Beleuchtungsprobe auf dem fertig aufgebauten Striezelmarkt 2021
Ob auf dem Striezelmarkt in Dresden dieses Jahr wieder so viele Buden öffnen wie vor der Pandemie, das hängt auch daran, ob genug Verkaufspersonal gefunden wird. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Arbeitskräftemangel Mitarbeitende für Weihnachtsmärkte in Dresden händeringend gesucht

11. Oktober 2022, 11:15 Uhr

Fast überall werden Arbeitskräfte gesucht: Nun wird es auf den Weihnachtsmärkten kritisch. Nach zwei Jahren Pandemie-Zwangspause suchen die Händler händeringend Verkaufspersonal. In Dresden gab es einen Anwerbetag. Vor allem Rentner suchen nach Beschäftigung, mit der sie ihr Einkommen aufbessern können.

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Personal für Sachsens Weihnachtsmärkte ist begehrt wie nie. Denn in der zweijährigen Corona-Zwangspause haben viele der früheren Gelegenheitsjobber und festen Mitarbeiter die Branche gewechselt und gehen lieber einer krisenfesten Tätigkeit nach. Unternehmer Holger Zastrow, der zwei Märkte in Dresden und Pirna betreibt, bekommt fehlendes Personal zu spüren.

Es würden sich weniger Händler und Gewerbetreibende für einen Marktstand interessieren. Er sagt: "Wir kämpfen wirklich um jeden einzelnen Händler, um jeden einzelnen Gastronomen". Inzwischen würden bestimmte Gewerke schon subventioniert, damit sie überhaupt noch kommen. "Wenn wir nicht nur Fressmärkte haben wollen, müssen wir neue Wege gehen." Die Stadt Dresden beschreitet einen neuen Weg und hat am Montag erstmals eine Jobbörse für Weihnachtsmärkte ausgerichtet.

Wenn wir nicht nur Fressmärkte haben wollen, müssen wir neue Wege gehen.

Holger Zastrow Weihnachtsmarktveranstalter

Hoffen auf Mitarbeitende in Krisenzeiten

Rund 20 Händler haben die Arbeitsmöglichkeiten auf Weihnachtsmärkten präsentiert. Sie hatten dabei nicht nur Studenten und Rentner im Blick, sondern auch Langzeitarbeitslose, Geflüchtete und Schüler. Die Mitarbeitenden werden nicht nur als klassisches Verkaufspersonal benötigt, sondern auch in der Küche, für den Auf- und Abbau der Stände, für Logistik und Reinigungsarbeiten. Auf einem Weihnachtsmarkt könne man gut einige Tausend Euro verdienen, ist Veranstalter Zastrow überzeugt.

Manche bislang zurückhaltende Händler hätten insgeheim die Hoffnung, dass die wirtschaftliche Situation bei einigen Menschen dazu führe, sich doch wieder für einen Nebenjob zu interessieren - auch wenn das vielleicht makaber klinge, so Zastrow.

Weniger erzgebirgische Männel auf Weihnachtsmärkten

Frederic Günther, Chef des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller, kennt mindestens zehn Hersteller und Händler, die nun mangels Personal auf Weihnachtsmärkte verzichten. "Es gibt auch einige, die schon einen Stand haben, aber noch gar nicht wissen, wen sie da reinstellen sollen."

Er geht davon aus, dass sowohl in Sachsen als auch in anderen Großstädten Deutschlands an weniger Ständen erzgebirgische Weihnachtsfiguren angeboten werden als vor der Pandemie. Viele Marktbetreiber aus ganz Deutschland würden beim Verband nach Händlern und Herstellern fragen, ob sie ihre traditionellen Produkte nicht auf Weihnachtsmärkten anbieten wollen.

Verkauf mittlerweile ins Internet verlagert

Der Verbandschef sagt, die Nachfrage nach Kunsthandwerk sei bei Kunden, insbesondere Sammlern, ungebrochen. Viele Anbieter würden aber nach zwei Pandemiejahren inzwischen erfolgreich online verkaufen und bei Marktbuden mit hohen Standgebühren und Personalproblemen kein Risiko eingehen wollen.

Günthers eigener elterlicher Betrieb aus Seiffen konzentriere sich beispielsweise auf Dresden und verzichte nun auf Marktstände in Plauen, Königstein und Zürich. Beim bisherigen Personal sei der Kontakt zu studentischen Mitarbeitern verloren gegangen, da diese inzwischen ins Berufsleben eingestiegen seien und eben nicht wie früher Bekannte als Nachfolger vom Job im Weihnachtsmarktstand überzeugt hätten. Dennoch habe er junge Leute - frühere Praktikanten und ehemalige Schüler - für die eigenen Marktstände gewinnen können. Zum Anwerbetag in Dresden kam er vor allem mit Senioren ins Gespräch. Und er selbst wolle auch wieder an Wochenenden in Dresden erzgebirgische Volkskunst anbieten.

Jobbörsen helfen beim Vermitteln

Bei der Studentischen Arbeitsvermittlung (Stav) in Dresden träfen bereits verstärkt Anfragen für Mitarbeitende in Weihnachtsmarktständen ein, hieß es auf Anfrage. Ein Mitarbeiter der Stav sagte MDR SACHSEN, stimmten die Bedingungen, seien die Jobs bei den Studierenden durchaus gefragt. Händler, die noch Unterstützung suchen, sollten sich frühzeitig melden. Eine Vermittlungsgebühr falle nur dann an, wenn ein Arbeitsvertrag zwischen der Firma und den Studierenden unterschrieben werde.

Der Sprecher der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen, Frank Vollgold, sagte, in der Vergangenheit seien viele Jobs auf Weihnachtsmärkten über langjährige Kontakte zwischen Händlern und Interessenten vergeben worden. Durch die Corona-Zwangspausen könnten einige dieser Kontakte verloren gegangen sein. Vollgold rät Arbeitgebern und Arbeitssuchenden, die Jobbörse der Arbeitsagentur online zu nutzen. Dort würden alle entsprechenden Angebote eingestellt. Jetzt sei die beste Zeit dafür. Laut Erfahrungen der Arbeitsvermittler sind die Jobs auf Weihnachtsmärkten besonders bei Studierenden und Hausfrauen gefragt.

Glühwein-Ausschank vorerst gesichert

Klassiker auf Weihnachtsmärkten sind Glühweinstände. Das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth ist nach Angaben von Unternehmenssprecher Martin Junge in diesem Jahr auf 15 Weihnachtsmärkten in Sachsen vertreten - von Görlitz über Dresden und Radebeul bis nach Leipzig, Chemnitz oder hinauf ins Erzgebirge. "Dort arbeiten wir jeweils mit langjährigen Partnern zusammen", so der Sprecher. Als Erlebnisweingut sei man nicht ausgenommen von den aktuellen Entwicklungen am Markt. "Auch wir müssen uns der Herausforderung stellen, wie wir auf den genannten Weihnachtsmärkten - ebenso wie in der Gastronomie vor Ort auf unserem Erlebnisweingut - entsprechendes Personal finden", so Junge.

Glühwein Getränk mit Dekoration und Schnee
Wackerbarth ist zuversichtlich, dass der Glühwein-Ausschank auch 2022 reibungslos läuft. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Aviation-Stock

Interesse an Dresdner Erfahrungen von außerhalb erwartet

Der Erfolg der Aktion in Dresden dürfte auch in anderen Städten Sachsens mit Interesse verfolgt werden. Denn bislang gab es so etwas noch nicht. Das Marktamt der Stadt Leipzig hat von vielen Standbetreibern zwar die Rückmeldung erhalten, dass sie Personal suchen, gute Leute aber nur schwer finden können. Doch Leipzig betrachtet das bisher als alleinige Aufgabe der Händler.

MDR (lam)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

28 Kommentare

hansfriederleistner am 12.10.2022

Haben sie schon mal gehört, daß demonstrieren zu den Grundrechten der Demokratie gehören? Wollen sie wieder, daß die Regierung bestimmt, wer demonstrieren darf?

Pattel am 12.10.2022

Wer das über die Jahre nicht bemerkte das die tradionellen Weihnachtsmärkte zum Jahrmarkt mutieren.
Dazu braucht man nicht die Befürchtungen eines Unternehmers wie Herr Zastro. Das Volk möchte nun mal "fressen +saufen"
Wohin Traditionen Führern spürt man ja...........

Germinator aus dem schoenen Erzgebirge am 11.10.2022

"ich spreche ausschließlich die Rentner an, welche rüstig zum Demonstrieren und Plakatetragen sind. "

Also die können sich was dazuverdienen und die die nicht so rüstig sind, lassen sie gern frieren?

oh oh😂

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