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AltenbergReha-Klinik-Chef schreibt Offenen Brief an Gesundheitsminister Lauterbach

05. August 2022, 16:31 Uhr

Reha-Kliniken und die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation schlagen Alarm. Sie fordern wegen der steigenden Energiekosten und der hohen Inflation einen Ausgleich. Außerdem müssten die Zuschläge wegen der Corona-Pandemie verlängert werden. Der Chef der bundesweiten Johannesbadgruppe, zu der auch Kliniken in Dresden und Altenberg gehören, hat sich an Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) gewandt.

"Deutschlands Reha-Branche ist in höchster Not. Denn sie wird von der Bundespolitik inmitten der vielen Krisen im Stich gelassen", schreibt der  Vorstandschef der Johannesbadgruppe Markus Zwick, in einem Brief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Die private Johannesbadgruppe betreibt bundesweit 13 Reha-Kliniken, darunter in Dresden und Altenberg.

Kritik: Zuschläge wegen Corona-Pandemie nicht verlängert

Zwick kritisiert, dass die Zuschläge wegen der Corona-Pandemie Ende Juni ausgelaufen sind und nicht verlängert wurden. Zudem habe die medizinische Branche als einzige in Deutschland eine einrichtungsbezogene Impfpflicht auferlegt bekommen, die nach Worten des Unternehmens-Chefs "den ohnehin bereits extrem herausfordernden Personalmangel in der Medizin weiter verschärft". Die Folge sei die Abwanderung von gut qualifizierten Mitarbeitern an andere Branchen, die Impfquote habe sich zudem keineswegs verbessert.

Anke Gundel, Geschäftsführerin der Reha-Klinik Raupennest in Altenberg gibt zu Bedenken, dass ihre Einrichtung wegen der Pandemie nach wie vor die Hygienevorschriften einhalten müsse mit Maskenpflicht und Abstandsregelung. "Die Gruppengrößen und die Belegung sind noch nicht wieder auf dem Stand wie vor der Pandemie,“ sagte Gundel im Gespräch mit MDR SACHSEN. Hinzukomme, dass die Kostensätze in Reha-Einrichtungen im Vergleich zu Krankenhäusern relativ gering seien und die Einrichtungen deshalb eine hohe Belegung benötigen würden, damit sie kostendeckend arbeiten könnten.

Reha-Branche fordert Energiezuschlag und Inflationsausgleich

Die Reha-Branche leide außerdem unter dem starken Anstieg der Energiekosten in den letzten Monaten, sagte Gundel, die auch Geschäftsführerin der Johannesbad-Gruppe ist. Die Vergütungen würden mit den Kostenträgern regelmäßig für ein Jahr verhandelt. "Das heißt, sie stecken als Rehaklinik in fixen Verträgen. Und die Kostenträger (Kranken- und Renterversicherung) sagen, anders als das Gesundheitsministerium, ‚das muss der Staat klären‘.“

Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (Degemed) verweist auf eine Inflation von acht Prozent und bei den Gaspreisen teilweise eine Verfünffachung der Einkaufspreise für Klinikunternehmen. "Diese Kostensteigerungen waren zu Jahresbeginn nicht einkalkuliert," so die Degemed. Sie fordert daher eine Anpassung der Vergütungen an die reale Kostensituation. "Alternativ können die Kostenträger auch mit Zuschlägen helfen," sagte Degemed-Geschäftsführer Christof Lawall.

Ministerium spielt Ball weiter an GKV-Spitzenverband

Das Gesundheitsministerium wiederum verweist auf die Selbstverwaltung der Branche, sprich Krankenkassen und Reha-Kliniken sollten dies untereinander regeln. "Es steht den Vertragsparteien im Übrigen bereits ohne eine gesetzliche Verpflichtung offen, etwa die Zahlung von Vergütungszuschlägen fortzuführen oder auch auf inflationsbedingte Preissteigerungen zu reagieren," schreibt das Ministerium auf Anfrage von MDR SACHSEN. Minister Lauterbach habe den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) aufgefordert, von bestehenden Spielräumen Gebrauch zu machen. Auch bleibe abzuwarten, ob die aufgrund der Corona-Pandemie geschaffenen Sonderregelungen verlängert würden.

Warum der Kostenträger, der GKV-Spitzenverband, auf die bestehenden Verträge verweist, die in der Regel ein Jahr laufen, und vorhandene Spielräume nicht nutzt, wie es das Ministerium vorschlägt? Bis Redaktionsschluss blieb die Nachfrage bei dem Verband unbeantwortet.

MDR (kbe)