Nach Juwelendiebstahl Kunstsammlungen Dresden bekommen eigene Sicherheitsabteilung
Hauptinhalt
06. Oktober 2023, 19:17 Uhr
Ein spektakulärer Juwelendiebstahl vor knapp vier Jahren im Historischen Grünen Gewölbe in Dresden hielt die Kunstwelt in Atem. Wie konnten die Diebe Schmuckstücke im Millionenwert aus einem gesicherten Gebäude entwenden? Jetzt soll ein neues Sicherheitskonzept das wertvolle Inventar schützen. Dazu zählt auch eigenes Sicherheitspersonal.
- Die Staatlichen Kunstsammlungen bekommen eine neue Sicherheitsabteilung unter Leitung eines ehemaligen Bundespolizisten.
- Leitzentralen werden künftig von SKD-Personal besetzt.
- Die Sicherheitstechnik in den Museumsgebäuden soll verbessert werden.
Nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe stellen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ihr Sicherheitskonzept neu auf. Dafür sei eine neue Abteilung gegründet worden. Wie der kaufmännische Direktor der SKD, Dirk Burghardt, am Freitag sagte, wird der Sicherheitsdienst von dem ehemaligen Bundespolizisten Ralph Krüger geleitet. Krüger war zuletzt Vizepräsident der Bundespolizeidirektion Berlin und ist seit Juli bei dem Museumsbund tätig. Neben dem 66 Jahre alten Chef gehören fünf weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur neuen Abteilung.
SKD setzen auf eigenes Personal in den Leitzentralen
Ab Dezember soll die Leitzentrale im Residenzschloss nicht mehr von externen Dienstleistern besetzt werden, sondern von SKD-Personal. Statt zwei werden künftig drei Wachleute im Schloss arbeiten. Geplant ist, auch in weiteren Leitzentralen des Museumsverbundes eigene Mitarbeitende einzusetzen. Dafür seien insgesamt 23 Stellen vorgesehen. Zu den Staatlichen Kunstsammlungen gehören 15 Museen - neben dem Residenzschloss unter anderem die Gemäldegalerie Alte Meister im Zwinger, das Albertinum, das Kunstgewerbemuseum in Schloss Pillnitz oder das Grassi-Museum in Leipzig.
Fahrplan für den Ernstfall
Zu den Aufgaben der neuen Sicherheitsabteilung zählen laut Krüger auch die Analyse und Auswertung von Vorfällen in Museen weltweit sowie von Kriminalitätstrends. Man wolle aus Fehlern anderer lernen. Dank Zusammenarbeit mit der Polizei erhalte die Abteilung relevante Informationen etwa über auffällige Fahrzeuge. Das neue Konzept sehe zudem vor, dass Aufgaben und Abläufe im Ernstfall hinterlegt sind und das Personal in den Leitzentralen nicht mehr individuell entscheiden muss. "100 Prozent Sicherheit werden wir nie bekommen, aber wir können die Risiken minimieren", sagte Krüger.
Die SKD rechnen für Sicherheitsdienstleistungen 2024 mit rund 15 Millionen Euro an Kosten.
100 Prozent Sicherheit werden wir nie bekommen, aber wir können die Risiken minimieren.
Millioneninvestitionen in Gebäudesicherheit
Investiert wird den Angaben zufolge in den nächsten Jahren außerdem in die Sicherheit der Museumsgebäude und in Technik. Allein für das Dresdner Residenzschloss mit dem Grünen Gewölbe sind demnach rund 20 Millionen Euro veranschlagt. "Wir sind gerade dabei, die Sicherheitstechnik zu schärfen und erkannte Defizite bei Kameras und Lasertechnik zu beseitigen", sagte Krüger.
Bei dem Juwelendiebstahl von 2019 waren 21 Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe gestohlen worden, 18 Teile wurden zurückgegeben. Fünf Männer wurden im Mai zu Haftstrafen verurteilt. Nach dem Einbruch in das Grüne Gewölbe waren auch vier Mitarbeiter des Dresdner Wach- und Sicherungsinstituts (DWSI) ins Visier der Ermittler geraten. Die Verfahren gegen sie wurden eingestellt.
MDR (jr)/epd/dpa
maddog am 07.10.2023
Besteht die Möglichkeit das man Sicherheitslücken kannte und bewusst ignoriert hat? Wann wurde die Sicherheitstechnik zB das letzte mal erneuert? Die veröffentlichten Bilder der Überwachungskameras zeigen auf, das diese gnadenlos veraltet sind. Erfolgt eigentlich eine Überprüfung der Sicherheitsverantwortlichen der SKD? Werden da bei bekanntwerden von Duldung von relevanten Sicherheitslücken Köpfe rollen oder läuft alles nach Schema F weiter? Ein externer Dienstleister muss bei erkennen von Gefahren und Sicherheitslücken den Auftraggeber darüber in Kenntnis setzen. Liegen solche Meldungen vor, wenn ja wieviele und was betreffend? Wurden Sicherheitslücken gemeldet jedoch seitens der SKD ignoriert?
Hier sind viel zuviele Fragen offen.
Was soll durch eigene Mitarbeiter in den Zentralen anders werden, was nicht auch ein externer Dienstleister leisten kann? Sind die Monitore anders? Liegt es nicht vielmehr an eindeutigen Anweisungen, am regelmäßigen Training von Abläufen?
Simone am 07.10.2023
@Bernd1951
Die Antwort auf ihre Frage ist einfach:
Sicherheit kostet Geld und niemand sieht sie bzw. erkennt einen Nutzen darin, solange nichts geschieht.
Ohne den Druck von Versicherungen die auf gewisse Standards drängen liegt die Verantwortung beim Eigentümer und das ist in letzter Hinsicht das Land.
Wie in einer Firma schreien auch beim Land verschiedenste Bedarfsträger nach Geld und alle haben gute Argumente, warum sie es benötigen. Da die Summe des Geldes aber endlich ist, fällt immer jemand hinten runter.
nasowasaberauch am 07.10.2023
Als Sicherheitschefin könnt Frau Ackermann eingesetzt werden. Spaß beiseite. Mir ist ein Rätsel wie sich diese Generaldirektorin nach diesem Supergau auf diesem Stuhl halten konnte. In dieser Funktion ist man für alles zuständig, auch für die Sicherheit und schaut nach dem Einbruch nicht wie eine an das Gute im Menschen glaubende Jungfrau Maria in die Kameras. Ich hatte den Eindruck, dass sie diesen Enbruch in die Nähe der höheren Gewalt einsortiert. Vom Bode-Museum über das Grüne Gewölbe bis nach Manching, überall Unfähigkeit Kulturgüter zu schützen. Die Begünstigung der organisierten Kriminalität durch Staatsversagen ist ein anderes Thema, es besteht aber ein kausaler Zusammenhang.