Sächsische Schweiz und Gohrischheide Waldbrände in Sachsen haben 15 Millionen Euro gekostet

08. Juni 2023, 05:00 Uhr

Sachsens Innenminister summiert die Waldbrandkosten im vergangenen Sommer auf etwa 15 Millionen Euro. Damit Gemeinden im Land nicht auf den hohen Einsatz-Rechnungen für Feuerwehrleute und Technik sitzenbleiben, hat Sachsen nun das Katastrophenschutzgesetz geändert.

Der sächsische Innenminister summiert den Schaden durch Waldbrände in Sachsen im vergangenen Jahr auf etwa 15 Millionen Euro. "Allein zwölf Millionen Euro haben wir an die betroffenen Kommunen überwiesen", sagte Armin Schuster (CDU) MDR SACHSEN. Dies betreffe nicht nur Kommunen in der Sächsischen Schweiz, sondern auch in der Gohrischheide sowie die Gemeinden Zeithain und Arzberg. Alle Kommunen hätten die geforderte Unterstützung bekommen. Das sei juristisch allerdings nicht so einfach gewesen, weil bislang die Gemeinden selbst die Kosten für das Löschen von Waldbränden bezahlen mussten. Nach schwierigen Verhandlungen habe man sich einigen können und das Geld im Haushalt freigegeben.

Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen, l), Umweltminister von Sachsen, und Armin Schuster (CDU), Innenminister von Sachsen, demonstrieren während eines Pressetermins zur bevorstehenden Waldbrandsaison in einem Waldstück im Nationalpark Sächsische Schweiz die Funktionsweise eines Löschrucksacks.
Armin Schuster (CDU), Innenminister von Sachsen und Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen, li.), zeigen während eines Pressetermins zur bevorstehenden Waldbrandsaison in einem Wald im Nationalpark Sächsische Schweiz einen Löschrucksacks. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Als Lehre aus den Waldbränden ist das Katastrophenschutzgesetz in Sachsen aktualisiert worden. "Im neuen Katastrophenschutz haben wir jetzt dafür gesorgt, dass dies künftig geregelt ist", erklärte Schuster. "Viele Stunden Hubschrauber kann keine Gemeinde bezahlen. Ich möchte nicht, dass ein Bürgermeister, der in der Gorischheide aus der Luft löschen muss, damit rechnen muss, dass mit der Auslösung der Luftlöschung der Haushalt pleite ist." Schuster erklärte weiter: "Wir dürfen in solchen Situationen, Führungskräfte vor Ort nicht mit Finanzproblemen stehen lassen." Dies habe man in mit dem neuen Gesetz bereinigen können.

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Feuerwehren nicht für Flächenwaldbrände ausgestattet

Schuster nannte MDR SACHSEN zudem Vorschläge aus dem Bericht der Expertenkommission. "Klassische Feuerwehren sind noch nicht für Flächenwaldbrände ausgestattet." Und: "Wir brauchten zu oft Großtank-Löschfahrzeuge, die wir nicht haben. Während der Brände haben wir uns aus der Not heraus mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen beholfen. Sie sind nicht schlecht, aber auch nicht perfekt geeignet." Es fehlten auch kleine, geländegängige Geräte und Technik für die Boden-Luft-Kooperation mit den Hubschraubern. "Diese Technik werden wir jetzt beschaffen. Ich habe vom Landtag die von mir erbetenen 30 Millionen Euro bekommen", sagte Schuster. Die ersten 15 Fahrzeuge seien schon beschafft, drei neue Hubschrauber bestellt. Ein Waldbrandkonzept regele, wie das Geld ausgegeben werde.

Feuerwehr und Krisenstäbe für Großbrände trainieren

Ein weiterer wichtiger Punkt ist laut Innenminister die Qualifizierung. Feuerwehrleute, die eigentlich für Haus- und Scheunenbrände trainiert sind, müssten besser auf Großbrände vorbereitet werden. "Qualifizierung ist auch wichtig für die Krisenstäbe", meinte Schuster. Gerade die Zusammenarbeit auf vier Ebenen von der Gemeinde bis zum Ministerium müsse "noch trainiert werden". Dies sei bereits in der Landesfeuerwehrschule gestartet.

Minister fordert dringend Sensibilisierung

Innenminister Schuster verlangt außerdem eine Sensibilisierung für die Gefahren von Waldbränden zum Beispiel durch weggeworfene Zigaretten sowie eine umfangreiche Prävention. "Ich kenne aus meiner Kindheit noch das Eichhörnchen. Mit diesem Waldbrandsymbol wurde Prävention betrieben. Das ist verloren gegangen", sagte der Minister im Gespräch mit MDR SACHSEN. "Ich glaube, das Landwirtschaftsministerium ist dabei, ein Revival zu entwickeln. Wir müssen die Menschen wieder sensibel machen. In diesen Dürreperioden ist die weggeworfene Kippe schon zu viel." Mit Vorsicht und Achtung könne jeder Waldbrandhelfer sein. Dazu gehöre jedoch eine Informationspolitik. "Ich gebe es ehrlich zu: Normalerweise macht mein Ministerium im Juni die übliche Pressemitteilung. Das reicht nicht mehr."

Rettungswege und Totholz

Insgesamt hat die Expertenkommission Schuster zufolge 100 Vorschläge eingegeben. Dazu gehörten auch Fragen zu Rettungswegen und Totholz. Die Kommission habe festgestellt, dass Totholz kein Brandbeschleuniger aber eine "große Gefahr für Feuerwehrleute ist". "Das Thema Totholz polarisiert noch mehr, das müssen wir uns weiter intensiv ansehen", sagte Schuster.

Der MDR-Moderator der Sendung BIWAK, Thorsten Kutschke, sagte dazu: "Rettungswege sind in der Sächsischen Schweiz ein Problem, weil sie ein Nationalpark ist mit einer Kernzone ist, wo Naturschutz in höchster Kategorie betrieben wird. Das Wegenetz ist jahrelang ausgehandelt mit vielen Kompromissen, um Naturschutz und Tourismus zu gewährleisten." Einen Rettungsweg neu auszuweisen erfordere lange Verhandlungen zwischen vielen Interessengruppen. "Deswegen sind Rettungswege ein wichtiger Aspekt, der nicht nur in der Brandbekämpfung, sondern schon in der Prävention ein ganz wichtiger Punkt ist."

Kutschke meint, die vier verschiedenen Totholz-Gutachten zur Waldbrandbilanz widersprächen sich zum Teil. "Dass Totholz die Ausbreitung eines Brandes nicht beschleunigt, sind sich alle einig", sagte Kutschke. Dort wo Totholz liege, sei aber die Brandintensität höher. Damit werde das Feuer schwerer kontrollierbar. "Dies steht nicht im deutschen, jedoch im tschechischen Gutachten."

Fichtenholz und Feinreisig entfernen

"Wir fordern, dass das trockene Fichtenholz inklusive Feinreisig reduziert wird, um die Brandlast herabzusetzen", sagte Rainer Petzold vom Sächsischen Bergsteigerbund. "Toter Fichtenwald begünstigt Waldbrände, die Brandgefahr bleibt somit dauerhaft bestehen. Es ist ein Waldumbau mit standortgerechten Baumarten ist erforderlich."

Marke Nationalpark nicht aufgeben

Innenminister Schuster plädierte dafür, den Nationalpark-Status zu erhalten. "Das Markenzeichen Nationalpark gebe ich doch nicht freiwillig auf." Es sei kulturell und touristisch ein riesiges Argument. Eine Aufweichung sei nicht nötig, weil die Sächsische Schweiz schon jetzt ein sehr offener Nationalpark sei, der einem Naturpark sehr ähnle.

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 06. Juni 2023 | 20:00 Uhr

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