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Bildrechte: Hamburger Kunsthalle

"Wo alles begann"Ausstellung in Dresden: Caspar David Friedrich im Doppelpack

23. August 2024, 18:01 Uhr

Ob "Wanderer über dem Nebelmeer", "Kreidefelsen auf Rügen" oder "Großes Gehege" – die Gemälde von Caspar David Friedrich sind alle in Dresden entstanden. "Wo alles begann" heißt deshalb die Ausstellung, die am Freitag in der Stadt an der Elbe feierlich eröffnet worden ist. Dort, wo Friedrich 40 Jahre lebte. Nach Berlin und Hamburg setzen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden damit den Sonderschau-Reigen zum 250. Geburtstag fort – mit dem Ziel, einige Klischees über den berühmten Romantiker abzuräumen.

  • In Dresden ist am Freitagabend die große Caspar-David-Friedrich-Ausstellung zum 250. Geburtstag des Romantikers mit einem Festakt gestartet, fürs Publikum öffnet sie am Samstag.
  • Zu sehen sind Gemälde und Zeichnungen in zwei Präsentationen, mit eigenen Schätzen und Leihgaben wie "Der Wanderer über dem Nebelmeer".
  • Wegen des erwarteten Besucheransturms gibt es Zeitfenster-Tickets.

In Dresden ist die wohl wichtigste Ausstellung des Jahres gestartet. Unter dem Titel "Caspar David Friedrich. Wo alles begann" zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ihre große Schau zum 250. Geburtstag des Malers.

Alle Gemälde in Dresden entstanden

An zwei Orten, in Albertinum und Kupferstich-Kabinett, geben rund 200 Werke Einblick in Friedrichs Schaffen. Die Präsentationen veranschaulichen, wie Friedrich vom Zeichner zum Maler und zum berühmtesten Künstler der Deutschen Romantik wurde. Beleuchtet wird sein Schaffen, aber auch sein Leben in einer von Umbrüchen bestimmten Zeit, sein privates und künstlerisches Umfeld.

"Alle Gemälde, die überhaupt von ihm existieren, sind hier entstanden", betont Kurator Wolfgang Birkholz. Am 5. September 1774 in Greifswald geboren, kam Friedrich 1804 nach Dresden, um die Landschaftsgemälde der Alten Meister zu sehen, aber auch wegen der besonderen Landschaft des Elbsandsteingebirges vor den Toren der Stadt. Bei seinen Wanderungen hielt er sie in vielen Skizzen fest.

Nur im Albertinum zu sehen

Im Albertinum sind 47 Gemälde von Caspar David Friedrich ausgestellt. Mit dem "Großen Gehege bei Dresden", "Friedhof" oder "Schiffe im Hafen am Abend" werden einige seiner bedeutendsten Landschaftsbilder aus SKD-Besitz präsentiert. Im Jubiläumsjahr sind sie nur in Dresden zu sehen.

Das barocke Dresden ignoriert der antifeudale und innovative Maler fast völlig, stattdessen malt er wie im Weitwinkel-Blick das "Große Gehege bei Dresden" und radikalisiert die Farben. Bildrechte: Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski

Ebenso wurde der "Tetschener Altar", der einst Skandal machte, in die Jubiläumsschau geholt. Beeindruckend inszeniert wird das auch als "Kreuz im Gebirge" bekannte Bild in einer schwarz ausgestatteten Vitrine, die von hinten illuminiert ist – in Anlehnung an die Präsentation des Bildes 1808 im Dresdner Atelier des Malers.

Zu den 30 Leihgaben gehören berühmte Bilder wie der "Der Wanderer über dem Nebelmeer" aus der Hamburger Kunsthalle sowie "Mondaufgang am Meer" oder "Der Watzmann" aus der Alten Nationalgalerie Berlin.

Friedrichs Themen: Natur, Politik, Religion

Die Dresdner Präsentation im Albertinum rankt sich laut den SKD um Friedrichs wichtigste Themen – Natur, Politik und Religion. Vielschichtig würden sie in fünf Kabinetten ausgeleuchtet, etwa mit Blick auf die Farben, seine Darstellung von Bäumen oder seine Figuren in typischer Rückenansicht.

Caspar David Friedrichs Gemälde "Das Kreuz im Gebirge" (Tetschener Altar), 1807/08, machte damals Skandal, verlegt er doch auch die Kirche in die Natur. Bildrechte: Albertinum/Staatliche Kunstsammlungen Dresden/Elke Estel/Hans-Peter Kluth

Direktorin Hilke Wagner lenkt im artour-Gespräch den Blick auf ein Gemälde wie die "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes". Es wirke heute nicht politisch, sei es aber durchaus gewesen, es zeige die beiden Männer in altdeutscher Tracht. Die sei mit der Studentenbewegung verbunden gewesen – und zu Friedrichs Zeit verboten. Unfrei sei diese Zeit gewesen, bestimmt durch die Krise des Subjekts zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Bedrohung durch Kriege und die wirtschaftlich prekäre Situation für Künstler.

Caspar David Friedrichs Gemälde "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" wirkt heute nicht politisch, war es aber. Die gezeigte altdeutsche Tracht war Zeichen der Studentenbewegung und damals verboten. Bildrechte: imago images/Everett Collection

Und Kurator Birkholz ergänzt im Gespräch mit MDR KULTUR: "Die Landschaften haben bei ihm immer einen politischen und einen religiösen Hintergrund. Wenn es bei den 'Zwei Männern in Betrachtung des Mondes' um demokratische Ideen geht und um bürgerliche Freiheit, dann ist das auch formuliert als eine Art Erlösungshoffnung."

Die Landschaften haben bei Caspar David Friedrich immer einen politischen und einen religiösen Hintergrund.

Wolfgang Birkholz, Kurator

Kupferstich-Kabinett: Seltene Einblicke in Zeichenkunst

Ausnahmsweise ist das berühmte Duo in Betrachtung des Mondes im Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss zu sehen, wo der Zeichner Caspar David Friedrich mit 160 Arbeiten beleuchtet wird. Ohne seine Wanderungen rund um Dresden, im Elbsandsteingebirge oder auf Rügen scheint er kaum denkbar.

Caspar David Friedrichs "Karlsruher Skizzenbuch von 1804" konnte erst jüngst für 1,7 Millionen Euro ersteigert werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Die fragilen Studien von knorrigen Bäumen oder schroffen Felsen mit Bleistift oder Feder, darunter 60 aus Dresdner Bestand, werden sonst lichtgeschützt im Depot aufbewahrt. Höhepunkt der Präsentation ist das "Karlsruher Skizzenbuch", das im Sommer 1804 in Dresden und Umgebung entstand und jüngst für 1,7 Millionen Euro erworben werden konnte. In einem abgedunkelten Separee kann das Publikum einen Blick darauf werfen und sich an einer Medienstation hineinzoomen.

Gegen Friedrich-Klischees: Kein trauriger Einzelgänger

Bei der Ausstellung wollen die SKD auch mit Klischees aufräumen, etwa Friedrich als isolierte Figur zu sehen. Kurator Wolfgang Birkhof betonte, dass Friedrich in Dresden eine Familie gründete, ein großes Netzwerk knüpfte, sich an künstlerischen Debatten beteiligte.

Zur Inszenierung der Bilder im Albertinum gehört deshalb auch eine lange Galeriewand mit rund 120 Werken von Zeitgenossen, von denen sich Friedrich mit seiner Malerie abgrenzte. Dicht an dicht gehängt, wie es bei den jährlichen Akademieausstellungen damals üblich war, was Friedrich kritisierte. Ebenso zu sehen sind 19 Landschaftsbilder aus der Gemäldegalerie Alte Meister, die Friedrich intensiv studierte. Dazu gehören Hauptwerke der Galerie von Jacob van Ruisdael, Salvator Rosa und Claude Lorrain.

Die Präsentation der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden ergänzt durch digitale Angebote wie einen 3D-Rundgang. Online erkunden lassen sich außerdem die Entstehungsorte seiner Werke, das "Karlsruher Skizzenbuch" oder auch seine Netzwerke.

Publikumsmagnet Caspar David Friedrich

In Hamburg und Berlin haben die Friedrich-Sonderausstellungen einen Publikumsansturm mit 335.000 beziehungsweise 300.000 Besucherinnen und Besuchern ausgelöst. Am Sonntag wurde in Greifswald die Schau "Sehnsuchtsorte" eröffnet, die bis zum 6. Oktober im Pommerschen Landesmuseum läuft.

Weitere Informationen zur Ausstellung

"Wo alles begann. Caspar David Friedrich als Maler"
24. August 2024 bis 5. Januar 2025

Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Albertinum
Tzschirnerplatz 2
01067 Dresden

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen
zusätzlich Donnerstag bis Samstag 18 bis 21 Uhr

"Wo alles begann. Caspar David Friedrich als Zeichner"
24. August 2024 bis 17. November 2024 

Kuperstichkabinett, Residenzschloss
Taschenberg 2
01067 Dresden

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 18 Uhr
Dienstag geschlossen
zusätzlich Donnerstag, 18 bis 21 Uhr

Tickets:
Besucher*innen können zwischen verschiedenen Ticket-Optionen wählen. Die Tickets für das Albertinum sind mit einem Zeitfenster oder als Flexticket im Webshop der SKD buchbar. Für die Ausstellung im Kupferstich-Kabinett ist kein Zeitticket erforderlich.


Außerdem:
Münz-Kabinett, Residenzschloss
"Caspar David Friedrich und das Geld seiner Zeit"
24. August 2024 bis 5.Januar2025)

Taschenberg 2
01067 Dresden

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 18 Uhr
Dienstag geschlossen

Quelle: Staatliche Kunstsammlungen (MDR KULTUR, Grit Krause, Meinhard Michael), Redaktionelle Bearbeitung: ks

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 23. August 2024 | 17:40 Uhr