Jahresbericht 2021Viel mehr Pannen und Nachfragen beim Datenschutz in Sachsen
In Sachsen gab es 2021 viel mehr Datenpannen als in den Vorjahren. Die Datenschutzbeauftragte wertet das als Zeichen der weiteren Digitalisierung des Alltags. Viele Kontrollen der Datenschützerinnen und -schützer standen aber auch im Zusammenhang mit Corona. Informationen und Daten dazu dürfen nicht unbegrenzt aufgehoben werden.
Auf dieser Seite:
- Mehr Digitalisierung - mehr Datenpannen in Sachsen.
- Nachfragen und Beratungen gestiegen.
- Arbeitgeber, Gastwirte: Datenbestände wegen Corona überprüfen und löschen.
- Informationslücken beim Einsatz von Tracking- und Zusatzdiensten.
Der Sächsischen Datenschutzbeauftragten sind zum Vorjahr 923 Datenschutzverletzungen gemeldet worden. Im Vergleich zu 2020 entspricht das einer Steigerung um rund 45 Prozent. Das ist ein Ergebnis des Jahresberichts, den die Sächsische Datenschutzbeauftragte, Juliane Hundert, am Dienstag vorgestellt hat. "Wie in der Vergangenheit bereits prognostiziert, steigt angesichts der fortschreitenden Digitalisierung auch das Risiko für Datenpannen", sagte sie.
Rund ein Drittel dieser Datenschutzverletzungen seien auf Cyberkriminalität zurückzuführen. Häufig handelte es sich aber auch nur um Fehlversand, offene E-Mail-Verteiler oder Daten, die auf dem Postweg wegkamen. Zu den besonderen Vorfällen zählten im März 2021 die Sicherheitslücken in der E-Mailsoftware von Microsoft (Exchange-Server).
Mehr Nachfragen zum Umgang mit Daten
Zudem hätten 2021 mehr als 1.100 Beratungen zu Datenschutzfragen stattgefunden. Das sind neun Prozent mehr als 2020 - und fast genau so viele wie im Jahr 2018, als die vielfach diskutierte Datenschutz-Grundverordnung in Kraft trat. Die mehr als 200 Seiten umfassende Bilanz beruhe im Wesentlichen noch auf der Arbeit der Datenschutzbehörde unter Amtsvorgänger Andreas Schurig, hieß es. Dessen Dienst endete Silvester 2021.
Was wird aus den Datensammlungen zu Corona?
Viele Sorgen und Nachfragen habe es wegen der Datenspeicherung im Zusammenhang mit dem Coronavirus gegeben. Juliane Hundert nannte beispielhaft die Testpflicht für Urlaubsrückkehrer, 3G-Regeln am Arbeitsplatz, Tests in Schulklassen und die Quarantäne-Kontrolle durch Polizeibedienstete. Dazu sagte die Datenschutzbeauftragte: "Unternehmen und Behörden haben noch vorhandene Corona-Datenbestände umgehend zu überprüfen und nicht mehr erforderliche Daten zu löschen. Für die Kontaktnachverfolgung, wie sie beispielsweise in Restaurants oder Behörden üblich war, gibt es inzwischen keine gesetzliche Grundlage mehr."
Zutrittskontrollen zum Arbeitsplatz seien ebenfalls entfallen, denn Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dürfen den Impf-, Genesenen- und Teststatus von Beschäftigten grundsätzlich nicht mehr abfragen. Davon ausgenommen sind Einrichtungen und Firmen des Gesundheitswesens.
Gesundheitsdaten fachgerecht vernichten
Weil es sich bei den zu löschenden Daten und Unterlagen oft um besonders schützenswerte Gesundheitsdaten handelt, dürften die "nicht einfach in den Papierkorb geworfen werden, sondern sind fachgerecht zu vernichten". Bei Unklarheiten sollten Firmen frühzeitig ihre Datenschutzbeauftragten ansprechen oder sich Hilfe holen - auch bei der Datenschutzbeauftragten in Dresden.
Unternehmen und Behörden haben noch vorhandene Corona-Datenbestände umgehend zu überprüfen und nicht mehr erforderliche Daten zu löschen. Für die Kontaktnachverfolgung, wie sie beispielsweise in Restaurants oder Behörden üblich war, gibt es inzwischen keine gesetzliche Grundlage mehr.
Dr. Juliane Hundert | Sächsische Datenschutzbeauftragte
Viele Beschwerden zu Cookies und Tracking
Mit 1.254 Beschwerden und Hinweisen zu Datenschutzverstößen lag das Niveau auf dem des Jahres 2020. Ein Teil davon bezog sich auf soziale Medien. Juliane Hundert empfiehlt daher: "Betreiber von Websites und Apps sollten die Verwendung von Cookies und anderen Technologien dringend überprüfen. Der häufig unrechtmäßige Einsatz von Tracking- und Zusatzdiensten offenbart Informationsdefizite bei den Verantwortlichen. Hier liegt noch viel Aufklärungsarbeit vor uns."
- Den Jahresbericht zum Datenschutz 2021 können Sie hier nachlesen.
MDR (kk)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 24. Mai 2022 | 19:00 Uhr
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