Militärhistorisches Museum Dresden Gefälschte Dokumente zu Hitler-Attentat: Ausmaß größer als angenommen
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03. März 2023, 13:44 Uhr
Die in Dresden laufenden Ermittlungen wegen gefälschter Briefe und Dokumente des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg haben sich erheblich ausgeweitet. Als Tatverdächtiger wurde ein 51-Jähriger aus Neubrandenburg ermittelt.
Wegen mutmaßlich gefälschter Dokumente zum Stauffenberg-Attentat wird gegen einen Mann aus Neubrandenburg ermittelt. Wie die Staatsanwaltschaft und Polizei Dresden am Freitag mitteilten, soll der 51-Jährige dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden mindestens 24 gefälschte Dokumente der NS-Zeit verkauft haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden bei Durchsuchungen am Donnerstag in Neubrandenburg unter anderem sechs Schreibmaschinen, alte Tinte sowie Stempelfarbe sichergestellt.
Im Ergebnis [...] ist davon auszugehen, dass es sich zumindest bei 24 vom Militärhistorischen Museum in Dresden angekauften Schriftstücken mit hoher Wahrscheinlichkeit um Fälschungen handelt.
Gefälschte Schreiben von Stauffenberg und Olbricht
Die gefälschten Dokumente betreffen beispielsweise ein Schreiben von Claus Graf Schenk von Stauffenberg an den Generalstab des Heeres vom 26. Mai 1942 und ein Schreiben von General Friedrich Olbricht, datiert auf das Jahr 1943. Es bestehe der Verdacht, dass diese und weitere Dokumente entweder vom Beschuldigten selbst oder mit seinem Wissen von einem bislang unbekannten Dritten hergestellt wurden, um sie dann zu veräußern, so die Ermittler.
Einen ersten Verdacht hatte das Museum 2021 - allerdings nur bei zwei Dokumenten. Der Tatverdächtige hatte für die Dokumente rund 15.000 Euro erhalten. Die Dokumente waren dem Museum 2015 und 2016 angeboten worden. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf Betrug und Fälschung von Schriftstücken. Das Museum hatte Anzeige erstattet.
Verdachtsmomente im Rahmen einer Ausstellung schon 2019
Von Juli bis Dezember 2019 zeigte das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden eine Ausstellung anlässlich des 75. Jahrestages des Attentats auf Adolf Hitler und des geplanten Umsturzversuches vom 20. Juli 1944. Nach der Veröffentlichung des Katalogs kamen Verdachtsmomente auf, einige der dort gezeigten Dokumente seien gefälscht. Daraufhin wurden Ermittlungen eingeleitet, die den Verdacht teilweise bestätigten.
In der "Wolfsschanze", dem Führerhauptquartier der Machtzentrale der Nazis in Ostpreußen, scheiterte am 20. Juli 1944 ein Attentatsversuch auf Adolf Hitler. Noch am selben Tag wurden Stauffenberg und einige Mitverschwörer erschossen. Die Erinnerung an sie gilt heute als zentraler Bezugspunkt in der Werteorientierung der Bundeswehr, jährlich wird in Gedenkfeiern an ihre Tat erinnert.
MDR (dkö/kbe)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 03. März 2023 | 11:30 Uhr