Einzelhandel 2G-Regel verdirbt Sachsens Händlern das Weihnachtsgeschäft
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Viele Jahre lang liefen die Wochen vor Weihnachten ähnlich ab. Die Innenstädte waren voll und die Händler machten den Umsatz des Jahres. Doch das gehört nun der Vergangenheit an. Bereits das zweite Jahr in Folge ist das Weihnachtsgeschäft mau und der Handelsverband beklagt massive Einbußen - vor allem durch die 2G-Regelung.

Seit Ende November dürfen nur Geimpfte und Genesene in den meisten sächsischen Geschäften einkaufen - laut Branchen-Angaben hat diese 2G-Regelung zu massiven Umsatzeinbußen im Weihnachtsgeschäft geführt. Durchschnittlich sei der Umsatz um 40 Prozent gegenüber Normaljahren zurückgegangen, teilte der sächsische Handelsverband auf Basis einer Umfrage unter seinen Mitgliedern mit.
Rückgang der Kundschaft um 47 Prozent
Die Besucher-Frequenz sank demnach um 47 Prozent im Vergleich zu 2019. "Zahlen, die belegen, dass die von der Politik beschlossenen Maßnahmen deutliche Auswirkungen auf den Einzelhandel haben und sich viele Kunden auch wieder verstärkt hin zum Onlinehandel orientiert haben", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes, René Glaser.
Klare Worte findet auch Gordon Knabe, Centermanager des Einkaufszentrums Elbepark in Dresden.
Nach einem abartigen Jahr 2020 schreiben wir ein apokalyptisches Jahr 2021.
Die kurzfristige Schließung der Geschäfte kurz vor Weihnachten im Corona-Jahr 2020 sei schlimm gewesen. In diesem Jahr sei es aber noch schlimmer. Sogar im Vergleich zu 2020 sei die Besucher-Frequenz um 12 bis 25 Prozent eingebrochen, sagte Knabe.
Möbel und Spielzeug gefragter als Textilien
"An einem normalen Adventssamstag hatten wir immer 50.000 bis 55.000 Besucher im Center. Jetzt sind es noch 30.000", sagte er. Besonders betroffen seien Textilgeschäfte. Möbel- oder Spielzeuganbieter kämen vergleichsweise gut über die Runden, weil es sich viele Menschen zu Hause gemütlich machen wollten. "Insgesamt ist aber selbst bei Geimpften die Kauflust nicht vorhanden", sagte Knabe. Schuld seien auch die Inflation und hohe Benzinpreise.
Ähnlich ist die Lage in Leipzig. Der Centermanager der Promenaden am Hauptbahnhof, Thomas Oehme, sagte MDR SACHSEN:
Wir haben an normalen Adventssamstagen über 120.000 Menschen im Haus. Mit Zählkameras können wir das sehr genau nachvollziehen. Heute erwarten wir maximal 40.000. Sie sehen also, welche dramatischen Einbrüche wir haben.
"Es reicht hinten und vorne nicht", sagte Feinkosthändlerin Peggy Hentschel, die ebenfalls über die Auswirkungen der 2G-Regel klagt: "Wir haben ganz viele Kunden, die mit ihren Koffern übern Bahnhof laufen und sagen: Das ist mir zu anstrengend, ich hab' darauf keine Lust. Sie sind gefrustet und genervt", sagte Henschel.
Klagen gegen 2G-Regelung vor Gericht
Bei Gerichten in ganz Deutschland sind inzwischen Klagen gegen die 2G-Regel eingegangen. In Niedersachsen wurde die Regelung bereits aufgehoben. Die Maßnahme sei zur weiteren Eindämmung der Pandemie unangemessen, hieß es zur Begründung. Darauf hoffen auch Sachsens Händler:
"Das OVG Bautzen wird das mit Sicherheit, so glauben wir, auch noch bestätigen", glaubt René Glaser, der darüber hinaus Hilfszahlungen für die Händler fordert. Diese müssten sich am tatsächlich entstandenen Schaden orientieren. "Wir haben zwar die Möglichkeit von der Überbrückungshilfe zu partizipieren, aber die leistet eben nur einen geringen Schadensausgleich", sagte Glaser.
Umsatzeinbußen auch durch abgesagten Weihnachtsmarkt
Neben der 2G-Regelung machte sich in der Leipziger Innenstadt zudem der abgesagte Weihnachtsmarkt bemerkbar, sagte Ute Gebhardt, die in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung arbeitet. In normalen Jahren komme sie durch das Gedränge kaum zur Buchhandlung. Und jetzt? "Es ist einfach kein Mensch mehr in der Stadt." Auch der traditionelle Adventsbummel mit anschließendem Abendessen in der Stadt falle aus, weil die Restaurants um 20 Uhr schließen müssen.
Minimalbesetzung im Buchgeschäft
"Wir arbeiten mit einer absoluten Minimalbesetzung", sagte Gebhardt. Einen kleinen Anflug vom Weihnachtsgeschäft gebe es an den Adventssamstagen. Aber auch dann mache sich der Rückgang bemerkbar. "Am dritten Adventssamstag hatten wir 20 Prozent weniger Kunden als 2019", sagte sie. Immerhin seien die Einkäufe größer - Besucher kommen folglich eher nicht für zufällige, kleinere Käufe, sondern gezielt für größere Anschaffungen.
Quelle: MDR(sth/ina)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 18. Dezember 2021 | 19:00 Uhr