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Ausstellung in DresdenFrauen in der Kunst: Albertinum holt Schätze von Künstlerinnen aus dem Depot

13. November 2024, 10:49 Uhr

Das Albertinum Dresden präsentiert in der Ausstellung "Moderne Frauen" bis zum 9. März 2025 Werke wichtiger Künstlerinnen aus der Zeit um 1900. Die Gemälde, Grafiken und Skulpturen befanden sich bislang im Depot der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Viele der Künstlerinnen werden erstmals ausgestellt und nun den Werken männlicher Zeitgenossen gegenübergestellt. Jedoch besteht noch viel Nachholbedarf in Bezug auf die Kunst von Frauen im Museum, findet die Museumsdirektorin.

Das Albertinum Dresden rückt in einer neuen Ausstellung unter dem Titel "Moderne Frauen" Künstlerinnen aus der Zeit um 1900 in den Fokus. Wie das Museum mitteilte, werden bis März 2025 zwanzig Werke des Fin de Siècle gezeigt, die im Rahmen von Forschungen in den Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen wiederentdeckt worden sind.

Es geht in der Ausstellung darum, Künstlerinnen zu zeigen, die aufbrechen wollen.

Kurator Andreas Dehmer über "Moderne Frauen"

Kurator Andreas Dehmer erklärte bei MDR KULTUR, dass man bei der Suche nach Werken weiblicher Künstlerinnen in den Depots vor allem im Bereich der Grafik fündig geworden sei, weniger bei Gemälden und Plastiken.

Kaum Malerinnen in Dresdner Kunstsammlungen

Museumsdirektorin Hilke Wagner ergänzte, dass man für die Ausstellung durch Leihgaben aus dem Kupferstichkabinett unterstützt worden sei, da es im Albertinum keine Gemälde von Künstlerinnen aus dem 19. Jahrhundert gebe. Sie beklage diese Bestandssituation in puncto Künstlerinnen. Es sei ein "unhaltbarer Zustand", dass Werke von Frauen nur 10 Prozent des Gesamtbestands ausmachten. Daran wolle man nun ansetzen, sagte die Direktorin MDR KULTUR.

Das Bildnis einer Malerin stammt von der Künstlerin Hildegard von Mach, die um 1900 die "Gruppe Dresdner Künstlerinnen" gründete. Bildrechte: Scan: Sandstein Verlag

Selbstbewusste Dresdner Künstlerinnen um 1900

Als eine der Entdeckungen der neuen Kabinettschau im Albertinum gilt Hildegard von Mach, Gründungsmitglied der "Gruppe Dresdner Künstlerinnen". Von ihr wird ein Plakat aus dem Jahr 1907 ausgestellt, auf dem eine Frau oben ohne auf einem Buch knieend für "Carl Tittmanns Buchhandlung" in Dresden wirbt.

Machs Plakat zeigt laut Kurator Andreas Dehmer eine selbstbewusste Frau, "die weiß, wer sie ist und weiß, wo sie hin will. Darum geht es auch in der Ausstellung: Künstlerinnen zu zeigen, die aufbrechen wollen."

Die Dresdner Grafikerin und Malerin Hildegard von Mach übernahm auch gebrauchsgrafische Aufträge, wie das Plakat für "Carl Tittmann's Buchhandlung" (1907). Bildrechte: Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Caterina Micksch

Kunst, Grafik und Design des Fin de Siècle

In den zwei Ausstellungsräumen, einer als grafisches Kabinett inszeniert, lernt das Publikum auch den originellen Zeichenstil der deutsch-ungarischen Grafikerin Mathilde Ade kennen, die um 1900 für humoristische Zeitschriften die "Erziehung des Kindes zu Kunst" oder auch die Frau inmitten ihrer "modernen" Jugendstil-Küche ironisch aufs Korn nahm.

Mathilde Ade arbeitete erfolgreich als Karikaturistin und Illustratorin bei verschiedenen Zeitschriften. Bildrechte: Stadtmuseum und -archiv Andernach

Auch eine religiös-dramatische Szene um die Jungfrau Maria mit Feder und Pinsel von Cornelia Paczka-Wagner zeigt die Schau, der bereits zur Jahrhundertwende eine Kritikerin "die langsame Erkenntnis der suchenden, eingeengten Frauenseele" bescheinigte. Paczka-Wagner war Kollegin und Modell von Max Klinger, ihr Bildaufbau orientiert sich an seinen Großformaten.

Ausstellung im Albertinum lädt zu Entdeckungen ein

Eine rothaarig-blauäugige "Waldhexe" der westpreußischen Malerin Julie Wolfthorn aus Thorn, ermordet 1944 in Theresienstadt, gehört zu den unbekannteren Bildern der Schau, ebenso wie eine Plastik, die Lilli Wislicenus-Finzelberg um 1900 angefertigt hat. Ihre Bronzeskulptur stellt den Mythos von Europa auf dem Stier dar.

Anders als sonst werde die Protagonistin hier aber nicht zwangsläufig als Zeus' Opfer interpretiert, erklärte Kurator Dehmer: "Wer die Oberhand behalten wird, ist durchaus offen." Die Plastik sei extra für die Ausstellung restauriert worden und werde vermutlich nicht ins Depot zurückkehren.

Die Bildhauerin Lilli Wislicenus-Finzelberg verewigte unter anderem Otto von Bismarck, der ihr für eine Porträtbüste Modell saß. Bildrechte: Stadtmuseum und -archiv Andernach

Dresdnerin Paula Modersohn-Becker als Highlight

Im Zentrum des Gemälde-Saals – der auch Frauen-Darstellungen von Böcklin und Zwintscher im Kontrast zeigt – steht die allseits bekannte Paula Modersohn-Becker, gebürtige Dresdnerin, mit dem nicht unbekannten Bild "Selbstbildnis als stehender Akt" von 1906.

Paula Modersohn-Becker gilt als bedeutende Vertreterin des frühen Expressionismus. Sie ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Bildrechte: Albertinum, SKD, Foto: Elke Estel /Hans-Peter Klut

Aus Sicht von Kurator Andreas Dehmer ist das grob gezeichnete Werk ein "radikaler Schnitt von den damaligen Traditionen." Modersohn-Becker hätte viel genauer zeichnen können, habe das aber in diesem Fall nicht gewollt: "Sie wollte eine Ansage machen: Hier, das ist meine Malerei, ich gehe meinen eigenen Weg."

Wie die Schau belegen kann, waren die Künstlerinnen des Jugendstils Künstlerinnen im Aufbruch. Die künstlerisch stärksten Protagonistinnen wie Paula Modersohn-Becker oder auch die ebenfalls präsente Emilie Mediz-Pelikan sind längst Teil des Kunstkanons. Ihre Werke und die ihrer Zeitgenossinnen lassen sich im Albertinum nun in neuem Licht entdecken.

Emilie Mediz-Pelikan war zu ihren Lebzeiten eine angesehene Künstlerin. Sie geriet wie viele "Moderne Frauen" in Vergessenheit.  Bildrechte: Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Andreas Diesend

Weitere Informationen zur Ausstellung

"Moderne Frauen / Women's Art Rising. Künstlerinnen des Fin de Siècle"
Vom 12. November 2024 bis 9. März 2025

Adresse:
Albertinum
Tzschirnerplatz 2, 01067 Dresden

Öffnungszeiten:
täglich 10–18 Uhr, Montag geschlossen

Veranstaltungen:
16. November 2024, 19 Uhr: Vortrag über Julie Wolfthorn's "Waldhexe"
4. Dezember 2024, 16 Uhr: Vortrag über Künstlerinnen und ihre Netzwerke um 1900
12. Februar 2025: Grabskulpturen von Bildhauerinnen auf dem Johannisfriedhof Dresden

Quellen: MDR KULTUR, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Redaktionelle Bearbeitung: vp

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 13. November 2024 | 07:40 Uhr