CarolabrückeTourismusbranche nach Brückeneinsturz: Neue Attraktion und neue Herausforderungen
Die teilweise eingestürzte Carolabrücke über die Elbe in Dresden macht aktuell berühmten Sehenswürdigkeiten wie Zwinger und Frauenkirche Konkurrenz. Das beweisen die zahlreichen Touristinnen und Touristen, die täglich das Bauwerk fotografieren. Für die Tourismusbranche sorgt die längerfristige Sperrung der Brücke allerdings auch für neue Herausforderungen.
- Die eingestürzte Carolabrücke zieht täglich hunderte Schaulustige an beiden Elbufern in Dresden an.
- Für die Anbieter von Stadtrundfahrten ergeben sich aus dem Wegfall der Carolabrücke logistische Probleme.
- Die Tourismusbranche muss die Einschränkungen für Fahrten der Weißen Flotte ausgleichen.
Auf der Brühlschen Terrasse drängen sich bei Sonnenschein Schaulustige. Nach dem Einsturz der Carolabrücke gruppieren sich nun täglich Hunderte und fotografieren die Brückenreste. Tian aus China ist auch vor Ort: "Die Nachricht ist schwer zu glauben, darum mache ich ein Foto", sagte der Austauschstudent. Die Anbieter von Stadtrundfahrten und Gästeführungen registrieren ebenfalls gehäufte Anfragen zu dem Bauwerk. Gleichzeitig sorgt die Brückensperrung für Probleme.
Stadtrundfahrt beantragt Ausnahmeregel
Laut dem Unternehmen Stadtrundfahrt Dresden ist das Interesse an der Brücke sehr groß. Gleichzeitig müsse man Fahrstrecken umplanen, so Geschäftsführerin Diana Maatz. "Die Carolabrücke wurde von uns täglich mit etwa 15 Bussen befahren." Die Verbindung biete den besten Ausblick auf die historische Stadtsilhouette. Das könnten die Umleitungswege über die Albert- und Marienbrücke nicht ersetzen. "Einen Antrag, über die Augustusbrücke fahren zu dürfen, hat die Stadt aber abgelehnt."
Die Umleitungswege über die Albert- und Marienbrücke bieten bei Weitem nicht den Altstadtblick. Ein Antrag über die Augustusbrücke fahren zu dürfen, wurde seitens der Stadt abgelehnt.
Diana Maatz | Geschäftsführerin Stadtrundfahrt Dresden GmbH
Konfrontiert mit der Kritik hat Dresdens Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) am Mittwoch angekündigt, die Öffnung der Augustusbrücke für den Kfz-Verkehr zu prüfen. Zuvor hatten die Freigabe der Augustusbrücke im Stadtrat Dresden bereits Holger Zastrow vom Team Zastrow sowie FDP, CDU und AfD gefordert. Die Tourismusbranche in der Elbmetropole würde diesen Schritt begrüßen.
Igeltours-Chef Peter Weidenhagen zufolge, hat der Wegfall von Schifffahrten der Weißen Flotte aufgrund des Brückeneinsturzes und des Hochwassers für eine vermehrte Nachfrage nach Busfahrten gesorgt. "Das ist das Problem aktuell für den Tourismus: Geplante Schifffahrten finden nicht statt. Es werden Alternativen mit dem Bus gesucht. Aber die Kapazitäten sind endlich." Der Schiffsbetrieb der Weißen Flotte kann bei sinkendem Elbpegel möglicherweise ab Anfang der kommenden Woche starten.
Geplante Schifffahrten finden nicht statt. Es werden Alternativen mit dem Bus gesucht. Aber die Kapazitäten sind endlich.
Peter Weidenhagen | Geschäftsführer Igeltours Dresden
Elbdampfer können nicht zur Werft
Doch das Fahrgebiet der Elbedampfer soll zweigeteilt werden. Die Schiffe in Richtung Meißen sollen an den gewohnten Anlegern in der Dresdner Altstadt starten. Die Ausflüge nach Pillnitz und in die Sächsische Schweiz beginnen hingegen an der Albertbrücke, sagte ein Sprecher der Weißen Flotte MDR SACHSEN. Ein großes Problem bei einer längerfristigen Sperrung der Brückendurchfahrt sei die nötige Wartung der Schiffe. Die Werft liege elbaufwärts und sei damit für viele Dampfer hinter der eingestürzten Brücke nicht erreichbar.
Brückensouvenir angedacht
"Die Carolabrücke ist in den vergangenen Tagen zu einer kleinen Attraktion geworden", sagte der Chef der Dresden Information GmbH (DIG), Lars Knüpfer. Geholfen habe zudem, dass Großveranstaltungen wie City-Biathlon und Kraftwerk-Konzert nach dem Einsturz stattfanden. Laut DIG enden die Nachtwächtertouren auf der Brühlschen Terrasse mit Blick auf das Bauwerk. Man überlege, für die Touristinformationen der DIG ein Souvenir zu entwerfen, etwa aus Steinen vom Brückenabriss, so Knüpfer.
René Tzschuppa aus Dresden versteht das allgemeine Interesse an der eingestürzten Elbquerung. "Das ist einfach Geschichte." Clara aus Leipzig hat auf dem Rückweg von der Sächsischen Schweiz nun das Bauwerk im Blick. "Als Physikstudentin fragte ich mich, wie das passieren konnte." Das fragen sich auch Viktoria und Artem. Die Ukrainer haben in Sebnitz Zuflucht gefunden und erkunden Dresden. "In Europa und besonders in Deutschland hat man das nicht für möglich gehalten", schütteln sie den Kopf.
MDR (wim/fgl)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. September 2024 | 19:00 Uhr