Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

"Der Fall der vier Ringe"Game-Theater im Auto-Museum: Neue Spielzeit in Zwickau beginnt interaktiv

07. September 2024, 03:00 Uhr

In Zwickau wurde einst Auto-Geschichte geschrieben. Nun rollt das Theater der Stadt sie als interaktive Zeitreise im August-Horch-Museum neu auf: "Zurück in die Zukunft – Der Fall der vier Ringe" feiert am Samstag Premiere. Das Publikum muss aufpassen und Punkte sammeln beim "Game-Theater" in historischer Kulisse – und kann mitbestimmen, was passiert. Unser Theaterkritiker hat einen Probelauf miterlebt.

  • In Zwickau startet die neue Spielzeit am Sonnabend mit einem interaktiven Theaterstück im August-Horch-Museum.
  • Das Publikum geht auf Zeitreise durch die sächsische Auto-Geschichte von Horch bis Trabi – und kann sie neu erfinden.
  • Vor der Premiere gab es einen Testlauf, unser Kritiker findet: "Ziel erreicht."

Im Foyer des Zwickauer August-Horch-Museums herrscht an diesem Abend drei Tage vor der Premiere am Sonnabend schon dichtes Gedränge und einige Aufregung. Hier wird geprobt, mit einem Testpublikum. "Zurück in die Zukunft – Der Fall der vier Ringe" heißt die Produktion.

Interaktive Theater-Premiere: "Zurück in die Zukunft"

"Zurück in die Zukunft – Der Fall der vier Ringe" heißt die Produktion. Mit der betritt das Theater in Zwickau Neuland. Nicht nur wegen des Spielorts, auch wegen des Genres: Game-Theater. Wie in einem Computerspiel bewegt sich das Publikum dabei durch verschiedene Räume des Museums und hat dort bestimmte Aufgaben zu lösen und kann dabei Punkte sammeln oder auch verlieren.

In "Zurück in die Zukunft – Der Fall der vier Ringe" kredenzt Sarah Bonitz als August Horchs Sekretärin Else Kolmar einer Besucherin Kaffee. Später wurde Kolmar Horchs Ehefrau. Bildrechte: André Leischner

Den Stücktitel "Zurück in die Zukunft" hat man sich bei dem bekannten Hollywood-Film ausgeborgt. "Der Fall der vier Ringe" hat etwas mit der Region zu tun. Diese vier Ringe waren das Logo der Autounion, unter deren Dach 1932 die krisengeschüttelten Firmen Audi, Horch, Wanderer und DKW vom Staat gerettet werden sollten. Das Testpublikum des Abends checkt gruppenweise und als Vertreter dieser Firmenvertreter für die Zeitreise ein, die gleich nebenan beginnt.

Horch-Museum Zwickau: Theater in historischer Kulisse

In der Villa von August Horch gibt es von einem Zeitreise-Begleiter in einem weißen Overall das erste Briefing. An vier Stationen der Geschichte haben die Zeitreisenden die Möglichkeit, in das damalige Geschehen aktiv einzugreifen – und somit das der Zukunft, respektive unserer Gegenwart, zu beeinflussen.

Sachsens Automobil-Geschichte wird im August-Horch-Museum in Zwickau eindrucksvoll inszeniert. Bildrechte: IMAGO

Das Ziel dabei: Den Trabant P 603 zu einem Erfolgsauto zu machen. Noch nie etwas von diesem Modell gehört?   

Trabi-Träume am Sachsenring: Publikum geht auf Zeitreise

Für die Entwicklung des Prototypen dieses nie gebauten Viertakters hat der VEB Sachsenring Zwickau in den 1960er-Jahren schon 35 Millionen Mark investiert. Bis der Wirtschaftslenker der SED, Günter Mittag, diesem, wie viele heute noch träumen, Golf-Konkurrenten den Benzinhahn abdrehte.

Unsere Zeitreise aber beginnt weit früher. Im Vorzimmer des Direktors August Horch begrüßt Melanie, eine weitere Zeitreise-Assistentin, das Publikum, und erzählt etwas über das Leben von der Sekretärin und späteren Ehefrau des Chefs. Ganz nebenbei erhalten die Zeitreisenden dabei wichtige Informationen für ihre Mission. Wie auch bei weiteren Briefings zum Auto Union-Gründer Richard Bruhn und ihrem späteren Totengräber, dem kommunistischen Nachkriegswirtschaftsminister Fritz Selbmann, sowie Günter Mittag.

Nach dem Kriegsende kommt das Aus für die Auto Union AG im Osten: Schauspieler Philipp Andriotis tritt bei der Zeitreise im August Horch Museum als Ost-Industrieminister Fritz Selbmann auf, der Enteignung und Verstaatlichung der sächsischen Wirtschaft einleitete. Bildrechte: André Leischner

Aufpassen und Punkte sammeln im Game-Theater

Bei diesen Gelegenheiten heißt es: aufpassen und Punkte sammeln. Für wertvolles Wissen, das dann später im Endspiel mit den historischen Persönlichkeiten gewinnbringend eingesetzt werden kann. Wenn es um alles geht: Den Trabant P 603, respektive die automobile Geschichte der Region.

Der Theater-Game-Designer und Regisseur Ralf Kasteleiner war bei der besuchten Probe mit den Testergebnissen seines Prototyps offensichtlich zufrieden und gab zu Protokoll: "Das Publikum war spielerisch sehr engagiert dabei, ihre eigene Geschichte auf den besten Stand zu bringen."

Der Trabi war der Volkswagen des Ostens, mit der Entwicklung eines Viertakters mit Vollheck als Konkurrenz zum Golf wurde es nichts mehr. Bildrechte: August Horch Museum Zwickau

Mein Fazit: Wenn bis zur Premiere noch der eine oder andere kleine Software-Fehler behoben wird und die Darsteller noch souveräner auf unverhofftes Publikumsverhalten reagieren, könnte man mit der Stimme eines Navigationssystems sagen: "Sie haben Ihr Ziel erreicht."

Weitere Informationen

"Zurück in die Zukunft – Der Fall der vier Ringe"
Die unvollendete Geschichte des Trabant P603!

Uraufführung

August-Horch-Museum
Audistraße 7
08058 Zwickau

7. September, 19 Uhr und 19:15 Uhr
8. September, 18 Uhr und 18:15 Uhr
Weitere Vorstellungen, täglich bis 29. September

Dauer: ca. 2:15 Stunden pro Achtergruppe
(Das Publikum wird den Theaterabend gestaffelt in Gruppen aus acht Personen beginnen, alle acht Minuten wird die nächste Gruppe eingelassen. Um die Wartezeit zu verkürzen, wurden zwei verschiedene Anfangszeiten angesetzt.)

Der Zugang ist nicht barrierefrei!

Es wird bequemes Schuhwerk empfohlen.

Da das Stück in den Museumsräumen spielt, wird es kein gastronomisches Angebot geben.

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren

Quelle: MDR KULTUR (Wolfgang Schilling), redaktionelle Bearbeitung: ks

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 07. September 2024 | 08:40 Uhr