Dresdner Zoo Richtfest: Orang-Utan-Haus wird teurer als geplant

28. November 2022, 20:03 Uhr

Baulärm statt Affengebrüll. Ein Jahr lang müssen sie noch warten. Dann sollen die Orang-Utans aus dem Dresdner Zoo umziehen. Für die Menschenaffen heißt es dann: mehr Platz und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Am Montag wurde Richtfest gefeiert. Der Rohbau steht. Doch das neue Orang-Utan-Haus wird teurer als geplant. Und: Trotz der Verbesserungen, wird die Haltung von Menschenaffen in Zoos von Tierschutzorganisationen grundsätzlich in Frage gestellt und damit auch das neue Affenhaus kritisiert.

  • Die neue Anlage für die Dresdner Orang-Utas ist kreisrund und erinnert an einen Donut.
  • Die Lebensqualität der Primaten soll erheblich verbessert werden.
  • Die Haltung und Zucht von Menschenaffen wird von Tierschutzorganisation Peta kritisiert.

Am Montag wurde im Dresdner Zoo ein Richtfest für das neue Orang-Utan-Haus gefeiert. Der runde Rohbau steht und ist das bislang größte Bauprojekt in der 160-jährigen Geschichte des Dresdner Zoos. Die Baukosten für die Anlage belaufen sich laut Zoo auf 20 Millionen Euro. Das sind drei Millionen Euro mehr, als ursprünglich geplant. Bereits im August erklärte die Zooleitung, die zusätzlichen Kosten aus eigenen Mitteln zahlen zu können.

Wir haben 1,5 Millonen Euro bei der Dresdner Bevölkerung für den Neubau einsammeln können. Darauf bin ich richtig stolz. Es scheint auch ein Dresdner Herzensprojekt zu sein.

Karl-Heinz Ukena Dresdner Zoodirektor

Baukosten deutlich höher

Die Baukosten seien durch Eigenmittel und Spenden gedeckt, so Zoodirektor Karl-Heinz Ukena. 12 Millionen Euro hatte die Stadt Dresden dem Zoo als Darlehen gewährt. Der Zooverein Dresden steuerte 650.000 Euro für das neue Affenhaus bei und 1,5 Millionen Euro haben Dresdnerinnen und Dresdner gespendet, wie der Zoo gegenüber MDR Sachsen mitteilte.

Trotz der höheren Baukosten, zeigte sich der Dresdner Zoo zuversichtlich, dass das restliche, fehlende Geld auch noch zusammenkommt. Grund für die Bauverteuerung sind gestiegene Materialkosten, besonders die Kosten für Panzerglas, Zement und Metall schlagen laut Zoo kräftig zu Buche. Die Eintrittspreise sollen sich allerdings den Angaben zufolge nicht erhöhen. Dafür werden andere Bauvorhaben erstmal hinten angestellt, wie beispielsweise der Streichelzoo, der eigentlich 2024 gebaut werden sollte.

Nachdem im Sommer letzten Jahres der Zoo Dresden mit dem Bau des Orang-Utan-Hauses begann, ist die Eröffnung nun für November 2023 geplant. Im Dezember stehen die Abdichtung und Dämmung des Dachs an sowie Putzarbeiten. Ab Januar wird in den Außenanlagen die Netzkonstruktion angebracht.

Neues Orang-Utan-Haus im Donut-Design

Das bisherige Orang-Utan-Haus entspricht dem Zoo zufolge nicht mehr den aktuellen Ansprüchen an moderne Tierhaltung. Die neue Anlage bietet den Menschenaffen bedeutend mehr Platz als: Das Gebäude hat einen Durchmesser von 60 Metern. Besucherinnen und Besucher sollen sich auf zwei Ebenen auf eine Erlebnisreise machen können. Die Gesamtfläche der Innengehege beträgt laut Wolfgang Ludwig, zoologischer Leiter in Dresden, etwas mehr als 400 Quadratmeter. Die Außenanlagen sind mit einer Fläche von mehr als 480 Quadratmetern sogar noch größer. Allerdings müssen die Orang-Utans ihr neues Zuhause teilen. Denn einziehen sollen auch andere Tiere - etwa Otter, Riesenschildkröten, Pythons und Reptilien wie Warane. Die anderen Arten sollen allerdings in gesonderten Gehegen untergebracht sein.


Dresdner Orang-Utans leben mehr als 30 Jahre in "Übergangslösung" Der Zoo Dresden will seit Jahren die Lebensbedingungen der Orang-Utans verbessern. Das alte Haus aus DDR-Zeiten wird den Ansprüchen an die Tierhaltung nicht mehr gerecht. Das Gebäude wurde 1985 zu DDR-Zeiten als Interimsgebäude für die Affen errichtet, auch damals schon ein Übergangsbau. Bislang werden die Dresdner Orang-Utans in 50 Quadratmeter kleinen und drei Meter hohen Gehegen gehalten. Im neuen Gebäude sollen sie mehr Platz bekommen. Doch an dem geplanten Neubau gibt es auch Kritik. Die Piratenpartei und die Tierschutzorganisation Peta stellen das Projekt grundsätzlich infrage.

Im Aufsichtsrat des Zoos hätten sich alle Fraktionen im Stadtrat für den Neubau ausgesprochen, das Projekt wurde seit mehreren Jahren geplant.

Bessere Lebensbedingungen für die Orang-Utans

Die Menschenaffen sollen künftig mehr Tageslicht bekommen, höher klettern können und mehr Privatsphäre erhalten. Ihre Lebensbedingungen sollen sich damit entscheidend verbessern, wie Wolfgang Ludwig, zoologischer Leiter in Dresden, erzählt. Sie werden, so Ludwig, mehr Wahlmöglichkeiten haben, wie sich beschäftigen wollen und wo sie sich aufhalten möchten. In Zukunft können die Orang-Utans vier Mal so hoch klettern wie jetzt und sich auf verschiedenen Ebenen aufhalten.

In der neuen Anlage werden die Orang-Utans mehr Platz haben und mehr Wahlmöglichkeiten, womit sie sich beschäftigen möchten. Sie können sich besser aus dem Weg gehen und wir werden soziale Kontakte besser arrangieren können.

Wolfgang Ludwig Zoologischer Leiter Zoo Dresden

Das Außengehege im Innenbereich soll Lärm- und windgeschützt sein. Es werde aufgespannte Netze geben, an denen sich Kletterpflanzen nach oben ranken sollen und große Kunstbäume mit Kletterseilen, erzählt Zoodirektor Karl-Heinz Ukena gegenüber MDR SACHSEN.

Menschenaffen in Zoos umstritten

Die Haltung von Menschenaffen in Zoos ist sehr umstritten. Vor Baubeginn im Dresdner Zoo hatte es beispielsweise Protest und eine Petition der Tierschutzorganisation Peta gegeben. Peta hatte im Jahr 2021 an die Dresdner Stadträte appelliert, dafür zu sorgen, dass im Dresdner Zoo keine weiteren Menschenaffen gezüchtet werden. Für die Tierschutzorganisation sei es grundsätzlich inakzeptabel, Menschenaffen in Gefangenschaft zu züchten. Daher wollten die Aktivistinnen und Aktivisten "den Neubau des Tiergefängnisses verhindern" und stattdessen die ihrer Ansicht nach "leidvolle Orang-Utan-Haltung" beenden.

Anzeige gegen Zoo Leipzig

Auch der Zoo Leipzig steht wiederholt wegen der Haltung von Menschenaffen in der Kritik. So hatte die Tierschutzorganisation Peta hat den vorgeblichen Fall eines verhaltensgestörten Orang-Utans dokumentiert und angezeigt. Ein Augenzeuge soll beobachtet haben, wie sich Anfang November 2022 ein Orang-Utan in seinem Gehege mehrfach übergeben und sein Erbrochenes gegessen hatte. Zuvor war ein Schimpanse nach Gewalt durch Artgenossen ertrunken, wie der Zoo Leipzig im September 2022 auf seiner Internetseite bestätigte. Der Zoo zeigte sich über den "ersten Vorfall" dieser Art mit Todesfolge in seinem Exotenareal "Pongoland" "zutiefst erschüttert".

Yvonne Würz von der Tierschutz-Organisastion Peta sagte gegenüber MDR SACHSEN: "Solche Verhaltensstörungen von in Zoos lebenden Menschenaffen sind leider keine Ausnahme, sondern durchweg die Regel. Sie entwickeln sich auch in vermeintlich bester Haltung, wie der im Leipziger Zoo". Die promovierte Biologin verweist auf eine Petition, mit der sich die Organisation auf ihrer Kampagnenwebsite "für ein Auslaufen der Menschenaffenhaltungen in deutschen Zoos" einsetzt.

Zoos weisen Tierschutz-Kritik zurück

Der Zoo Leipzig hat auf Anfrage von MDR SACHSEN die Kritik zurückgewiesen. Wie Zoo-Sprecherin Maria Saegebarth sagte, entspricht die Betreuung durch Tierpfleger, Zoologen und Veterinären "höchsten Standards". Die Anlage "Pongoland" genieße "in der Fachwelt einen guten Ruf". Die Anzeige beim Veterinäramt hingegen war zuletzt "noch in der Prüfung", wie ein Sprecher der Stadt Leipzig MDR SACHSEN am 18. November mitteilte. Erneute Anfragen zum aktuellen Stand der Dinge blieben am Montag unbeantwortet.

Auch im Zoo Dresden teilt man die Auffassung der Tierschutz-Organisation nicht. Wolfgang Ludwig sagte dazu: "Mit dem Neubau können wir den Menschenaffen gute Bedingungen bieten. Die Tiere sind nicht in Sumatra geboren, sondern im Zoo. Mit der neuen Anlage haben die Orang-Utans viele neue Freiheiten, vor allem was die Nutzung des Raums in die Höhe betrifft."

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSSPIEGEL | 28. November 2022 | 19:00 Uhr

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