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HilferufKliniken in Sachsen wegen Personalmangels und Corona überlastet

19. Oktober 2022, 17:37 Uhr

Die Corona-Lage in Sachsen ist zwar derzeit nicht so angespannt wie noch im Frühjahr. Die Kliniken spüren aber wieder einen Anstieg der Infektionszahlen. Auch im Abwasser werden hohe Konzentrationen von Corona-Viren nachgewiesen. Dazu kommt, dass Personal fehlt und die Preise steigen.

In Borna sind am Dienstag rund 300 Krankenhaus-Pflegekräfte auf die Straße gegangen. Sie verlangten 150 Euro mehr und ein Lohnplus von acht Prozent von den Sana-Kliniken. Für Betriebsrätin Petra Schönburg ist aber auch wichtig, dass zusätzliche Stellen geschaffen werden. "Im Umland ist das Problem, dass wir für einige Krankenhäuser, die jetzt am Limit sind, die Patienten mit übernehmen und damit natürlich auch erheblich an unsere Belastungsgrenzen kommen."

Der Geschäftsführer der Sana-Kliniken im Landkreis Leipzig, Roland Bantle, verweist auf die Politik. Die Klinik habe Hilfspakete von der Bundesregierung angefordert, um die steigenden Preise und Personalkosten auszugleichen. "Da fehlt uns momentan die Grundlage, wie wir das refinanziert bekommen", sagte Bantle MDR SACHSEN.

30 Prozent des Pflege-Personals im Kreis Görlitz fällt aus

Im Landkreis Görlitz sind in den acht Krankenhäusern bis zu 30 Prozent des Pflegepersonals ausgefallen, teilte das Landratsamt MDR SACHSEN mit. Grund sei zum einen die derzeit ansteigende Grippe- und Covid-19-Welle, zum anderen der "Erschöpfungszustand" bei Beschäftigten. Das führe erstmals dazu, dass Kliniken Betten bei der Integrierten Regionalleitstelle abmeldeten.

Die angespannte Lage in den Krankenhäusern kennt auch der Krankenhauskoordinator in Sachsen und Medizinischer Vorstand der Universitätsklinik Dresden, Michael Albrecht. Er hält die Lohnforderungen der Beschäftigten für legitim, hält aber dagegen: "Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren in der Pflege Steigerungen der Vergütung von 20 Prozent gehabt." Das sei angemessen, zeige aber auch: "Es ist was passiert."

Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren in der Pflege Steigerungen der Vergütung von 20 Prozent gehabt.

Michael Albrecht | Medizinischer Vorstand der Universitätsklinik Dresden

Mehr Corona-Infektionen im Abwasser nachgewiesen

Die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner liegt in Sachsen bei 668 (Stand 18.10.) und ist damit niedriger als der Bundesdurchschnitt. Dort beträgt die Inzidenz 794. Für Krankenhauskoordinator Albrecht haben diese Zahlen derzeit wenig Aussagekraft. Die Abwasserbelastung mit Corona-Viren sei in den vergangenen zwei Wochen dramatisch gestiegen. "Wir haben jetzt den Höchststand in diesem Jahr erreicht." Das zeige, dass das Infektionsgeschehen in Sachsen deutlich erhöht sei.

Uniklinik-Chef: Keine schweren Verläufe bei Corona-Erkrankten

Trotzdem wirbt Albrecht angesichts der Virus-Varianten, die derzeit im Umlauf seien, für Gelassenheit, "weil die Schweregrade der Infektionen nicht vergleichbar sind, mit dem, was wir 2021 hatten." Auf der Intensivstation des Dresdner Uniklinikums lägen derzeit fünf Patienten mit einer Corona-Infektion, "aber keiner der Erkrankten ist wegen der Corona-Infektion gekommen. Das sind schwer kranke Patienten." Dies gelte auch für die anderen sächsischen Kliniken, in denen derzeit etwa 80 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 auf der Intensivstation behandelt würden, so Albrecht.

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MDR (kbe/Sachsenspiegel)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 18. Oktober 2022 | 19:00 Uhr