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Letzte GenerationDresdner Klimaaktivist Bläul aus U-Haft in Schweden entlassen

02. September 2022, 13:19 Uhr

Die Klimaaktivisten der sogenannten Letzten Generation wollen mit zivilem Ungehorsam ihren Forderungen Nachdruck verleihen und nehmen dafür auch das Gefängnis in Kauf. Ein Dresdner befand sich nach einer Sitzblockade mehr als zwei Wochen in Stockholm in U-Haft. Jetzt ist er wieder auf freiem Fuß.

Der Dresdner Klimaaktivist Christian Bläul ist am Freitag aus der Untersuchungshaft in Schweden entlassen worden. Das teilte Lilly Schubert, Sprecherin der Protestorganisation "Letzte Generation", mit. Der Kopf der Dresdner Gruppe von "Letzte Generation" hatte sich Mitte August an einer Straßenblockade in der schwedischen Hauptstadt Stockholm beteiligt und war daraufhin von der Polizei festgenommen worden.Die schwedische Justiz wirft Bläul aufgrund der Sitzblockade Sabotage vor.

Am Freitagvormittag hatte der Prozess gegen den 40-Jährigen am Stockholmer Gericht begonnen. Ein Urteil steht noch aus, es soll am 16. September entschieden werden. Bläul dürfe das Land nun verlassen, sagte eine Sprecherin der Dresdner Gruppe von "Letzte Generation" MDR SACHSEN.

Gut zwei Wochen Untersuchungshaft

Am 17. August hatte sich Bläul in Stockholm an einer Straßenblockade der schwedischen Schwesterorganisation "Återställ Våtmarker" beteiligt, wie Lilly Schubert von der "Letzten Generation" MDR SACHSEN berichtete. Die schwedischen Klimaschützer von "Återställ Våtmarker" setzten sich mit der Aktion für die Wiederherstellung von Sumpfgebieten ein. Während die Aktivisten aus den skandinavischen Ländern nur für kurze Zeit festgenommen wurden, blieb der Deutsche in U-Haft. Dies sei mit einer möglichen Fluchtgefahr begründet worden, so Schubert.

Wenige Tage später wurde ein zweiter Deutscher, der Berliner Kevin Hecht, ebenfalls in Schweden festgenommen. Er hatte sich aus Solidarität zu Bläul an einer weiteren Straßenblockade von "Återställ Våtmarker" beteiligt. "Es war klar, dass die Möglichkeit besteht, dass jemand inhaftiert wird", so Schubert. Bläul und Hecht sind die ersten Bürger, die für ihren Einsatz für die Klimarettung in Schweden ins Gefängnis kamen, wie die Sprecherin der Protestorganisation betonte.

Wegen Sabotage angeklagt

Bläul war am Freitag in einem Eilverfahren vor Gericht gestellt werden. Die Anklage lautet auf Sabotage, teilte die Stockholmer Justizbehörde auf Anfrage von MDR SACHSEN mit. Dem Dresdner wird eine erhebliche Behinderung des öffentlichen Verkehrs vorgeworfen. Mit der Anklage auf Sabotage drohten Bläul als Höchststrafe bis zu vier Jahre Gefängnis. Das Auswärtige Amt verfolgt den Fall. "Der Betreffende wird durch die Botschaft Stockholm konsularisch betreut", heißt es aus Berlin.

Die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben während der U-Haft versucht, mit Bläul Kontakt zu halten: "Wie soll ich mit dem Wissen leben, dass wir unsere Kinder in den Tod schicken? Wenn ich mich jetzt dem fossilen Wahnsinn nicht in den Weg setze, kann ich im Leben keinem Kind mehr in die Augen schauen", schrieb der Physiker aus der Zelle. Über die Haftbedingungen beklagte sich der 40-Jährige nicht: "Es geht mir den Umständen entsprechend gut im Gefängnis. Ich werde das bis zum Ende durchstehen, weil ich meinem moralischen Kompass folge."

Erster Klimaaktivist in Deutschland verurteilt

In Deutschland war am Dienstag ein Leipziger Klimaaktivist der Letzten Generation erstmals in einem Strafverfahren verurteilt worden. Er hatte im Juni in Berlin an einer Straßenblockade teilgenommen. Laut Gerichtsurteil muss er nun 60 Sozialarbeitsstunden ableisten. Es war das erste Urteil von etwa 200 Strafverfahren wegen Straßenblockaden von Klimaschützern.

MDR

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 02. September 2022 | 14:00 Uhr