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In der DDR trug der dreiteilige Spannbetonriese über die Elbe in Dresden den Namen Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke. (Archivbild) Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Matthias Hiekel

DresdenGeschichte der Carolabrücke als Elbquerung zwischen Alt- und Neustadt

20. September 2024, 15:44 Uhr

Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke am 11. September 2024 ist vielen Menschen die Bedeutung der Elbquerung bewusst geworden. Ihre Baugeschichte reicht mehr als 125 Jahre zurück. Die Chronologie von MDR SACHSEN.

06.07.1895 | Sächsischer König weiht Brücke ein

Nach fast drei Jahren Bauzeit wurde die Königin-Carola-Brücke eingeweiht. Benannt wurde der Bau im verschnörkelten Historismus-Stil nach Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, der sächsischen Königin und Ehefrau von König Albert, die beide Gäste waren. Der Brückenzoll wurde auf zehn Pfennige je Zugtier festgelegt.

Die teilweise aus Sandstein errichtete und auf stählernen Bogenträgern ruhende Königin-Carola-Brücke verbindet das Neustädter Elbufer in Dresden mit dem Finanzministerium mit der Altstädter Seite. (Archivbild von 1912) Bildrechte: Stadtarchiv Dresden, 6.4.40.1 Stadtplanungsamt Bildstelle, Nr. XVI362, Fotograf/in unbekannt, 1912

07.05.1945 | Sprengung 1945 vor Kriegsende

Einen Tag vor Kriegsende wurde die Brücke von deutschen Truppen vor der anrückenden Roten Armee gesprengt. Nach Kriegsende wurde sie aufgrund der großen Beschädigungen an vier Brückenbögen und eines Mangels an Konstruktionsstahl stückweise abgerissen.

Frühjahr 1968 | Baustart für neue Carolabrücke

Nach drei Jahren der Planung begannen die Bauarbeiten für eine neue Elbquerung an alter Stelle. Chefingenieur Eckhart Thürmer aus Meißen hat unter anderem die Hochstraße über die Budapester Straße in Dresden geplant. Die etwa 400 Meter lange "neue Trasse" steht im Generalbebauungsplan von 1967. Sie soll den Verkehr auf der Nord-Süd-Achse in Dresden regeln.

Als eine der größten Spannbetonbrücken in Europa wird ab 1968 die neue Elbquerung in Dresden gebaut. Der Hauptteil überspannt 120 Meter. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / Archiv Sächsische Zeitung | Hans-Dieter Opitz

03.07.1971 | Einweihung der Brücke mit neuem Namen

Die neue Brücke mit vier Pfeilern, darunter einem in der Elbe, wurde eingeweiht. Die größte Spannbetonbrücke der DDR erhielt den Namen des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten und Dresdner Oberbürgermeisters, Dr. Rudolf Friedrichs (SPD, SED). Wie die Sächsischen Zeitung berichtete, hielt ein Koppelträger drei getrennte Brückenzüge zusammen: Zwei je zweispurige Züge (A, B) für den Kfz-Verkehr in beide Richtungen, der äußere mit Fußwegen, und ein Zug (C) für die Straßenbahn.

Zu ihrer Einweihung zwei Wochen vor dem VIII. SED-Parteitag ist die 375 Meter lange Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke mit DDR-Fahnen geschmückt. (Archivbild) Bildrechte: Stadtarchiv Dresden, 6.4.40.1 Stadtplanungsamt Bildstelle, Nr. XVI224_Dia 4, Fotograf/in unbekannt, 1971

17.10.1991 | Bauwerk erhält alten Namen zurück

Nach einem Beschluss des Stadtrates erhielt die Brücke kurz nach der Wiedervereinigung ihren alten Namen Carolabrücke zurück.

01.10. 2020 | Freigabe neuer Fuß- und Radwege

Das Straßen- und Tiefbauamt gab den neuen Fuß- und Radweg stadtauswärts über die Carolabrücke frei. Dafür wurde der Brückenzug A um 65 Zentimeter verbreitert. Neue Brückenränder ("Kappen") aus leichtem und rostfreiem Carbon und Basalt wurden anmontiert.

11.02.2021 | Brückenprüfung mit Note 3

Bei einer einfachen Brückenprüfung durch einen Baustatiker erreichte der Brückenzug C die Note 3 ("nicht ausreichender Bauwerkszustand"). Die Mängelliste umfasste unter anderen freiliegende korrodierende Bewehrungen und Dichtungsschäden an den Gleisen.

21.06. 2021 | Verkehrsfreigabe sanierter Brückenzug A

Die Stadt gab den für 5,7 Millionen Euro sanierten Brückenzug A für den Kfz-Verkehr frei. Seit dem Baubeginn im November 2019 wurden unter anderen die Brückenkappen, Fahrbahnbeläge, Geländer und die Beleuchtung erneuert.

27.01.2022 | Stadtrat beschließt Sanierung Brückenzug C

Der Stadtrat beschloss eine Vorplanung für Brückenzug C. Die Sanierung ab 2024 sollte 4,7 Millionen Euro kosten. Als Mängel listete das Straßenbauamt unter anderem gelöste Betonschalen und Hohlstellen auf. Nach dem Vorbild von Brückenzug A soll diese Brückenseite für Rad- und Fußwege um 75 Zentimeter verbreitert werden.

Die 70 Stadträtinnen und Stadträte in Dresden haben in den Jahren vor dem Einsturz der Carolabrücke mehrfach Beschlüsse zu ihrer Sanierung getroffen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / jmfoto

07.06. 2022 | Carolabrücke mit Denkmalstatus

Das Rathaus teilte mit, dass die Carolabrücke den Denkmalstatus erhalten hat. Das sächsische Landesamt für Denkmalpflege würdigte sie als Denkmal der Moderne in Dresden mit baugeschichtlicher und technikgeschichtlicher Bedeutung.

07.06. 2022 | Mittlerer Brückenzug B fertig saniert

Die Stadt Dresden meldete das Ende der Bauarbeiten am stadteinwärtigen Brückenzug B. Seit Oktober 2022 wurden demnach unter anderen der Fahrbahnbelag, die Beleuchtung und die Brückenabdichtung erneuert und Schäden im Inneren repariert. Die Kosten betrugen 4,1 Million Euro.

Die 53 Jahre alte Carolabrücke in Dresden stürzte am 11. September 2024 in Dresden teilweise ein. Die Ursachsenforschung beschäftigte neben der Stadtpolitik und Bauexperten auch die Staatsanwaltschaft. Bildrechte: MDR/SACHSENSPIEGEL

21.09.2023 | Freie Wähler beantragen Brückenbericht

Die Fraktion Freie Wähler/Freie Bürger im Stadtrat beantragte einen Zustandsbericht für alle 314 Brücken in Dresden. Er sollte bis zum 30. Juni 2024 vorliegen. Der Rat lehnte ab. Die Carolabrücke hatte zuvor eine Hauptuntersuchung ("Brücken-TÜV") mit Note 3 abgeschlossen.

02.09.2024 | Verkehrsversuch auf Brückenzug B

Auf dem mittleren Brückenzug B startete ein Verkehrsversuch der Stadtverwaltung. Den Angaben zufolge sollte er für täglich 1.230 Radfahrer eine sichere Verbindung über die Carolabrücke von der Neustadt in Richtung Altstadt schaffen. Kostenpunkt: 200.000 Euro.

Auf der Carolabrücke wurde ab dem 2. September 2024 für einen Verkehrsversuch stadteinwärts eine von zwei Autospuren als Radweg markiert. (Archivbild) Bildrechte: Landeshauptstadt Dresden

11.09.2024 | Teilweiser Einsturz der Carolabrücke

Frühmorgens um 3:08 Uhr stürzte ein Teil des Brückenzuges C ein. Etwa 20 Minuten zuvor war die letzte Straßenbahn in Richtung Dresdner Neustadt darüber gefahren. Die 375 Meter lange und 32 Meter breite Brücke, über die auch die Bundesstraße B 170 führt, wurde vollgesperrt.

12.09.2024 | Teilabriss von Brückenzug C beginnt

Am Neustädter Elbufer reißen ab dem Abend 13 Bagger mehrerer Bauunternehmen ein durchhängendes Brückenteil von Brückenzug C ab. Nach 47 Stunden ist der Abriss beendet, 1.300 Tonnen Schutt werden in Zwischenlager transportiert. Zugleich fordern zwei e-Petitionen im Internet-Stadtportal den historischen Wiederaufbau der Brücke.

Bildrechte: DP

Quellen: www.dresden.de, Stadtarchiv Dresden, www.das-neue-dresden.de, Lit. Matthias Lerm: "Abschied vom alten Dresden", Brückenportal www.bernd-nebel.de

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MDR (wim)