Retter im Ehrenamt Bergwacht Sebnitz bildet Felsretter aus und übt für Ernstfall

13. August 2022, 08:00 Uhr

Aktuell haben die Bergretter der Bergwacht in Sachsen, die den Hüttendienst an Wochenenden übernehmen, eher wenig zu tun. Wegen der Feuer und Waldbrände sind einige Waldabschnitte der Sächsischen Schweiz gesperrt. Das ist aber nicht immer so. Die steilen Sandsteinwände locken normalerweise Kletterbegeisterte aus der ganzen Welt an. Wer beim Klettern oder Wandern in Not gerät, hofft auf die Bergwacht. Und die muss für den Ernstfall vorbereitet sein.

Es ist ein sonniger Sonnabendnachmittag im Kurort Rathen in der Sächsischen Schweiz. Trotz des Waldbetretungsverbotes an vielen Stellen des Elbsandsteingebirges und der geschlossenen Bastei, sind einige Touristen in der Gegend unterwegs. Auf dem Weg zur steinernen Brücke laufen sie auch an einer Hütte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), genauer gesagt, der Bergwacht Sachsen, vorbei.

Draußen vor der Hütte herrscht reges Treiben, auch wenn keine Rettungseinsätze zu erwarten sind. Denn Christoph Weber und sein Bergretter-Team der Ortsgruppe Sebnitz, die auch Bereitschaften genannt werden, übernehmen den sogenannten "Hüttendienst". Normalerweise sind sie bis zu 20 Leute. Heute sind krankheitsbedingt "nur" zehn Leute da, was laut Weber für eine angemessene Einsatzbereitschaft vollkommen ausreicht.

Das ganze Jahr im Dienst

Die Sächsische Bergwacht betreibt zwei Hütten in der Sächsischen Schweiz: eine in Rathen, die andere im Bielatal. Besetzt sind diese mit jeweils mindestens vier Bergretterinnen und Bergrettern, jedes Wochenende, von April bis Oktober. In der Woche und im Winter stehen die Bergretter der einzelnen Ortsgruppen in Bereitschaft.

Das kann man sich ähnlich wie bei der Feuerwehr vorstellen, Christoph Weber. Eine SMS oder ein Pieper alarmieren die Bergretter über einen anstehenden Einsatz. Die ehrenamtlichen Bergretter haben dann die Erlaubnis, ihren eigentlichen Arbeitsplatz zu verlassen, um schnellstmöglich zum Unfallort zu gelangen. Zusätzlich zu den Bergrettern wird auch immer ein professioneller Rettungswagen alamiert. Für unwegsame Gelände steht ein Helikopter bereit.

Die Hüttendienste am Wochenende beginnen Punkt neun Uhr. Weber und sein Team frühstücken gemeinsam, überprüfen Einsatzfahrzeuge und Materialien. Dann warten sie auf mögliche Notrufe und Einsätze in der Region.

2022 deutlich weniger Einsätze als gewöhnlich

Besonders im Sommer gebe es mehr Notrufe, weil dann viele Menschen klettern und wandern gehen würden. Im Jahresdurchschnitt kämen die Bergretter auf ungefähr 65 Einsätze an den Wochenenden und noch einmal genauso viele während der Woche, Tendenz steigend. Bei vielen Noteinsätzen geht um Knochenbrüche, verdrehter Gelenke oder verirrte Wanderer. Aber die vergangenen beiden Wochen seien relativ entspannt, nicht zuletzt wegen der Waldbrände, so Weber.

Momentan ist ja Sommerurlaubszeit. Theoretisch müssten die Wälder voller Menschen sein, das Einsatzaufkommen wäre theoretisch auch höher. Aber die vergangenen zwei Wochen waren relativ entspannt, da der Wald noch eine ganze Weile gesperrt sein wird.

Christoph Weber Notfallsanitäter, Bergretter und Lehramtsstudent

Wenn einmal kein Einsatz ansteht und wie aktuell auch keiner zu erwarten ist, dann machen Weber und seine Mannschaft Übungen für bevorstehende Aus- und Weiterbildungen, um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen.

Ausbildung zum Felsretter

Die meisten Bergretter sind ehrenamtlich im Einsatz. Der einzige der Truppe, der ein paar Arbeitsstunden im Monat für Abrechnungen, Beschaffung von Materialien und Koordinierung der Dienste bezahlt bekommt, ist Christoph Weber. Doch auch an diesem Wochenende ist auch er ehrenamtlich unterwegs. Sie alle eint der Wille, Leuten in Gefahrensituationen helfen zu wollen und die Lust, in der Natur unterwegs zu sein.

Doch bevor sie sich als Bergretter bezeichnen und verunglückten Leuten helfen können, müssen sie eine zwei- bis vierjährige Anwärterzeit durchlaufen, eine Art Ausbildung. In dieser Zeit lernen Interessierte alles Wichtige für ihr neues Ehrenamt: medizinische Grundlagen, Wetterkunde, Funktechnik, Material- und Gerätekunde, Seiltechniken sowie Sicherungs- und Rettungstechniken. Besonders letzteres übt Christoph Weber gerne mit seiner Truppe in der Wartezeit.

Grundsätzlich gibt es für alle ehrenamtlichen Bergretter eine Grundausbildung. Im Anschluss könne man sich spezialisieren und entscheiden, ob man Winter-, Fels-, Höhlen-, oder Luftretter werden möchte. Laut Weber sind für Einsätze in der Sächsischen Schweiz am ehesten Felsretter von Nöten. Es gebe auch Höhleneinsätze, aber diese kämen nur sehr selten vor. An diesem Wochenende üben Weber und sein Team spezielle Rettungsverfahren wie die Seilbahn und Spaltenrettung, um für die Prüfung im September vorbereitet zu sein.

Heute wird es keinen Einsatz mehr geben. Für Christoph Weber und seine Truppe ergibt sich dadurch genügend Zeit und Ruhe, um für die anstehenden Prüfungen zu üben.

MDR (koh)

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