LandtagBauen in Sachsen: Zukunft aus Carbonbeton und Holz
In einer aktuellen Debatte hat sich der Sächsische Landtag mit der Zukunft für ein klimaneutrales und umweltfreundliches Bauen beschäftigt. Doch dann holte die Abgeordneten der Protest gegen den Kiesabbau nördlich von Dresden ein. Die Linken warfen den Grünen Ironie vor.
- In der Landtagsdebatte zum klimaneutralen Bauen in Sachsen werfen die Linken den Grünen mit Blick auf die Proteste im Kiestagebau Heidebogen Tatenlosigkeit vor.
- Nach Ansicht der SPD sollten Bund und Länder Förderrichtlinien überprüfen, um Bauen wieder kostengünstiger zu machen.
- Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) setzt große Hoffnungen in die Forschungsprojekte aus Sachsen, wie zum Beispiel den Cube der TU Dresden.
Baustoffrecycling, Kreislaufwirtschaft und neue Baustoffe – auf diese Säulen will sich die Regierungskoalition aus CDU, Grünen und SPD beim Thema Bauen künftig stützen. Das wurde in einer von den Grünen beantragten aktuellen Debatte deutlich.
Protest im Kiestagebau Heidebogen holt Abgeordnete ein
Doch zunächst bestimmte der Protest gegen die Erweiterung des Kiestagebaus im Heidebogen nördlich von Dresden die Diskussion. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Marco Böhme, nutzte das Thema und warf den Grünen Ironie vor. Auf der einen Seite diskutierten sie über klimaneutrales und umweltfreundliches Bauen, auf der anderen Seite unternähmen sie nichts gegen die bevorstehende Räumung des "Heibo"-Protestcamps. Mit dieser wilden Siedlung wehren sich seit Monaten Umweltschützer gegen die Tagebauerweiterung.
Nach Ansicht von Böhme muss auch die Bauwirtschaft in der allgegenwärtigen Klimakrise unter die Lupe genommen werden. "Das heißt auch, dass bereits genehmigte Verträge noch einmal überprüft werden müssen unter aktuellen Klimaschutzbedingungen und im Zweifelsfall muss es auch darum gehen, diese Genehmigung wieder zu entziehen."
Zschocke: Politik kann keine Genehmigungen stoppen
Der naturschutzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Volkmar Zschocke, erinnerte in der Debatte an die Rechtsgrundlage für den Kiesabbau. "Was wäre das denn für ein Rechtsstaat, in dem eine rechtskräftige Genehmigung durch eine Partei oder durch einen Minister gestoppt werden könnte." Häufig werde aber dagegen erfolgreich geklagt. Ein solcher Weg stehe den Anwohnern und Umweltverbänden immer offen.
AfD fordert: Bauen muss bezahlbar bleiben
Die AfD kritisierte die Verantwortlichen in Bund und Land, das Bauen mit immer mehr Vorschriften und Hürden verteuert zu haben. Der Parlamentarische Geschäftsführer Jan-Oliver Zwerg sagte, damit werde vor dem Hintergrund hoher Baupreise und steigender Zinsen jede Art von billigem und schnellem Bauen abgewürgt, etwa auch das Vorhaben von bundesweit 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. "Egal mit welchen Baustoffen wir bauen, es muss bezahlbar sein und das trifft auf alle Bauvorhaben zu."
Nach Ansicht des regionalpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Ingo Flemming, kann nicht die Politik die Baubranche neu aufstellen, das müsse sie schon selbst tun. Dass sie innovativ sei, zeigten schon jetzt viele Beispiele.
"Die TU Dresden hat einen Carbonbeton entwickelt, dessen Kohlenstofffasern dünner als ein menschliches Haar sind. Damit können bis zu 80 Prozent des Bewehrungsstahls eingespart werden. Die CO2-Emissionen werden um die Hälfte reduziert." Auch traditionelle Baumaterialien wie Lehm, Holz und Naturfasern rückten wieder stärker in den Blick von Architekten und Bauherren.
SPD will Förderrichtlinen überprüfen
Um Bauen künftig umweltfreundlicher und auch wieder billiger zu gestalten, riet der Sprecher für Klima- und Umweltschutz der SPD, Volkmar Winkler, dazu, die Förderrichtlinien in Bund und Ländern zu überprüfen. Zudem sollten Spekulationen mit Grundstücken und Immobilien unterbunden und mehr Flächen durch die öffentliche Hand erworben werden.
Regionalminister verweist auf Forschungsprojekte in Sachsen
Der Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (CDU), sagte, die neue sächsische Bauordnung erleichtere die Verwendung alternativer Baustoffe wie etwa Holz. Bei diesem Thema setze mittlerweile auch das Holzbaukompetenzzentrum sichtbare Akzente, die bundesweit und international wahrgenommen würden.
Forschung und Innovation seien die richtigen Ansätze. "Das gelingt aber nur, wenn man auch in der Praxis Beispiele schafft." So sei mit dem Cube in Dresden im vergangenen Jahr das erste mit Carbonbeton gebaute Haus eingeweiht worden. Und auch auf dem Gebiet des Baustoffrecyclings gibt es mittlerweile zahlreiche Forschungsprojekte in Sachsen.
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. Februar 2023 | 19:00 Uhr
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