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FördermittelSachsen bezahlt Restaurierung der Fürstengruft in Lichtenstein

24. August 2022, 21:42 Uhr

Die Adelsfamilie derer von Schönburg hat in Sachsen viele Spuren hinterlassen. Neben dem Stammsitz in Waldenburg gibt es auch eine bisher wenig beachtete Fürstengruft im Schloss Lichtenstein. Die 20 kunsthistorisch wertvollen Sarkophage sollen jetzt restauriert werden.

Sachsen unterstützt mit 300.000 Euro die Restaurierung von 20 wertvollen Sarkophagen in der Fürstenruft des Schlosses Lichtenstein. Das Geld kommt aus dem Sonderprogramm Denkmalpflege des Landes. Der Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, übergab den Fördermittelbescheid dem Besitzer des Schlosses, der das Ensemble seit 2017 zum Luxus-Hotel umbaut. Schmidt ist von der überregionalen Bedeutung des Schlosses und der Gruft überzeugt.

Regionalentwicklungsminister Schmidt: Fürstengruft ist ein Kleinod

"Es ist schon von der Lage her etwas Besonderes. Dieses Schloss thront über der Stadt Lichtenstein. Aber es ist auch ein Kleinod, wenn man in die Fürstengruft schaut." Die Särge, die es noch gebe, seien europaweit einmalig. "Das müssen wir erhalten und unterstützen. Wir bekennen wir uns dazu mit einem Sonderprogramm, aber auch mit Mitteln aus verschiedenen anderen Finanztöpfen." Damit solle das Engagement von Leuten, die diesen Reichtum erhalten wollten, unterstützt werden. Die Gesamtkosten für die Restaurierung der Prunksärge in der Schönberger Fürstengruft lieben nach Ministeriumsangaben bei rund 528.000 Euro.

Gutachten bestätigt wertvollen Sargbestand

Mit dem Geld sollen die 20 Sarkophage in der 1797 angelegten Gruft unter der Schlosskapelle wissenschaftlich untersucht, restauriert und konserviert werden. Untersuchungen hatten ergeben, dass Teile der Särge deutschlandweit einmalig sind. In dem Gutachten dokumentierten die Lübecker Archäologen Regina und Andreas Ströbl die herausragende Bedeutung der Särge in der Lichtensteiner Gruft.

Sechs Särge aus Gusseisen, die ab 1800 hergestellt wurden, heben sie besonders hervor: "Allein diese sechs Prunksärge stellen ein sehr frühes Beispiel der Industrialisierung in der Bestattungskultur dar. Für Holzsärge ist eine beginnende frühindustrielle Fertigung erst ab den 1830-er Jahren für Berlin in Ansätzen nachzuweisen. Der Lichtensteiner Bestand hat damit den Charakter eines Alleinstellungsmerkmals." Dazu erwähnen die Experten einen Kupfersarg, dessen Deckel sich mittig längs öffnen lässt und dessen Konstruktionsform noch erforscht werden müsse. "Die Lichtensteiner Gruft bietet mit ihren Särgen einen seltenen und exemplarischen Blick in eine Übergangszeit auf dem Weg zur Moderne", urteilen die Gutachten.

Die von Schönburgs hatten Beziehungen nach ganz Europa

Restaurator Wolfram Voigt, der die Arbeiten am Schloss begleitet, kennt die Bedeutung der Schönburger Europas Geschichte. "Die Schönburger sind nach den Wettinern das zweitwichtigste Fürstengeschlecht und waren ansässig in Waldenburg und Lichtenstein." Im Jahr 1740 seien sie in den Stand des Fürstenadels erhoben worden. "Von diesem Zeitpunkt an war klar, dass der Hochadel sich nur mit dem Hochadel verbindet. Deshalb haben wir hier zum Teil Fürstinnen und Fürsten, die in den Königshof von Dänemark geheiratet haben, in die Niederlande, an den albanischen Königshof und bis zum Zarenhof in St. Petersburg."

Geschichte des Adelsgeschlechts von Schönburg- Erstmals urkundlich erwähnt wird der Name der Familie "Schönburg" 1130 im Zusammenhang mit der gleichnamigen Burg an der Saale. In den folgenden Jahren verlegten die Herren von Schönburg ihren Herrschaftsschwerpunkt ins heutige Sachsen (Glauchau, Lichtenstein, Waldenburg, Penig und Wechselburg).
- Otto Karl Friedrich Graf von Schönburg wurde von Kaiser Leopold II. 1790 in den Fürstenstand erhoben.
- 1878 verlor das Adelsgeschlecht die staatlichen Hoheitsrechte an Sachsen, behielt jedoch seinen Grundbesitz.
- 1945 wurde die Familie im Zuge der Bodenreform enteignet. Einzelne Mitglieder kehrten nach der politischen Wende 1990 nach Sachsen zurück und kauften zum Beispiel die Burg Stein und das Schloss Penig zurück.Geschichtsverein der Stadt Lichtenstein

Bauherr im Schloss: Liegen gut im Plan

Mario Schreckenbach, der das alte Lichtensteiner Schloss bis 2025 zum Fünf-Sterne-Hotel mit Wellnessbereich und Gastronomie umbauen will, freut sich nicht nur über die Finanzspritze aus Dresden. "Wir liegen gut im Plan. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz hat gut funktioniert." Man müsse manchmal Kompromisse schließen, aber wenn beide dazu bereit wären, sei das kein Problem.

Nach Angaben des sächsischen Regionalentwicklungsministeriums sind bisher etwa vier Millionen Euro Bundes- und Landesmittel in die Sanierung des Schlosses Lichtenstein geflossen. Nach der Fertigstellung des Hotels soll die sanierte Schlosskapelle mit der Fürstengruft für Besucher zugänglich sein.

MDR (tfr/sbö)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 24. August 2022 | 19:00 Uhr

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