolobbyisten in der Verantwortung

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Di 16.04.2024 13:52Uhr 00:51 min

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Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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