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FinanznotTierparkverein Klingenthal steht vor finanziellem Ruin

13. Oktober 2022, 18:40 Uhr

Seit sechzig Jahren gibt es den Tierpark in Klingenthal. Jetzt ist er - wie andere Einrichtungen auch - in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Grund: Erhöhung des Mindestlohnes, und die gestiegenen Preise für Energie und Futter. Die Stadt sucht nach Lösungen.

Am Sonnabend feiert der Tierpark im vogtländischen Klingenthal sein traditionelles Herbstfest. Tierpark-Chef Tino Richter und sein kleines Team bereiten alles vor. "Es ist ein ruhiges Fest mit Lagerfeuer, an dem man Stockbrot backen kann, mit bunten Lampen im Tierpark... Da hoffen wir, das viele Gäste kommen."

Gleichzeitig wird an diesem Tag das neue Info-Haus im Tierpark eröffnet, das neben einer Ausstellung auch Bildungsangebote für Kinder ermöglichen soll.

Das Info-Haus im Tierpark KlingenthalIm Tierpark Klingenthal ist ein Infohaus gebaut worden. In der Blockhütte, die zum größten Teil durch Sponsoren finanziert worden ist, soll eine Ausstellung untergebracht werden.

Ein Prunkstück ist bereits zu sehen: das Präparat der letzten im Tierpark lebenden Bärin Ulla, die 2019 gestorben ist.

Außerdem sollen hier erlebnispädagogische Angebote gemacht werden. Es gibt dazu bereits Kooperationen mit einem Hort und einer Grundschule. Hier soll zum Thema Tier- und Umweltschutz informiert werden.

Doch möglicherweise könnte es das letzte Fest sein, denn dem Klingenthaler Tierpark mit seinen rund 250 Tieren droht das Aus. Die aktuell auf breiter Front explodierenden Kosten haben ein Loch in die Kasse des Betreibervereins gerissen.

Tierparkverein sitzt in der Kostenfalle

Steigende Kosten beim Futter, beim Personal und nicht zuletzt bei der Energie stellen den Tierparkverein vor nahezu unlösbare Probleme, sagt Richter. "Die Abschläge plus gestiegene Mindestlöhne bedeuten im kommenden Jahr einen Mehraufwand von gut 41.000 Euro."

Das sei nicht zu stemmen. Gespart werde schon seit Monaten an allen Ecken und Enden. Das Personal sei reduziert und die Eintrittspreise moderat erhöht worden. "Nicht zuletzt haben wir mit mehr als 70 Tierpatenschaften zusätzliches Geld akquiriert. "Viel mehr geht leider Gottes nicht." Sein letzter Ausweg war ein Hilferuf an die Stadt als Eigentümer des Tierparks.

Stadt Klingenthal sieht sich in der Pflicht

Gerhard Nöbel, derzeit amtierender Oberbürgermeister, sieht die Kommune auch in der Pflicht. "Wir standen und stehen bisher immer zum Tierpark. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Es ist nun mal ein Zuschauermagnet und so viele touristische Einrichtungen haben wir nicht in der Stadt."

Etwas mehr als 93.000 Euro schießt die Stadt jährlich dem Tierpark zu. Dazu kommen etwa 10.000 Euro an Sachleistungen, die die Kommune für die zahlreichen Modernisierungsmaßnahmen investiert. Jetzt extra noch etwas Geld aus dem Ärmel zu zaubern, sei momentan schwierig, gibt Nöbel zu. "Wir werden uns mit der Tierparkleitung beraten, dann müssen wir Nägel mit Köpfen machen." Er wolle damit vorsichtigen Optimismus verbreiten. "Wir werden, wir müssen eine Lösung finden. Wir müssen nur prüfen, wie es geht."

Wir werden, wir müssen eine Lösung finden. Wir müssen nur prüfen, wie es geht.

Gerhard Nöbel | Amtierender Oberbürgermeister von Klingenthal

Schnelle Rettung ist nötig

Viel Zeit für eine Rettung bleibe aber nicht mehr, mahnt Tierparkchef Tino Richter. "Ich habe die Zahlen immer zur Hand. Nach aktuellem Stand ist Ende November Schluss."

Nach aktuellem Stand ist Ende November Schluss.

Tino Richter | Chef des Klingenthaler Tierparks

Das weiß auch der Rathauschef Nöbel. "Wir haben jetzt Zeitdruck und wir müssen bis dahin etwas hinbekommen, das ist uns klar", sagt er. Die Stadt als Eigentümer ist alarmiert und sucht nach einer Lösung, um dem Verein aus der finanziellen Schieflage zu helfen.

MDR (tfr/bsc)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio chemnitz | 13. Oktober 2022 | 16:30 Uhr