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Teilen als AlternativeUnterschiedliche Konzepte für Carsharing in Dresden und Leipzig

07. August 2022, 05:00 Uhr

Carsharing in Sachsen wird in den Städten Dresden und Leipzig sehr verschieden umgesetzt: Während in Dresden die Sharing-Autos keine Parklizenz für Wohngegenden erhalten, wird das Sharing-Angebot in Leipzig in den Nahverkehr integriert.

Die Nachfrage nach Carsharing ist groß in den sächsischen Städten. In Dresden hat der größte Anbieter "teilAuto" rund 17.000 Kunden und Kundinnen, von denen viele in der alternativen Dresdner Neustadt leben würden, sagt "teilAuto"-Sprecherin Franziska Wilhelm.

Kein Platz für Sharing-Stationen

Das Problem: In der eng bebauten Wohngegend komme das Unternehmen an seine Grenzen. Es gebe keine anmietbaren Flächen für die Sharing-Stationen mehr, obwohl dort mehr Fahrzeugbedarf bestehe anhand der Menschen, die dort wohnen und Carsharing nutzen wollen.

Eine Abhilfe schaffen würde ein Free Floating Angebot. Hierbei könnten im Gegensatz zu den bisherigen Angeboten, die Autos überall auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden.

Dresden: Sharing-Autos ohne Parklizenzen

Doch dieses "City Flitzer"-Konzept in Dresden scheitert an den Parkausweisen. Durch einen Stadtratsentschluss erhalten Carsharing-Anbieter nur außerhalb der Neustadt eine Parklizenz. Das rege eher an, aufs eigene Auto zu setzen, sagt Wilhelm.

"Im Moment ist es ja so, dass jemand der in der äußeren Neustadt wohnt und sich ein eigenes Auto kauft, der kann sich ein Anwohnerparkausweis, also eine persönliche Parklizenz besorgen", erklärt Wilhelm. "Für Carsharing-Fahrzeuge, also Leute die bewusst aufs eigene Auto verzichten, gibt es diese Parklizenzmöglichkeit gerade nicht."

Denn effektiv sei ein "City Flitzer" nur, wenn er nah am Kunden sei und es auch viele Kunden gäbe, die ihn nutzen. So liege das Projekt in Dresden vorerst auf Eis, sagt Wilhelm. Doch man befinde sich im Austausch mit der Stadt. Abgeschrieben habe man den "City Flitzer" noch nicht.

Kritik: Konkurrenz zum Nahverkehr

Überzeugt werden muss unter anderem Linken-Stadtrat Jens Matthis, der gegen die Parklizenzen gestimmt hat. Er sieht die Neustadt bereits gut erschlossen: "Wenn immer man ein neues System in den Verkehr einführt, tritt das natürlich auch immer in Konkurrenz zu allen anderen vorhandenen Systemen."

Es sei zwar gewollt, dass die Menschen aufs eigene Auto verzichten, aber man müsse auch schauen wie stark zum Beispiel Leute von der Straßenbahn auf Carsharing umsteigen, wenn das eine größere Rolle spiele.

Für Matthis dürfe Carsharing keine Konkurrenz zum Nahverkehr darstellen, zumal die Dresdner Verkehrsbetriebe ebenfalls mit neuen Projekten versuchen, die Neustadt noch besser zu erschließen. Außerdem würden Autobesitzer nicht sofort ihr Auto verkaufen, nur, weil es den "City Flitzer" gibt. Im Endeffekt würde sich also die Zahl der Autos auf den Straßen erhöhen.

Leipzig: Carsharing und Nahverkehr verbunden

Ganz anders sieht man das in Leipzig. Die Linke im Leipziger Stadtrat bewertet den "City Flitzer" völlig anders. Auch in der Messestadt ist die Parkplatzsituation angespannt, sagt Linken-Stadtrat Michael Neuhaus.

Doch hier sehe man keine Konkurrenz zwischen Nahverkehr und Carsharing, sondern integriert sogar alles in der Fahrkarten-App der Leipziger Verkehrsbetriebe: "Und darüber soll man auch Fahrräder ausleihen und auch Carsharing-Angebote nutzen können."

Ziel der App sei es, unkompliziert auf alle Mobilitätsangebote der Stadt zugreifen zu können, erklärt Neuhaus. "Und dann kann man eben auch gucken, wo steht das nächste Auto und ist das Auto noch frei."

Das schlage sich auch in den Nutzerzahlen wider, sagt "teilAuto"-Sprecherin Wilhelm. In Leipzig habe sich die Nutzerzahl durch die Einführung der frei abstellbaren "City Flitzer" noch einmal deutlich erhöht. So nutzen mittlerweile 30.000 Menschen die Autos gemeinsam und damit fast doppelt so viele wie in Dresden.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 07. August 2022 | 06:00 Uhr