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GewerbehalleFeuer in Dresden: Schäden nach Brand werden mit Drohnen und Spezialkran sichtbar

26. Juni 2022, 19:28 Uhr

Der Feuerwehreinsatz an der abgebrannten Gewerbehalle im Dresdner Industriegelände ist noch immer nicht abgeschlossen. Nach wie vor gibt es Glutnester und es steigt Rauch in den Himmel. Laut Feuerwehr scheint der Schaden in dem Gebäude nicht überall gleich groß zu sein. Vor allem die Mieterinnen und Mieter der Probenräume könnten sich Hoffnung machen. Im Technoclub "Sektor E" ist die Lage nicht ganz so klar. Die Abfallfirma ist wohl am schlimmsten betroffen.

Nach dem Brand einer Gewerbehalle im Industriegebiet in Dresden sind die Einsatzkräfte dabei, Teile des Gebäudes abzureißen und weitere Brandherde freizulegen. Hoffnung gibt es laut Feuerwehr für Kulturschaffende und deren Instrumente.

Warnung an Bevölkerung bleibt bestehen

Wie die Feuerwehr am Sonntag mitteilte, gibt es im Umfeld des Industriegeländes unverändert eine starke Rauchentwicklung, weshalb die Feuerwehr ihre Warnung an die Bevölkerung aufrechterhält. Im gesamten Stadtgebiet sei weiter mit Brandgeruch zu rechnen, hieß es. Wegen des Brandes hat auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Warnmeldung herausgegeben.

Die Bevölkerung wird gebeten- Fenster und Türen geschlossen zu halten,
- Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten,
- den Aufenthalt im Freien auf ein Minimum zu beschränken.

Der Rauch zieht nach Angaben des Amtes derzeit in Richtung Dresdner Heide. Es kann dennoch zu Geruchsbelästigungen in anderen Stadtteilen von Dresden kommen.

Die Zahl der Einsatzkräfte wurde in der Nacht zu Sonntag reduziert. Aktuell sind noch 20 Feuerwehrleute und Unterstützer vom Technischen Hilfswerk (THW) vor Ort.

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Wie die Feuerwehr mitteilte, gestalten sich die Arbeiten schwierig, da große Teile des Daches der Gewerbehalle eingestürzt sind und tonnenschwere Beton- und Stahlteile den Weg versperren. Allerdings weist die Feuerwehr in ihrer Mitteilung darauf hin, dass nicht alle Gebäudeteile gleichermaßen betroffen sind.

Nestler-Abfallsortieranlage besonders stark geschädigt

Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurde demnach vor allem die Abfallsortieranlage der Firma Nestler. Dieser Bereich sei nach wie vor einsturzgefährdet. Zudem befänden sich vor allem dort verschiedene Brandherde, die noch nicht freigelegt worden sind.

Probenräume von Brandwand abgeschottet - Schäden offenbar minimal

Besser sieht es laut Feuerwehr an der Ostseite des Gebäudes aus, wo sich die Probenräume von Musikern befinden. Diese waren durch eine Brandwand vom Feuer abgeschottet und wurde deshalb den Angaben zufolge nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen. Auch der Wasserschaden und die Verunreinigung mit Rauch sollen in den Probenräumen nur gering sein.

Musiker freut sich über positive Signale

Als der 43 Jahre alte Enno von der Metal-Band "Dark Crowns" davon hörte, hellte sich seine Stimmung gleich wieder auf. "Wir waren alle fassungslos über den Brand. Umso mehr haben wir uns jetzt über die Nachricht gefreut, dass unser Equipment noch existieren könnte", sagte Enno, der mit seinen zwei Mitstreitern seit drei Jahren regelmäßig in einem Raum im ersten Obergeschoss geprobt hat.

Probenraum als kreativer Rückzugsort

"Unsere Musik ist sehr laut, da können wir schlecht in der Wohnung üben." Zudem sei der Raum auch ein Rückzugsort und ein kreativer Treffpunkt gewesen, so Enno, der beinahe mit seinen Bandmitgliedern am Freitagabend in dem Gebäude gewesen wäre. "Wir haben eigentlich am Freitag regulär unsere Probe. Diesmal ging das aber zeitlich nicht, weshalb wir sie auf Sonnabend verschoben haben. Das war unser Glück", berichtete er. Bei dem zurückgelassenen Equipment handele es sich um mehrere Schlagzeuge, Gitarrenverstärker, ein Mischpult und Lautsprecherboxen. "Ich würde den Wert auf etwa 10.000 Euro schätzen", sagte Enno.

Schaden bei Club Sektor noch unklar

Vor einer kompletten Zerstörung bewahrt werden konnte nach Feuerwehrinformationen auch der Club "Sektor Evolution", der sich an der südlichen Gebäudefront befindet. Allerdings fügt die Feuerwehr in diesem Fall einschränkend hinzu: "Ein genaues Schadensbild hinsichtlich von Begleitschäden durch Löschwasser etc. ist jedoch noch nicht verfügbar."

Mieterinnen und Mieter sollen demnächst die abgebrannte Gewerbehalle betreten dürfen. Der Eigentümer des Gebäudes bereite Schritte vor, um ihnen den Zugang zu ermöglichen, teilte die Feuerwehr mit. Der Zeitpunkt könne derzeit aber noch nicht benannt werden, hieß es. Die Polizei ist vor Ort, um ein unbefugtes Betreten des Hauses zu verhindern.

Brandbekämpfung mit dem Langarm-Bagger und Drohnenbildern

Im Laufe des Sonntagvormittags wollen die Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchen, mit einem Langarm-Bagger an die weiter entfernten Gebäudeteile heranzukommen. Erst dann könnten die Brandherde in diesem Bereich weiter bekämpft werden, hieß es. Drohnenbilder von der Brandruine wurden inzwischen auf Youtube veröffentlicht.

Angelaufen sind auch die Untersuchungen der Polizei. Wie die Polizeidirektion in Dresden mitteilte, war am Sonnabend und Sonntag ein Brandursachenermittler vor Ort. Allerdings habe dieser bisher aufgrund der Löscharbeiten nur von außen gucken können. Richtig anlaufen könne die Untersuchung erst, wenn der Schutt erkaltet sei. Wie lange dann eine solche Untersuchung dauern wird, teilte die Polizei auf Anfrage nicht mit.

Bauexperte stellt ausreichenden Brandschutz in Frage

Eine lückenlose Aufklärung wünscht sich auch Bauingenieur Tilo Wirtz. Der heutige Stadtrat der Linken war bereits in den 1990er Jahren beim Einbau der Brandschutz-Vorrichtungen im Stadtarchiv in der Heeresbäckerei beteiligt. Er kennt die hohen Anforderungen, die es bei Gebäuden in dieser Größenordnung gibt.

"Nach allem was bisher bekannt ist, hat sich der Brand in der Gewerbehalle recht schnell von der einen Seite des Gebäudes zur anderen ausgedehnt. Daher ist die Frage, ob genügend Brandschutzwände vorhanden waren, die einen Brand eigentlich bis zu 90 Minuten aufhalten müssten." Zudem müsse nachgesehen werden, ob die Nutzungsänderung einer früheren Industriehalle in Gewerbeflächen und eine Eventlocation in dieser Form überhaupt genehmigt war, erkärte der Bauingenieur.

Trotz der schwierigen Lage für die Betroffenen hat Wirtz kein Verständnis für die Hilfszusagen, die kurze Zeit nach dem Feuer getätigt wurden, insbesondere von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). "Das ist für mich reiner Wahlkampf. So schlimm es auch ist, aber die Stadt kann kein Rückversicherer für Menschen sein, die unterversichert sind." Darüber hinaus liege das Haushaltsrecht ohnehin beim Stadtrat, sagt das Mitglied des Bauausschusses.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 25. Juni 2022 | 19:00 Uhr