Menschen auf einem Tram-Bahnsteig.
Bundes- und sachsenweit soll es das Deutschlandticket ab April nur digital zu kaufen geben. Bei der vermeintlich smarten Idee haben Menschen ohne Smartphone ein Nachsehen. Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

Ticket Digitales Deutschlandticket mit Hindernissen für Senioren

28. März 2023, 20:40 Uhr

Ab dem 3. April soll es das Deutschlandticket für Bus und Bahn zu kaufen geben, für 49 Euro, als digitales Abo. Für manche ältere Menschen könnte das zum Problem werden. Wer kein Smartphone für die entsprechende App besitzt, muss nach kreativen Lösungen suchen, denn den Verkehrsunternehmen sind die Hände gebunden.

Klar ist, dass das Deutschlandticket kommt, mit dem man ab Mai für 49 Euro pro Monat im ganzen Land Bus und Bahn nutzen kann. Unklar sind kurz vor dem Verkaufsstart am 3. April noch viele Details der Umsetzung. So wird das Ticket per Gesetz nur digital zu kaufen und per Smartphone zu nutzen sein. Nur wenige Verkehrsverbünde haben Chipkarten-Tickets im Angebot, die auch ohne Smartphone zu nutzen sind. Die Seniorenbeauftragte im Vogtland ist der Meinung, dass ältere Menschen dadurch diskriminiert werden und fordert andere Regelungen.

Ein Papierticket wäre schön, ist aber per Gesetz untersagt

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) ist auf die Einführung des Deutschlandtickets vorbereitet. Pressechef Falk Ester kennt aber auch die Grenzen des Machbaren. "Wir dürfen kein Papierticket anbieten. Das ist in den Tarifbedingungen des Deutschlandtickets vorgeschrieben."

Festgelegt hat das der Koordinierungsrat des Bundes und der Länder am 7. März 2023. Möglich sollen übergangsweise Chipkarten sein. "Wir als VMS haben uns schon vor Jahren dazu entschlossen, keine Chipkarten anzubieten, sondern auf das Handyticket zu setzen. Wir können also auch kein Papierticket einführen. Das ist uns per Gesetz verboten.

Wir können kein Papierticket einführen. Das ist uns per Gesetz verboten.

Falk Ester Pressesprecher des Verkehrsverbundes Mittelsachsen

"Ich hoffe, die Politik geht noch einmal in sich und erlaubt das Papierticket. Die beabsichtigte Digitalisierungsoffensive kommt so oder so. Das Papierticket ist eher für eine Randgruppe gedacht, für die Menschen, die kein Smartphone haben." Der VMS würde das Ticket bereitstellen können.

Straßenbahn
Beim VMS würde man das Deutschlandticket auch als Papierfahrschein anbieten, wenn die Politik das gestatten würde. Bildrechte: Stadler/VMS

"Einer Person ohne Smartphone müssten wir raten, sich eine Chipkarte bei einem anderen Unternehmen zu besorgen." Die sei dann auch beim VMS auslesbar.

Kleiner Haken dabei: Auch die Chipkarte muss digital beantragt werden und auch die Frage des Wiederaufladens ist noch nicht geklärt.

Vogtländer setzen auf Fahrschein per App

Beim Verkehrsverbund Vogtland (VVV) wird das Deutschlandticket per App angeboten. Fabian Holst, Pressesprecher des VVV, verweist auch darauf, dass seinem Unternehmen in Sachen Papierticket per Gesetz die Hände gebunden sind. "Da wir schon digitale Angebote bereitstellen, müssen wir auch das Deutschlandticket so anbieten."

Der Gesetzgeber sehe die Ausnahme "Papierticket" nur für Unternehmen vor, die keine digitalen Angebote bereitstellen könnten. "Auch wir würden Menschen ohne Smartphone empfehlen, sich bei anderen Anbietern ein Chipkarten-Ticket zu besorgen." Das seien aktuell zum Beispiel der Verkehrsverbund Oberelbe, die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) und der Mitteldeutsche Verkehrsverbund. Außerdem hofft der VVV künftig langfristiger planen zu können, dafür brauche es allerdings bundeseinheitliche Regeln für das Ticket, das es bis dato maximal bis ins Jahr 2024 geben soll, so VVV-Sprecher Holst.

In Dresden ist Nachfrage nach Chipkarten-Tickets gestiegen

Dass eine erhöhte Nachfrage nach dem Chipkarten-Ticket besteht, bestätigt der Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), Falk Lösch. "Bei uns sind bereits mehrere tausend Bestellungen von neuen und von Bestandskunden eingegangen. Wer es möchte, kann das Ticket bei uns beantragen." Am besten ginge das natürlich online.

Seniorenbeauftragte des Vogtlands: Wir brauchen ein Angebot vor Ort!

Die Seniorenbeauftragte des Vogtlands, Dagmar Nauruhn, findet es viel zu kompliziert, diese digitalen Feinheiten den Menschen hier zu erklären. "Wir brauchen ein Angebot vor Ort", sagt sie. Sie hoffe auf Regelungen, die zentral gelten. "Deshalb haben wir Schreiben an das Verkehrsministerium des Bundes, des Landes Sachsen, an Politiker und Verkehrsauschüsse gesandt." Darin habe man das Problem thematisiert und eine Lösung gefordert.

Seniorenpaar mit Rollkoffern an einem Bahnhof
Senioren ohne Smartphone müssen sich etwas einfallen lassen, um an das Deutschlandticket zu kommen. Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Eine Antwort darauf steht zur Zeit noch aus.

MDR (tfr/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 28. März 2023 | 18:02 Uhr

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