Aus für Dresdner Traditionsmarke Pentacon stellt Handel mit Praktica ein

28. April 2015, 13:07 Uhr

Sie ist, ohne zu übertreiben, wohl der Fotoapparat des Ostens - die Praktica. Über neun Millionen Mal wurde die Kamera aus dem Dresdner Hause Pentacon verkauft. Doch nun geht ein Stück deutscher Fotogeschichte zu Ende. Der Handel mit Kameras der Marke Praktica wird zum 30. Juni eingestellt.

"Es macht keinen Sinn mehr, weiter rote Zahlen zu schreiben", Pentacon-Chef Michael Bledau bringt auf den Punkt, was zum Aus für den Vertrieb der bekannten Marke führte. Einer Marke, die einst so beworben wurde: "Das ist sie, die Praktica Nova 1, eine echte, einäugige Spiegelreflexkamera von Pentacon. Leipziger Herbstmesse 1967 - Goldmedaille für Praktica Nova 1 mit PL-System vom VEB Pentacon Dresden."

Die Kamera war berühmt für ihren Preis. Stolze 800 DDR-Mark, berühmt dafür, dass der erste Deutsche im All, Sigmund Jähn, seinen Ausflug mit einer Praktica dokumentierte. Beliebt aber war sie bis heute für ihre Qualität. Doch das jetzige Aus hat eine lange Vorgeschichte. Nach der Wende war der Bau von analogen Spiegelreflexkameras in Dresden eingestellt und die Firma im Herbst 1990 von der Treuhand liquidiert worden. In den Nachrichten damals klang das so: "Das Dresdner Traditionsunternehmen für Kameras, Pentacon, wird stillgelegt. Wie am Abend auf der Kölner Photokina bekanntgegeben wurde, hat die Treuhandgesellschaft die Firma veranlasst, die Einstellung der Produktion einzuleiten und die Stilllegung für die 5.000 Arbeitnehmer sozialverträglich vorzunehmen. Für Pentacon besteht angesichts der Konkurrenz aus Ostasien keine Wettbewerbschance mehr."

Übermächtige Digitalfotografie

Die Marke "Praktica" aber lebte unter Führung eines westdeutschen Fotounternehmers weiter. Die Produktion wurde nach Fernost verlegt. Doch die Verkaufszahlen gingen immer weiter in den Keller. 2006 wurden noch über 650.000 Kameras mit dem Praktica-Logo in über 40 Ländern verkauft. 2014 gingen nur noch 15.000 über den Ladentisch. Zu wenig. Die Menschen fotografierten immer mehr mit Smartphones und Tablets. Außerdem seien durch die Finanzkrise wichtige Märkte in Südeuropa weggebrochen, teilte das Unternehmen Pentacon mit.

Die von einst Tausenden in Dresden verbliebenen 130 Mitarbeiter lebten aber nicht allein von der Tradition, sondern von Aufträgen. Deshalb wolle sich das Unternehmen stärker auf das Industrie-Geschäft konzentrieren. So werden in Dresden nun statt Kameras u.a. Spritzguss-Kunststoffteile für fast alle großen Automarken gefertigt. Und die Marke "Praktica"? Sie steht zum Verkauf. Gut möglich also, dass irgendwann doch wieder Geräte mit einem Praktica-Logo in den Handel kommen.

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