Energiekrise Gas-Neukunden: Keine Wahl bei regionalen Anbietern?

08. Dezember 2022, 05:00 Uhr

Viele Gaskunden in Sachsen suchen aktuell einen neuen Anbieter. Doch das ist gar nicht so einfach, mitunter werden sie abgelehnt, weil einige Anbieter nur lokal begrenzt Verträge schließen. Vor diesem Problem steht auch MDR AKTUELL-Hörerin Sabine Sarnowski aus Radebeul. Sie hat sich gefragt, warum das so ist.

Sachsen ist ein Flickenteppich bei der Gasversorgung. Über 40 einzelne Versorgungsgebiete, sogenannte Konzessionsgebiete, gibt es im Freistaat. Es sind quasi abgesteckte Claims in denen ein Gasanbieter die Grundversorgung stellt.

Radebeul, wo unsere Hörerin wohnt, gehört zu den Stadtwerken Elbtal. Ab der Stadtgrenze zur Nachbarstadt Dresden, liefert die SachsenEnergie. Aber eben aktuell nicht über diese Grenze hinaus, so SachsenEnergie-Sprecherin Nora Weinhold: "Im Moment ist die Situation so, dass wir den Neukunden nur Grundversorgung anbieten. Das heißt nur für neue Kunden, die in unserem Grundversorgungsgebiet wohnen, sind Neuversorgungen mit Erdgas und Strom möglich."

Engpässe haben Auswirkungen auf Neukunden aus anderen Regionen

Früher war die SachsenEnergie auch bereit, Kunden aus anderen Regionen zu beliefern. Diese Verträge erfülle der Energielieferant natürlich auch weiterhin, denn dieser Verbrauch sei einkalkuliert.

Doch Neukunden würden für das Unternehmen aktuell große wirtschaftliche Unsicherheiten mit sich bringen, sagt Sprecherin Weinhold. Sie betonte, dass es der aktuellen Situation geschuldet sei, die schon eine Weile bestünde: "Seit die Energiemärkte so volatil sind und die Preissprünge relativ groß sind, bestehen natürlich viel höhere Risiken bei uns in der Energiebeschaffung, so dass wir da im Moment das Angebot einfach einschränken mussten, auf unsere Kunden die in unserem Grundversorgungsgebiet sind."

Verbraucherzentrale: Ablehnung rechtlich zulässig

Dass Gasversorger Kunden von außerhalb ihres Konzessionsgebietes ablehnen dürfen, ist rechtlich zulässig, sagt auch Lorenz Bücklein, Energieexperte der Verbraucherzentrale Sachsen. Ganz Sachsen ist unter den Gasversorgern aufgeteilt, so dass jeder Verbraucher zumindest einen Grundversorger hat. Dieser muss die Neukunden aus seinem Gebiet aufnehmen, so Bücklein: "Der Grundversorger ist normalerweise der, der in einem Konzessionsgebiet, das wie gesagt territorial eingegrenzt ist, die meisten Haushalte beliefert. Und das Ganze wird dann auf drei Jahre so festgelegt.

Allerdings unterscheiden sich die Unternehmen in der Größe ihres Liefergebietes und dadurch auch in ihrer Unternehmensgröße. Vom kleinen Stadtwerk bis zum Anbieter über mehrere Landkreise hinweg ist alles dabei. Und das führe dazu, dass die Anbieter schon auf Grund ihrer Wirtschaftlichkeit unterschiedliche Preise ansetzen könnten. Aktuell also eine ungünstige Situation für unsere Hörerin.

Verbraucherschützer beobachten Preisschwankungen am Markt

Allerdings kann sich das Blatt auch wieder zu ihren Gunsten wenden, erklärt der Verbraucherschützer: "Bei der Grundversorgung muss man sich immer im Klaren darüber sein, dass die aller sechs Wochen tatsächlich preislich verändert werden kann. Das heißt, es mag sein, dass jetzt der Preis grad am Günstigsten ist, schon in sechs Wochen kann das wiederum anders aussehen. Also wir beobachten grad am Markt auch relativ klar, dass Preise jetzt natürlich zum Jahresbeginn sehr stark noch mal angehoben werden."

So hat auch die SachsenEnergie erklärt, dass ihre Gaspreise ab 1. Januar leicht steigen. Und ob unsere Hörerin am Ende tatsächlich so eine große Differenz zahlt, ist auch von der geplanten Gaspreisbremse abhängig. Diese ist im Preis der Angebote nämlich auch noch nicht einkalkuliert, so Verbraucherschützer Bücklein.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 08. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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