Dachdecker bei der Arbeit.
Eine menschenverachtende Anzeige im Amtsblatt der sächsischen Stadt Sebnitz sorgt für Empörung. Der Ersteller ist ein Dachdecker, der sich aber für die Begriffe nicht entschuldigen will. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Anzeige erstattet Dachdecker schaltet rassistische Anzeige im Amtsblatt Sebnitz

17. April 2025, 22:47 Uhr

Mit einer Anzeige im Amtsblatt der Stadt Sebnitz sucht eine Dachdeckerfirma nach Azubis - und macht dabei eine menschenverachtende Einschränkung. Die Stadt reagiert, steht aber selbst in der Kritik. Der Handwerker selbst will sich der Tragweite der Begriffe nicht bewusst gewesen sein.

Ein Dachdeckermeister in Sebnitz hat mit einer rassistischen Anzeige im Amtsblatt für Entsetzen gesorgt. "Ausbildungsplatz ab 2026 ABER: keine Hakennasen, Bimbos, Zeppelträger!" heißt es da. Sprich: Der Handwerker möchte keine Schwarzen oder Juden als Bewerber. Was er mit Zeppelträger genau meint, ist unklar. Im Netz kursieren verschiedene Meinungen dazu. Es könnten Zopfträger oder Muslime gemeint sein.

Bürgermeister Kretzschmar: Anzeige beschämend und untragbar

Wie kann so eine Anzeige in ein Amtsblatt kommen, fragen sich viele. Der Bürgermeister von Sebnitz, Ronald Kretzschmar sagte MDR SACHSEN, die Anzeige sei beschämend und untragbar. "Leider sehen wir solche Anzeigen nicht, da diese als private Anzeige über den Wittich Verlag (Verleger des Grenzblattes) gebucht wird. Hier hat die Redaktion des Wittich Verlages versagt, da hätte man noch den Abdruck verhindern können."

Wichtig ist zu wissen, dass die Stadt Sebnitz ausschließlich für den redaktionellen Teil des Grenzblattes verantwortlich ist und den Anzeigenteil bis zur Veröffentlichung auch nicht kennt. Dieser liegt allein in der Verantwortung des Verlages.

Aus der Stellungnahme der Stadt Sebnitz

Anzeige gegen Verfasser und Verlag

Kretzschmar hat Anzeige gegen den Verfasser, den Dachdecker Ronney W., gestellt und ebenso gegen den Verlag. Der gesamte Stadtrat und die Ortsvorsteher seien ebenso schockiert. "Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt", schreibt die Stadt in einer Stellungnahme. Mit dem Verlag stehe die Stadt bereits im Kontakt, um über Konsequenzen zu sprechen.

Verlag prüft arbeitsrechtliche Konsequenzen

Der Wittich Verlag hat sich von der Veröffentlichung der Anzeige deutlich distanziert und spricht auf Anfrage von einem "schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten. Wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist." Interne Prozesse sollten überprüft werden, "um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall niemals wiederholt." Es würden auch arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft. Die Geschäftsbeziehungen zu dem Handwerker seien zudem mit sofortiger Wirkung aufgekündigt worden, weitere rechtliche Schritte behalte sich der Verlag vor.

Der Dachdecker Ronney W. selbst, der die Anzeige aufgegeben hat, will sich nicht äußern und auch nicht entschuldigen. Die Anzeige habe er selbst erstellt, sei sich jedoch der Tragweite der verwendeten Begriffe nicht bewusst gewesen, sagte er MDR SACHSEN.

Linke sprechen von Volksverhetzung und stellen Strafanzeige

Der Kreisverband der Linken in der Sächsischen Schweiz hat unterdessen ebenfalls mit einer Anzeige reagiert - gegen die Firma, den Verlag und die Stadtverwaltung. Landesparteichefin Susanne Schaper übte auch Kritik an der Stadtverwaltung. Sie könne sich nicht damit herausreden, dass sie nur den redaktionellen Teil kenne und verantworte. Anzeigen in einem Amtsblatt würden der Stadt zugeordnet. "Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung umgehend ihre Abläufe ändert und sicherstellt, dass niemand mehr menschenverachtende Inhalte im Blatt platzieren kann."

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MDR (kbe)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 17. April 2025 | 09:30 Uhr

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